personal- und organisationsentwicklung 32 wirtschaft + weiterbildung 04_2022 sollten Synergien in Teams fördern und damit den Output steigern. In den Folgejahren setzten sich Trends durch, die die Führungskraft als • ersten Personalentwickler sahen oder • gar als Coach, der den Mitarbeitern Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Spätestens mit Anbruch des neuen Jahrtausends ist die Erkenntnis in den meisten Unternehmen gewachsen, dass die Führungskraft nicht nur ein Beziehungsgestalter zu den Mitarbeitern sein sollte, sondern auch ein sehr guter Netzwerker im gesamten Unternehmen. Networking wird als überlebenswichtig angesehen, da auch das „Führen zur Seite“ immer stärker von mittleren und oberen Führungskräften gefordert wird. Mehr und mehr setzte sich seit den späten 1970er Jahren in vielen Unternehmen auch die Denkweise durch, dass man auch von „Königinnen“ sprechen sollte – Frauen kommen zunehmend in Führungspositionen – zunächst nur auf der Teamleiterebene, aber mit Anbruch der Jahrtausendwende auch immer mehr in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen. Der gute König fördert die Kooperation im Team So richten sich die meisten unternehmensinternen Auswahlverfahren für Führungskräfte viel weniger seit dieser Zeit an der fachlichen Qualifikation aus, sondern vielmehr an den Softskills und an den Fähigkeiten, sich zu vernetzen. Fazit: Die „Schlauen“ im Unternehmen sollen also eine Karriere in der Expertenlaufbahn wählen, die „Beziehungsstarken“ können führen. Der/die gute König/-in hat gelernt Wertschätzung zu zeigen und Kooperation im Team zu fördern. Er oder sie will nicht mitarbeiten und konzentriert sich ganz auf Führung. Er oder sie kann vernetzt denken und kommuniziert auch im Team der Führungskräfte kooperativ. Die Frage ist: „Lässt sich Coaching mit der gleichzeitigen Verantwortung, ‚ein König zu sein‘, verbinden?“ Das wird oft als unauflöslicher Widerspruch empfunden und einfach von den Unternehmen in Kauf genommen. Sprich, dieser Widerspruch führt zu Irritationen bei den Mitarbeitenden und führt dazu, dass die Rolle des Coachs häufig nicht wirklich gelebt werden kann. Die „Führungskraft als Coach“ scheint also situativ eine wichtige Führungsform zu sein – in der Geschichte der Führung ist es aber auch eine Übergangslösung zur heutigen Zeit. Und heute: König/-in unter Königen/-innen Das Patriarchat in Unternehmen endet – diese Erkenntnis ist unumstößlich und führt zu der Klarheit, dass es in Systemen weiterhin Führung geben wird, denn auch selbstgesteuerte Systeme brauchen Führung, die Frage ist nur: Wer führt? Mit dem Führungsverständnis „König/-in unter Königen/innen“ ist nicht gemeint, dass in der reinen Selbstorganisation das Seelenheil für alle Organisationen liegt. Wir treffen in der neuen Welt auf eine Vielzahl an neuen Führungsrollen im Unternehmen, die jedoch alle einen gemeinsamen Nenner haben: • Führen auf Augenhöhe und • Förderung von Kollaboration in Teams. Warum ist das so? Heutige Führungskräfte sehen sich zunächst einmal verschiedenen Trends mehr oder weniger ausgeliefert, die sie zum Handeln zwingen. Wir unterscheiden hierbei vier maßgebliche Einflussfaktoren, wie in der Grafik oben dargestellt. In fast allen Unternehmen wirken diese R Auf Führungsebene einwirkende Faktoren Neue Führung. Heutige Führungskräfte sehen sich zunächst einmal verschiedenen Trends mehr oder weniger ausgeliefert, die sie zum Handeln zwingen. Wir unterscheiden hierbei vier Einflussfaktoren. Quelle: ifsm Gesellschaftliche Einflüsse (Globalisierung, Liberalisierung, Frauen im Vormarsch, Demografie) Individuelle Einflüsse (Neue Werteorientierung, Generationenwechsel, Umweltbewusstsein junger Menschen) Organisationale Einflüsse (Selbstorganisation als Lösung, Bürgerbeteiligung, offene Organisationen) Technische Einflüsse (Digitalisierung, künstliche Intelligenz) Neue Führung Die neue Führungshaltung Die Balance. Viele Führungskräfte spüren die Sogwirkungen von zwei Seiten, der traditionellen und der neuen Welt. Für sie geht es darum, eine Balance zwischen den unten stehenden Aspekten zu finden. Sog aus der traditionellen Welt Sog aus der neuen Welt Verwaltungsgrundgedanke Emanzipation und Befreiung der Mitarbeiter Wettbewerb und Anreizsysteme Kollaboration und Teamarbeit Eigenverantwortung Gemeinsame Verantwortung Wissensexperten aufbauen und nutzen Wissen teilen und dokumentieren Delegation von Aufgaben Delegation von Verantwortung Eher Hierarchie Eher Heterarchie
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