Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021

wirtschaft + weiterbildung 02_2021 47 rungen und Kompetenzen. Zugleich aber den Mut zur Konfrontation, wenn jemand bestimmte Perspektiven nicht einnehmen will, nicht gut zuhört, zu viel interpretiert anstatt zu fragen. Die Hauptarbeit besteht aber darin, den Leuten klar zu machen, wo die Intentionen ihres Verhaltens nicht kongruent mit dessen Wirkung sind. Wenn sie diesen Zusammenhang ver­ stehen, sind sie auch bereit, gemeinsam Alternativen zu erarbeiten, um ihre Wirk­ samkeit zu erhöhen. Das klingt nach echter Arbeit! Doll: Ja, denn nach der Erkenntnis fängt die Arbeit erst richtig an. Vielen Verant­ wortlichen fehlt hierzu die Geduld, und sie lassen sich deshalb von den Heils­ versprechen verführen, die „Methoden- Freaks“ oftmals verbreiten. Das ist nicht selten fatal, denn mit jedem nicht-erfolg­ reichen Versuch zur Veränderung sinkt die Bereitschaft der Belegschaft, sich auf die nächste Methode einzulassen. Zum Glück waren und sind die Erwartungen von Herrn Brauer realistisch. Wie ist es bei den Ruppertsbergern bisher gelaufen? Brauer: Unser Berater arbeitet zurzeit mit den Führungsverantwortlichen in der Abfüllung. Von der Führungsmannschaft kam nach einiger Zeit der Impuls, ver­ stärkt mit Zahlen zu arbeiten – zum Bei­ spiel: Wieviel müssen wir im Zeitraum X abfüllen? Dabei spielen selbstverständlich die Chargengrößen ebenso eine Rolle wie die Komplexität. Manche Weine lassen sich einfacher abfüllen als andere, weil die Flaschenformen oder Etiketten einfa­ cher zu verarbeiten sind. Das wurde beim Vereinbaren der Kennzahlen berücksich­ tigt. So entstand mehr Klarheit in Bezug auf die wechselseitigen Erwartungen. Die absoluten Zahlen sind heute stabiler und höher, sodass wir 2020 erstmals seit langem recht entspannt in die Erntezeit gehen konnten. Und was mich besonders freut, ist: Die Stimmung aller Beteiligten hat sich verbessert, weil durch solche Maßnahmen mehr Planungssicherheit und weniger Stress entsteht. Auch der Stolz auf die eigene Leistung ist gestie­ gen. Ist das Projekt damit zu Ende? Brauer: Nein, definitiv nicht. Alle Beteilig­ ten sind überzeugt: Es besteht noch viel „Luft nach oben“. Der bisherige Erfolg spornt uns an und macht Lust auf mehr. Das Sichverändern und das Weiterent­ wickeln beginnt den Leuten sozusagen Spaß zu machen und genau dies wollte ich mit einem Veränderungsprojekt er­ reichen. Deshalb bin ich froh, dass unser Organisationsberater Herr Doll uns weiter unterstützt, denn letztendlich wollen wir unsere Innovationskraft und Produktivi­ tät weiter erhöhen, damit wir mittel- und langfristig für den Wettbewerb gewappnet sind. Interview: Lukas Leist Abfüllanlage. Die Ruppertsberger gelten als die am besten ausgestattete Kellerei der Pfalz. Tradition mischt sich mit Innovation. Büroteam. Der Innendienst sorgt für Ordnung und Service – von der Kellerbuchhaltung bis zum Export.

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