Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021

grundls grundgesetz Boris Grundl 56 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 Ich spreche viele Menschen gerne direkt an: „Was sind Ihre drei Topstärken und wie können Sie diese zur vollen Blüte bringen?“ Stille. Schließlich die Ant- wort: „Da muss ich erst mal in meinem alten Semi- narordner nachschauen.“ Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Sie wiederholt sich. Der Klassiker. Konzentration aufs Kennen, nicht aufs Können. Im Vordergrund vieler Seminare steht das Vermitteln von Wissen, nicht die Trans- formation in Wirkung. Es ist ein großer Unterschied zwischen Stärken messen und erkennen und deren Transformation in Ergebnisse. Deswegen frage ich Sie ganz direkt: Kennen Sie Ihre Begabungen? Wis- sen Sie, was Sie richtig gut können? Was Sie schnell lernen? Welche Wirkung andere beeindruckt? Oder kurz: Wo Ihre Daseinsberechtigung in der Zukunft liegt? Viele müssen bei diesen Fragen zu lange nachdenken. Sie kennen vielleicht ihre Stärken, haben jedoch kaum Stärkenbewusstsein. Und wie bewusst sind Ihnen Ihre Schwächen? Wo sind Sie mit sich selbst unzufrieden? Wo haben Sie regelmäßig ein schlechtes Gewissen? Und was ist Ihnen bewusster: Stärken oder Schwächen? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht leicht. Richtig schwierig wird es, wenn wir erkennen, dass wir etwas anderes vorgeben, als wir wirklich sind. Auf der einen Seite steht die Ehrlichkeit uns selbst gegenüber, auf der anderen der Wunsch, ein Bild zu vermitteln, das wir gerne wären. Ein lebenslanger Kampf. Dabei könnte es so einfach sein. Stärken sind ent- wickelte Talente. Und Talente zeigen uns, für was wir gemeint worden sind. Sie sind ein innerer Ruf. Die Kombination unserer Talente macht uns einzigartig. Sie führen zu unserer Berufung. Unser Image zeigt uns, wer wir sein wollen. Unsere Talente zeigen uns, wer wir sind. Wer seine Talente erkennt, diese zu Stärken entwickelt und damit anderen Menschen dient, mit dem müssen wir nie wieder über die Sinn- haftigkeit im Leben reden. Wie gehen wir mit unseren Defiziten um? Auch diese sollten uns bewusst sein. Jedoch anders. Es gibt unerträgliche und erträgliche Schwächen. Wer im Monat 2.300 Euro verdient und regelmäßig 2.500 Euro ausgibt, leidet an einer unerträglichen Schwäche. Sie muss erträglich gemacht werden. Wer eine schwache Orientierung hat, kann auch beim Fahrradfahren ein Navigationssystem nutzen. Für erträgliche Schwächen finden wir Lösungen. Meistens brauchen wir dabei die Hilfe anderer. Sie dienen uns mit ihren Stärken, und wir dienen ihnen mit unseren. Das macht uns teamfähig. In Summe wird die Welt so zu einem besseren Ort. Dieses Bewusstsein gilt für Menschen, Produkte und Organisationen. Unsere Zukunft, unsere Daseinsberechtigung und Einzigartigkeit entstehen über das Bewusstsein von Talenten, die wir zu Stärken transformie- ren. Maschinen müssen perfekt laufen. Dort müssen wir Defizite ausmerzen. Ich hoffe, dass Sie in Ihrem Denken den Unterschied zwischen Maschine und Mensch ken- nen. Sie sind ein Mensch. Und mit Stärken und Schwächen gesegnet. Mit Licht und Schatten. Wie heißt es so schön: Menschen werden für ihre Stär- ken respektiert und für ihre Schwächen geliebt. Deswegen möchte ich Sie einladen, mal wieder Ihren Blick auf Ihre wirklichen Talente zu schärfen. Sind Sie auf Zielkurs „Berufung“? Sie entscheiden. Jeden Tag aufs Neue. Paragraf 92 Stärke dein Stärkenbewusstsein! Boris Grundl ist Managementtrainer und Inhaber des Grundl Leadership Instituts, das Unternehmen befähigt, ihrer Führungsverantwortung gerecht zu werden. Er gilt bei Managern und Medien als „der Menschenentwickler“ (Süddeutsche Zeitung). Sein jüngstes Buch heißt „Verstehen heißt nicht einverstanden sein“ (Econ Verlag, Oktober 2017). Boris Grundl zeigt, wie wir uns von oberflächlichem Schwarz-Weiß-Denken verabschieden. Wie wir lernen, klug hinzuhören, differenzierter zu bewerten, die Perspektiven zu wechseln und unsere Sicht zu erweitern. www.borisgrundl.de Talente zeigen uns, für was wir gemeint worden sind. Sie sind ein innerer Ruf. „ „

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