Wirtschaft und Weiterbildung 4/2022

aktuell 10 wirtschaft + weiterbildung 04_2022 Immer mehr Menschen machen sich so heftige Sorgen um ihr Leben, dass eine psychische Entgleisung droht. Das zeigen Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse, Hannover. So nahmen behandlungsbedürftige Angsterkrankungen von 2010 auf 2020 im Schnitt um rund 39 Prozent zu, bei Männern sogar um 58 Prozent. Auffallend hoch ist der Anstieg bei jungen Menschen. Bei den 18- bis 24-Jährigen stiegen Angsterkrankungen um 51 Prozent, bei den 12- bis 17-Jährigen sogar um gut 82 Prozent. „Das sind alarmierende Zahlen“, sagt die Krankenkasse – zumal alle Daten (obwohl sie erst jetzt veröffentlicht wurden) aus der Zeit vor Corona stammen. Krankhafte Ängste gelten neben Depressionen als die häufigsten psychischen Erkrankungen. „Betroffene haben eine übersteigerte Furcht vor bestimmten Situationen, Personen oder Gegenständen, die für ihre Mitmenschen normal und nicht bedrohlich sind. Ihre Sorgen bestimmen das Denken, Fühlen und Handeln dauerhaft KKH-STUDIE Immer mehr Menschen geraten in eine Angstspirale BOSTON UNIVERSITY SCHOOL OF MEDICINE Optimistische Alte leben dank weniger Stress gesünder und nehmen ihr Leben in den Klammergriff“, betont Dr. Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. „Betroffene fühlen sich ohnmächtig und hilflos. Aus Furcht vor Panik und Kontrollverlust ziehen sie sich aus dem sozialen Leben zurück und vereinsamen.“ Doch die Flucht – sei es durch Unterdrücken der Gefühle oder deren Betäubung mit Alkohol oder Beruhigungstabletten – führt in die Sackgasse. Denn unbegründete Ängste Immer mehr wissenschaftliche Beweise stützen einen Zusammenhang zwischen Optimismus und einem auffällig gesunden Altern. Laut der Forscherin Lewina Lee, einer Mitarbeiterin des Boston Healthcare System, steht jetzt wissenschaftlich nachvollziehbar fest: Menschen mit mehr können chronisch werden und zu Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Sucht führen. Zu den Ursachen von Angststörungen zählen Gewalterfahrungen, Scheidung oder finanzielle Sorgen, aber auch Stress sowie eine genetische Veranlagung. Über alle Altersgruppen hinweg dürften die Globalisierung und Digitalisierung und der damit verbundene Wandel sozialen Miteinanders sowie existenzielle Risiken Angststörungen forcieren. KKH Zentrale. Die KKH betreut ihre 1,6 Millionen Versicherten von Hannover aus. Foto: KKH Optimismus gehen mit dem täglichen Stress konstruktiver um und daher zeigen sie viel mehr emotionales Wohlbefinden. Forscher haben 233 ältere Männer begleitet, die zuerst einen Fragebogen zu ihrem Optimismus beantworteten. 14 Jahre später berichteten sie an acht aufeinander folgenden Abenden von den alltäglichen Stressfaktoren sowie von positiven und negativen Stimmungen. Optimistischere Männer berichten nicht nur von weniger negativen Stimmungen, sondern auch von mehr positiver Stimmung. Sie haben auch weniger Stressfaktoren angegeben, was nicht mit ihrer positiveren Stimmung zusammenhängt, sondern ihre geringeren Werte bei negativen Stimmungen erklärt. Studien haben zunehmend die Vorstellung unterstützt, dass Optimismus eine Ressource sein könnte, die eine gute Gesundheit und Langlebigkeit fördern könnte. Die Studie ergab, dass optimistische Menschen mit alltäglichen Stressoren anders umgehen, sodass ihr Optimismus sich positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Die Forschungsergebnisse wurden in den „Journals of Gerontology, Series B: Psychological Sciences and Social Sciences“ veröffentlicht.

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