Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021

fachliteratur 52 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 Jede Führungskraft sollte Humor haben, weil sie mit Humor Spannungen abbauen und Pannen erträg­ licher machen kann. Die Autorin von „Humor ist Chefsache“ will keinesfalls, dass Chefs Witze aus­ wendig lernen, die sie auf Stichwort abfeuern. Sie will eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und humor­ voller Schlagfertigkeit, denn nur die hilft speziell in Krisensituationen weiter. Da den meisten Menschen nur selten (spontan) hu­ morvolle Bemerkungen einfallen, bietet das Buch unter anderem auch zehn Humortechniken. Zum Beispiel die Technik des „Spiegelns“. Spiegeln bedeu­ tet in diesem Zusammenhang, dass man etwas Ge­ sagtes mit eigenen Worten zusammenfasst und dabei übertreibt. Beispiel: Eine Mitarbeiterin beschwert sich beim Chef: „Sie müssen endlich einmal mit den Kollegen reden, denn auf mich hören sie nicht.“ Der Chef sagt: „Sie wollen also, dass der Sheriff das re­ gelt?“ Ein anderes Beispiel: Ein Chef fragt: „Wofür haben wir eigentlich das viele Geld ausgegeben?“ Der Projektleiter antwortet: „Sie befürchten, ich habe mir einen Urlaub auf den Bahamas finanziert?“ Die Kunst beim humorvollen (niemals zynischen) Spie­ geln besteht darin, dass man nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig übertreibt und gegenüber Chefs weiß, was man sich gerade noch erlauben kann. Eine andere Technik ist das „Umdeuten“. Einer Situ­ ation wird eine andere Bedeutung beziehungsweise ein anderer Sinn gegeben. Wenn bei einer Präsenta­ tion der Beamer ausfällt, sagt man: „Wir tun heute etwas für die Umwelt und sparen Strom.“ Umdeu­ ten hilft sehr, wenn einem ein Missgeschick passiert. Wirksam ist auch das „unsinnige Zustimmen“. Diese Technik ist bei Beleidigungen unschlagbar. Man be­ kommt einen Vorwurf gemacht und stimmt ihm auch noch zu. Eine Kollegin sagt zur anderen: „Immer weißt du alles besser.“ Die erwidert: „Ja, genau, du kannst mich auch Miss Wikipedia nennen.“ Ein Chef wird aufgefordert, sich um Banales zu kümmern, und antwortet: „Ja klar, ich bin auch noch für den Klimawandel und den Weltfrieden zuständig. Ich bin quasi der Weihnachtsmann. Schicken Sie mir einfach Ihren Wunschzettel.“ Aber Vorsicht: Es reicht nicht aus, lustig zu sein, um kompetent zu führen, denn eine kompetente Füh­ rung setzt sich aus vielen Aspekten zusammen. Doch Humor hilft und dieses Buch analysiert fundiert wie das geht. Die Autorin weiß aber auch, dass Humor trotz hilfreicher Techniken schiefgehen kann. Näm­ lich dann, wenn ein Chef nicht die nötige Empathie mitbringt. Die innere Bereitschaft zu Heiterkeit und Gelassenheit darf genauso wenig fehlen wie die grundsätzliche Wertschätzung anderer Menschen. Eva Ullmann gilt als die deutsche Humorexpertin, die den Humor im Business am gründlichsten erforscht hat. Es geht ihr um die passende Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor, die im Berufsalltag nötig ist, um Spannungen zu lösen und Pannen erträglich zu machen. Ullmann ist Gründe- rin des Deutschen Instituts für Humor, das seinen Sitz in Leipzig hat. AUTORIN Lachen heißt die Perspektive wechseln RATGEBER Eva Ullmann Humor ist Chefsache, Springer, Wiesbaden 2020, 438 Seiten, 22,99 Euro

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