Wirtschaft und Weiterbildung 6/2022

training und coaching 48 wirtschaft + weiterbildung 06_2022 rend das Lernen im Seminar eine geringe Rolle spielt. Diese Ausrichtung ermöglicht Führungskräften nicht nur effektives, tiefes Lernen, sondern sich auch agil, ohne tagelange Unterbrechungen durch Lernmodule den konkreten Herausforderungen in ihrem Arbeitsumfeld zu stellen. Konkret begleiten wir die teilnehmenden Führungskräfte auf dem Weg, sich alternativen Haltungen und Weltsichten zu öffnen und dabei eine höhere Zukunfts- und Führungskompetenz für einen Erneuerungsprozess ihres Unternehmens zu entwickeln. In zwölf Anwesenheitstagen, aufgeteilt auf drei Module über fünf Monate, lernen Führungskräfte… • alternative Denkweisen zu entwickeln, um Grundannahmen, Werte und Strategien des Unternehmens erkennen und substantiell in Frage stellen zu können • ein integratives Problem-Lösungsverständnis zu entfalten, um neue Handlungsfelder im eigenen Unternehmenskontext gestalten zu können • sowie Individuen und Gruppen für alternative Orientierungsoptionen zu ermächtigen. Der Austausch mit unseren internationalen Netzwerk- und Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Praxis unterstützt dabei das Denken und Wahrnehmen über die operativen und zeitlichen Horizonte der eigenen Unternehmung hinaus sowie das Sichtbarmachen von Widersprüchen und Tabuisierungen latenter Themen. Lernorte waren bisher neben der Kunstuniversität Linz (Center for Future Design) die Universitäten St. Gallen (CH) und Stanford (USA). Erkenntnisse und wichtige Empfehlungen Nach eingehender Reflexion und Auseinandersetzung mit unseren eigenen, als auch mit den Erfahrungen unserer teilnehmenden Führungskräfte, haben sich für uns die nachfolgend aufgeführten Erkenntnisse für den Erfolg dieses Lernmodells ergeben. Daran gemessen kann die Grundstruktur der Foresight Journey als durchwegs robust und effektiv bezeichnet werden. Es wurde erfolgreich gearbeitet, mit vorzeigbaren Ergebnissen. Verbesserungen für Nachjustierungen haben wir vor allem im Bereich der Akquise identifiziert. Durch den oben beschriebenen Ablauf der Module konnte über den Zeitraum des Programms ein starkes Momentum für eine Veränderungsbereitschaft sowohl bei den teilnehmenden Führungskräften als auch deren Unternehmen erreicht werden. Dies wurde deutlich nicht nur durch positive Rückmeldungen, sondern vor allem dadurch, dass konkrete Initiativen auf Seiten der jeweiligen Unternehmen in Angriff genommen wurden. Als Beispiel sei hier stellvertretend ein österreichischer Technologiekonzern erwähnt, der einen Inkubatorprozess für neue Vorhaben startete, der nicht nur formal und baulich mittlerweile seine Verfestigung im Konzern fand, sondern auch operativ mit neuen Geschäftsfeldern nunmehr tätig ist. Die vier teilnehmenden Führungskräfte des betreffenden Konzerns wurden allesamt in Geschäftsführerpositionen befördert. Ähnlich erfolgreiche Initiativen, jedoch in unterschiedlicher Skalierung, konnten auch bei den anderen teilnehmenden Unternehmen ausgemacht werden. Da es sich bei der Foresight Journey um einen Prototyp handelte, konnte für die Bewerbung von teilnehmenden Führungskräften weder auf bestehende Referenzen noch auf einen Pool begeisterter Alumni verwiesen werden. Für Verantwortliche im Bereich Human Resources (HR) waren wir »Neuland«. Es bedurfte daher der direkten Kontaktaufnahme mit den Vorständen der jeweiligen Unternehmen und einer präzisen Darstellung des Nutzens – sowohl für das Unternehmen als auch gegenüber möglichen teilnehmenden Führungskräften. Die Darstellung eines starken Nutzens auf Seiten des Unternehmens konnte hierbei die Vorstandsentscheidung in Hinblick auf eine Teilnahme an unserem Programm wesentlich begünstigen. Über die Zusammensetzung der teilnehmenden Führungskräfte konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden: Führungskräfte sollten nur in Zweierteams pro Unternehmen und Projekt teilnehmen, um Erfahrungen am konkreten Projekt auch abseits der drei Präsenzmodule mit einem Gegenüber austauschen R Prof. Dr. Michael Shamiyeh Er ist Inhaber des UNESCO Chairs for Anticipatory Techniques and Future Design, Gründer und Leiter des Center for Future Design (CFD) und war von 2017 bis 2020 Gastprofessor an der Stanford University, USA. University of Art and Design, Center for Future Design, Hauptplatz 6, 4020 Linz, Tel. +43(0)732 78982218 www.michaelshamiyeh.com www.c-fd.eu AUTOREN Prof. Dr. Bolko von Oetinger Seit 2004 lehrt er Strategisches Management als Honorarprofessor an der WHU in Koblenz/Vallendar, seit 2018 auch im Executive Education Programm der WHU in Düsseldorf. Er gehört dem Beirat des Center for Future Design der Kunstuniversität Linz an. Er erwarb unter anderem einen MBA an der Stanford Graduate School of Business. bolko.v.oetinger@hotmail.de Buchtipp. Das Praxisbeispiel in diesem Fachartikel wurde von den Autoren ausführlich in dem Buch „HR-Trends 2022“ beschrieben. Karlheinz Schwuchow, Joachim Gutmann (Hrsg.): HR-Trends 2022, Haufe 2021, 519 Seiten, 109 Euro

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