Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021
training und coaching 44 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 es, technisch auf der Höhe zu sein, un sere Kundenbeziehungen zu pflegen und neue Märkte zu erschließen. Die Schlüs selfaktoren sind aber unsere Mitglieder und Mitarbeiter. Wieso? Brauer: Vom Weinberg bis zum Kunden ist es ein weiter und komplexer Weg. Eine vermeintlich kleine Fehlentscheidung kann nicht nur einen Teil der Ernte ruinie ren. Deshalb sind bei der Betriebsführung neben den fachlichen auch persönliche und soziale Kompetenzen gefragt – auf allen Ebenen. Das meiste in unserer Ge nossenschaft ist Teamarbeit. Sich aufein ander verlassen zu können, offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren, sich gegenseitig zu vertrauen, sorgsam und eigenverantwortlich zu handeln und zugleich gut zu kooperieren, sind ent scheidende Erfolgsfaktoren. Mit Technik allein kommt man nicht ans Ziel. Wich tig ist auch die Unternehmens- und Füh rungskultur. Wie entwickeln Sie diese Kultur? Brauer: Wir schreiben uns das selbst auf die Fahne und engagieren hierfür auch immer wieder externe Berater, die unser Handeln aus externer Perspektive beleuchten und uns Impulse geben. Wir Wie kamen Sie als Winzereigenossen- schaft bislang durch die Coronakrise? Gerhard Brauer: Recht gut. Unsere Kun den sind von uns ein breites und zeitge mäßes Angebot, eine gleichbleibend gute Qualität, eine hohe Liefertreue und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gewohnt. Entsprechend treu sind sie. Zudem wer den unsere Weine unter anderem auch in Skandinavien, dem Baltikum, in England und China gerne getrunken. Wären wir nur in der hiesigen Gastronomie oder im deutschen Lebensmitteleinzelhandel un terwegs, hätten wir mehr Probleme. Brauchen Sie dann überhaupt ein Krisenmanagement? Brauer: Unter einem gutem Krisenmanagement verstehe ich, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Das ist schwierig, wenn sich wie in den letzten Monaten die Rahmenbedingungen per manent kurzfristig ändern. Seit Jahren fo kussiere ich mich jedoch beim Bestreben, unser Unternehmen langfristig profitabel und zukunftssicher aufzustellen, auch auf die Unternehmensführung. Das hat sich im bisherigen Krisenverlauf ausge zahlt. Was verstehen Sie unter „zukunftssicher aufstellen“? Brauer: Zum einen bedeutet dies, die Zeichen der Zeit im Anbau und bei der Weinstilistik zu berücksichtigen. Deshalb tauschen wir uns intensiv mit unseren Kunden und den Mitgliedern der Genos senschaft aus, um früh zu erkennen, was wahrscheinlich deren künftige Erwartun gen an uns sind. Zum anderen bedeutet Change Management im Weinkeller INTERVIEW. Die in der Pfalz sehr bekannte Winzergenossenschaft Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg eG lebt nicht nur von den fachlichen, sondern auch von den sozialen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter. Wie die Unternehmens- und Führungskultur verbessert wurde, schildern Gerhard Brauer, geschäftsführender Vorstand der Winzergenossenschaft, und sein Organisationsberater Klaus Doll in diesem Doppelinterview. Fotos: WRWH
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