Wirtschaft und Weiterbildung 6/2022

54 wirtschaft + weiterbildung 06_2022 hot from outside Das Buch könnte auch „Handbuch des Selbstcoachings“ heißen. Es wäre dann aber nur ein Coachingbuch unter vielen und niemandem in unserer Redaktion aufgefallen. Wir hätten das bedauert, denn die Autorin hat viele psychologische Erkenntnisse leicht verständlich zusammengefasst und um professionelle Coachingtools ergänzt, die aber niemanden überfordern, der alleine ist und sich gerade fragt, ob mit ihm etwas nicht stimmt. Zum Beispiel kennt die Autorin aus ihrer psychologischen Praxis das Problem, dass Jugendliche verzweifelt sind, wenn sie beim Formulieren eines Twitter-Feeds einen kleinen Fehler machen und dafür von Unbekannten mit massiver Kritik überzogen werden. Die in Psychologenkreisen allgemein geteilte Erkenntnis, dass scharfe Kritik viel über den Kritiker und nichts über die Persönlichkeit des Kritisierten aussagt, ist für viele Leserinnen und Leser bestimmt eine große Erleichterung. „You are not your mistakes“, bringt es die Autorin auf den Punkt und liefert zusätzlich noch sechs Ideen, wie man die negativen Gefühle, die oft mit Fehlern verbunden sind, an sich abprallen lassen und seine Fehler als Lernexperimente auf dem Weg zu einem bestimmten Ziel umdeuten kann. Wichtig ist auch der Hinweis, dass der Schreck über einen Fehler den Zugang zu unseren Emotionen blockiert und wir nicht merken, wie sehr wir uns schämen oder wie sehr unser Selbstvertrauen leidet. Hier macht die Autorin Mut, wenigstens die Blockaden wahrzunehmen und später die dahinter liegenden Emotionen zu erforschen. Das Buch hat den Titel „Handbuch“ verdient, weil es in acht Kapiteln jeweils ein in sich abgeschlossenes „alltägliches“ Coachingthema behandelt: • Depressive Stimmungen • Selbstmotivation • Emotionale Schmerzen • Kummer und Trauer • Selbstzweifel und Selbstkritik • Angstgefühle und Sorgen • Guter und schlechter Stress • Ein sinnvolles Leben leben (was durchaus im Widerspruch stehen kann zu dem Wunsch, immer glücklich sein zu wollen). Dr. Julie Smith ist eine klinische Psychologin, die über zehn Jahre in einer Klinik arbeitete. Heute ist sie Onlinelehrerin, Bloggerin und Inhaberin einer psychologischen Privatpraxis in Hampshire, England. Sie gilt in England als der erste Profi, der die Videoplattform Tiktok nutzte, um einfache, aber fachkundige Ratschläge und wirkungsvolle Bewältigungstechniken zu verbreiten, um besser durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu kommen. In der Coronakrise erreichte Smith auf Tiktok, Instagram und anderen Plattformen rund 500 Millionen Zuschauer. Alleine bei Tiktok waren es drei Millionen Follower. Dafür wurde sie von Tiktok mit dem Titel „Top 100 Creator“ ausgezeichnet. Auf dem Weg zum „Social Media Superstar“ (BBC) hat Smith gelernt, Wissen richtig knackig aufzubereiten. Selbstcoaching Navigationshilfe durch Krisen Dr. Julie Smith Why has nobody told me this before? Penguin Random House, Dublin 2022, 368 Seiten, 16,10 Euro Gudrun Porath Die freie Journalistin Gudrun Porath hat sich auf die zentralen Themen der Personalentwicklung und der Organisationsentwicklung spezialisiert. Sie ist E-LearningKolumnistin für www.haufe.de/personal und Mitglied des Programmbeirats „Corporate Digital Learning Experience“ der Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln. Außerdem schreibt sie regelmäßig für das „Personalmagazin“ und „Wirtschaft + Weiterbildung“. Fehler sind ein notwendiger Teil unseres Wachstums und Lernens. „ „

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