training und coaching 46 wirtschaft + weiterbildung 06_2022 scherweise als eine Kombination aus traditionellem Präsenzunterricht mit einer Form von virtuellem Lernen, wie E-Learning-Modulen, Webinaren oder Veranstaltungen im virtuellen Klassenzimmer, verstanden. Die Verwendung verschiedener Medien und Methoden soll zwar die Effektivität und Flexibilität des Lernens erhöhen, der Ansatz greift aber zu kurz im Hinblick auf das, wie Personen in Organisationen lernen. Hierzu bedarf es eines weiter gefassten Verständnisses von Blended Learning: formelles Lernen muss mit arbeitsplatzbasierten beziehungsweise informellen Lernmöglichkeiten kombiniert werden (Singh, 2021): • Formelles Lernen im Klassenzimmer bietet dabei die einzigartigen Möglichkeiten für den Aufbau von Fähigkeiten, Peer-to-Peer-Learning, Bewertung, Erfahrungsaktivitäten, Coaching und kritischer Reflexionszeit in einer Umgebung, die von den Ablenkungen des Arbeitsplatzes entfernt ist. • Informelles Lernen fügt spontane, unstrukturierte, von der lernenden Person gesteuerte Erfahrungen in die Mischung ein. Es nutzt Bewertung, HeNeue Wege in der Weiterbildung von Führungskräften werden insbesondere im informellen Lernen gesehen, da es die lernende Person und die Lektionen, die aus der Erfahrung im Umgang mit konkreten Situationen am Arbeitsplatz gewonnen werden können, in den Mittelpunkt stellt. In der Forschung ist man gar zu dem Schluss gekommen, dass informelles Lernen allgegenwärtig und zentral für das Lernen in Organisationen ist. Die an der Columbia University tätige Forscherin Marsick und ihre Kollegen (2006) konnten etwa in einer groß angelegten Erhebung zeigen, dass viele kritische Fähigkeiten für die Produktivität von Mitarbeitern und Unternehmen nicht nur informell erworben werden, sondern dass dieses informelle Lernen gar einen Großteil – bis zu 70 Prozent – des gesamten Lernens am Arbeitsplatz ausmacht. Das jüngste Interesse am 70-20-10-Ansatz kann als eine Erweiterung der Erkenntnisse aus informellem Lernen betrachtet werden. Es steht für ein Modell des Lernens am Arbeitsplatz, das darauf beruht, dass etwa 70 Prozent des Lernens aus Erfahrung, Experimentieren und Reflexion resultieren, etwa 20 Prozent aus der Arbeit und dem Austausch mit anderen stammen sowie etwa 10 Prozent aus geplanten Lernlösungen und dem Studium von Fachlektüre kommen (Arets, Jennings, Heijnen, 2016). Der 70-20-10-Ansatz kombiniert drei Aspekte des Lernens zu einem integrierten, koordinierten Modell und ist nicht zu verwechseln mit einem traditionell verstandenen Ansatz von integriertem Lernen oder Blended Learning. Blended Learning wird typiForesight Journey – Lernen auf neuen Wegen FÜHRUNGSKRÄFTETRAINING. „Führungskräfte lernen und verändern sich am effektivsten durch eigene Erfahrung bei der Bewältigung realer Herausforderungen“, davon sind die Autoren dieses Fachartikels, Professor Michael Shamiyeh und Professor Bolko von Oetinger, überzeugt. Sie haben ein Programm zur Entwicklung von Führungskräften initiiert, das die Weiterbildung mit dem operativen Kerngeschäft verbindet. Foto: ra2 studio / AdobeStock
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