Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021
54 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 hot from outside John Mackey (67) ist ein in den USA sehr bekannter Geschäftsmann, der seine ersten Berufserfah- rungen in einer vegetarischen Konsumgenossen- schaft sammelte und später mit Geschäftspartnern die Bio-Supermarktkette „Whole Foods Market“ gründete. Seine Werte: „Nur höchste Qualität ver- kaufen“, „Kunden zufriedenstellen und begeistern“, „Wachstum und Glück der Teammitglieder fördern“, „eine Win-win-Partnerschaft mit den Lieferanten praktizieren“, „Gewinne und Wohlstand schaffen“. Mackey hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass die Wirklichkeit voller Widersprüche steckt. So musste er, als seine Bio-Kette an ihre Wachs- tumsgrenzen kam, sein Lebenswerk im Jahr 2017 (für 13,7 Milliarden Dollar) an Amazon verkaufen. Mit seinem neuesten Buch will er viele seiner Erfahrungen, wie man ein „deeply human business“ betreibt, an Interessierte weitergeben. Er erzählt von persönlichen Herausforderungen und liefert auch die theoretischen Hintergründe und die prak- tischen Tools, um werteorientiert zu führen. Zum Glück hat er zwei kompetente Co-Autoren, die wohl dafür zuständig waren, dass sich im Buch gekonnt „Action“ und „Reflection“ abwechseln. Mackeys Geschichten drehen sich zum Beispiel um seine Art, Gerechtigkeit herzustellen, indem er die Gehälter von Führungskräften auf das 14-Fache des durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelts beschränkte. Alle Mitarbeiter konnten die Gehälter der anderen in der Personalabteilung in Erfahrung bringen, und 93 Prozent der gewährten Aktien optionen gingen an die normalen Mitarbeiter. Bevor neue Mitarbeiter fest angestellt wurden, mussten sie von einer Zweidrittelmehrheit der alten Teammit- glieder in geheimer Abstimmung akzeptiert worden sein. John Mackey setzte in Sachen Menschenfüh- rung auf einen „Coaching-Stil“, der den Mit- arbeitern half, ihre Stärken und Schwächen zu identifizieren. Wie ein guter Elternteil muss eine Führungskraft laut Mackey den Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, etwas zu versuchen, zu scheitern, sich weiterzubilden, um so letztlich das Selbstvertrauen zu stärken. Anfüh- rer müssen Hoffnung schaffen, Mitgefühl zeigen, Vertrauen aufbauen und Menschen das Erreichen ihrer Ziele ermöglichen. Und natürlich müssen Anführer Vorbilder in Sachen Lernbereitschaft sein. Wenn sich mehrere Dinge mit enormer Geschwin- digkeit ändern, dann ist die wichtigste Eigenschaft eines Leaders, neugierig zu sein und sich das benö- tigte Know-how anzueignen. Mackey empfiehlt das unablässige Lesen von Büchern („Not all readers are leaders, but all lea- ders are readers“) und zitiert die Hirnforschung, dass nur permanentes Lernen die Führungskräfte geistig aktiv halte. Deshalb schlägt der Autor auch allen Managern vor, von Zeit zu Zeit etwas Neues zu lernen (eine Fremdsprache, eine Computersprache, ein Musikinstrument …), denn zum Problemelösen brauche man die „Geisteshaltung eines Anfängers“ und keine Selbstzufriedenheit. Erfahrungsbericht Neugierig sein und viel lesen John Mackey, Steve McIntosh, Carter Phipps Conscious Leadership, Penguin Random House, New York 2020, 252 Seiten, 24 Euro Gudrun Porath Not all readers are leaders, but all leaders are readers. „ „ Die freie Journalistin Gudrun Porath hat sich auf die zentralen Themen der Personalentwicklung und der Organisationsentwicklung spezialisiert. Sie ist E-Learning- Kolumnistin für www.haufe.de/personal un d Mitglied des Programmbeirats „Corporate Digital Learning Experience“ der Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln. Außerdem schreibt sie regelmäßig für das „Personalmagazin“ und „Wirtschaft + Weiterbildung“.
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