Wirtschaft und Weiterbildung 4/2022

personal- und organisationsentwicklung 30 wirtschaft + weiterbildung 04_2022 wagen. Ich lehne mich dabei an die historischen Betrachtungen von Ferderic Laloux (2015) an, verpacke dies aber bewusst in die Metapher: „Die Geschichte der Könige“ – da ich es in diesem Bild eindringlicher und klarer finde. In der Urzeit und beim Militär: der starke König Die Geschichte von Führung beginnt in der Urzeit, und da können wir sicher davon ausgehen, dass Führung sehr oft durch Gewalt und Stärke erarbeitet wurde. Gewalt bestimmte auch die Interaktion und auch da können wir schon vermuten, dass Führungskräfte, die nur auf Gewalt gesetzt hatten, sicher schneller wieder durch Wettbewerb und Gegengewalt vom Königsthron gestürzt wurden, während die, die zusätzlich auf die Attribute (Kommunikation, Fürsorge et cetera) setzten, sich länger an der Machtposition hielten. Das Prinzip der Gewaltorganisation können wir heute noch bei den Gorillas beobachten. Sie pflegen das Prinzip des starken Königs, der das alleinige Sagen hat. Wenn es im Wald brennt und ein Gorilla den Brand entdeckt hat, macht er zunächst Meldung an den „Chef“. Erst wenn der ranghöchste Gorilla zum sofortigen Aufbruch ruft, kann die Gruppe die Flucht auch ergreifen. So konnte man feststellen, dass Gorillas viel häufiger einem Buschbrand zum Opfer fallen, als zum Beispiel Schimpansen. Diese haben das Prinzip: „Wer Gefahr wittert, darf führen!“ So bleiben die Schimpansen flexibel und letztendlich eher am Leben. Die Führungsattribute des starken Königs sind Entscheidungsstärke, Konsequenz und Durchsetzungskraft. Sind sie in der heutigen Zeit nicht mehr modern? Ich komme darauf zurück. Im Industriezeitalter: der kluge König In den Zeiten der Dampfmaschine etablierte sich mehr und mehr der Gedanke, dass eine Führungskraft in erster Linie ein Fachexperte sein sollte. Der beste Mitarbeiter wurde zur Führungskraft entwickelt. In einer Welt der überschaubaren Prozesse ging es darum, Menschen zu Führungskräften zu machen, die ihre Erkenntnisse multiplizieren konnten und die gute Leistung fachkundig kontrollieAuch Könige wurden, wenn sie dieses Prinzip von Führung nicht verstanden hatten, vom Volk nur geduldet. Nach dem Grundsatz: „Du kannst befehlen in die Kirche zu gehen, du kannst aber nicht befehlen zu beten!“ wurden diese Regenten vielleicht vom Volk erduldet – in dem Sinne, wie wir Führung verstehen, konnten sie jedoch auch schon in der Vergangenheit nicht führen. Es gab aber eine Zeit, in der die Menschheit dieses Prinzip von Führung noch nicht so herleitete, eine Zeit, in der Führung durch Unterdrückung gelebt wurde. Bevor wir uns also mit der „Führung im Wandel und Führung im 21. Jahrhundert“ beschäftigen, ergibt es einen Sinn, einen Blick in die Geschichte der Führung zu Vom „Vorarbeiter“ zum Beziehungsgestalter FÜHRUNG IM WANDEL. Führung entsteht in der sozialen Interaktion durch Beziehung und einem Austausch von Ideen, Meinungen und Bedürfnissen. Dies war in der Urzeit so und wird auch in der Zukunft so bleiben. Das heißt im Klartext: Das wirkliche Recht auf Führung musste man sich schon immer verdienen. Die Geschichte der Königinnen und Könige Führung. Ein Blick in die Geschichte der Führung, verpackt als Metapher, angelehnt an die historischen Betrachtungen von Ferderic Laloux (2015). Quelle: Von der Hierarchie zur Heterarchie, ifsm 2021 Zeit Vor ... Jahren Urzeit Vor 120 Jahren Vor 20 Jahren Heute Der starke König Urzeit Militär Der schlaue König Industriezeitalter Leistung zählt fachliche Expertise Der/Die gute König/-in beziehungsstark Coaching Networking König/-in unter Königen/-innen Selbstorganisation Kollaborationen

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