wirtschaft + weiterbildung 04_2022 15 Misserfolg ist gemeinsam zu analysieren und das weitere Vorgehen gemeinsam zu beraten • ein gereifter Chef will verstehen, was seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bewegt • ein gereifter Chef riskiert, anderen auch in schwierigen Situationen zu vertrauen. Die Personalentwicklung wird als Selbstfindungsprozess begriffen. Das Internetportal www.anthroposophie-lebensnah.de betont: „Selbermachen“ macht schon dem kleinen Kind weit mehr Freude, als alles Mögliche abgenommen zu bekommen von demjenigen, der es „besser“ kann. Personalentwicklung regt im Verständnis der Anthroposophie deshalb an erster Stelle den Drang zur Eigentätigkeit an. Auszubildende sind Lernlinge Eine Besonderheit stellte Götz Werners Ausbildungskonzept dar, das mehrere Auszeichnungen erhielt. Alle Auszubildenden („Lernlinge“ genannt) absolvieren während ihrer Ausbildung zwei Mal ein achttägiges Theaterprojekt. Mit Unterstützung von Profis sollen sie dadurch „Team- und Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, zielgerichtetes wie situationsangemessenes und flexibles Handeln“ einüben. Ziel ist es, sie mit einer Firma vertraut zu machen, die sich schließlich als „lernendes Unternehmen“ versteht. „Götz Werner ist im Hauptberuf ein Begeisterer. Einer, der nicht an die Trägheit glaubt, sondern an die Antigravitation, den Auftrieb“, das sagte der ebenfalls in Karlsruhe lebende Philosoph Peter Sloterdijk über Götz Werner. Dessen Ehrgeiz kann man übrigens auch an seinen sportlichen Erfolgen ablesen. Werner brachte es zu Erfolgen im Leistungssport des Ruderns. Im Gegensatz zu seinem Vater praktizierte Werner sein Leben lang einen humanen, dialogorientierten Führungsstil und gab seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen große Entscheidungsspielräume. Nach eigenen Angaben maß der DM-Gründer dem Arbeitsklima einen höheren Stellenwert bei als dem Unternehmensprofit. Für ein bedingungsloses Grundeinkommen Im Jahr 2008 nahmWerner seinen Abschied aus der operativen Verantwortung und widmete seine Zeit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, für die er in vielen Vorträgen und Diskussionsbeiträgen warb. In ihr sah er einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative zu ermöglichen und die Teilnahme wie die Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen. Dass er die Vollendung dieser Idee nicht mehr erleben würde, war ihm stets bewusst. Martin Pichler Buchtipp. Götz Werner: „Mit Vertrauen führen“, Concadora Verlag, Stuttgart 2021, 176 Seiten, 24,90 Euro
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