Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021

training und coaching 40 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 Thema „lebenslange Lernreise“ ange- wandt werden. Das beherrschende Lernformat der Platt- form, die die Kunden in der Cloud nut- zen können, ist das Lehr-Video. Zusätz- lich gibt es Informationen in Form von PDFs und zum Abschluss jeder Lektion ein Quiz, für das zwecks Lernkontrolle Punkte gutgeschrieben werden. Ist ein Lernpfad beendet, erhalten die Lernenden ein Zertifikat. Gelernt wer- den kann überall, denn die Videos sind auch mobil zugänglich. Zusätzliche, neue Lernangebote werden den Lernenden per datenbasierter „Recommendation Engine“ empfohlen. Zukünftig sollen Unternehmen mit einem eigens einge- führten „Creator“ auch eigene Lernin- halte mit Masterplan-Lerninhalten ver- knüpfen, Lernpfade erstellen und diese Zielgruppen zuweisen können. Obwohl die Weiterbildungsbudgets deutscher Unternehmen während der Krise gelit- ten haben, rechnet Masterplan für das Jahr 2020 eigenen Angaben zufolge mit einem Wachstum von rund 300 Prozent. Entsprechend ambitioniert sind die Zu- kunftspläne für ein Lernportal, das ganz auf Skalierung ausgelegt ist. Personalisierung der Lernerfahrung Für Armin Hopp, Mitgründer und Vor- standsmitglied der Sprachlern-Plattform Speexx in München, steht ebenfalls der Nutzer im Vordergrund. Ebenso wichtig sei allerdings auch die weltweite Bereit- stellung und Lieferbarkeit der Inhalte; „auch in China“, so Hopp, dessen Unter- nehmen es tatsächlich geschafft hat, in Asien Fuß zu fassen. Ein zweiter wich- tiger Punkt sei die Personalisierung der Lernerfahrung. Die basiert bei Speexx auf einer Selbsteinschätzung der Nutzer, Tests und Jobprofilen sowie auf einer fortwährenden Auswertung des Lernver- haltens. Weil es sich bei Sprachen um einen eng eingegrenzten (und über den sechsstufigen Sprachstandard auch klar definierten) Bereich handele, ließen sich Wissenslücken gut beschreiben. Kleinste Wissensteile könnten über eine entspre- chende Datenbank mit kategorisierten Lerninhalten bereitgestellt werden. Hopp setzt nicht nur auf den sinnvollen Einsatz von Automatisierung und Algorithmen, sondern auch auf einen Menschen als Coach. Der Algorithmus könne idealer- weise entscheiden, wann es nötig sei, menschliche Unterstützung dazuzuho- len. Bei Speexx sind das muttersprachli- che Coachs, die im Zweifelsfall rund um die Uhr zur Verfügung stehen, um den Lernenden zu unterstützen. „Wir haben den Anspruch, Teil des digitalen Arbeits- platzes zu sein, und kein Sprachkurs im Internet“, sagt Armin Hopp. „Das können wir leisten.“ Gudrun Porath R Das aktuelle Potenzial von KI im E-Learning Cornerstone, ein kalifornisches Softwarehaus mit Sitz in Santa Monica, forscht seit Langem auch auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) und nutzt dazu Natural Lan- guage Processors (NLPs), die die natürliche Sprache verar- beiten können. Im Dienst von HR-Abteilungen suchen Algo- rithmen zum Beispiel nach Übereinstimmungen zwischen Positionen und Personen, deren Skills sorgfältig identifi- ziert werden. Diese Aufgabe geht deutlich über das hinaus, was ein einzelner HR-Experte leisten kann, denn die Bewer- tung erfolgt auch über Ländergrenzen hinweg. Karrieren in Unternehmen erhalten so eine völlig neue Perspektive. KI schlägt nützliche Kurse vor Beim E-Learning ist es entscheidend, den einzelnen Mitar- beiter dort abzuholen, wo er in seiner Karriereentwicklung steht. Auch hier kann die KI helfen, denn auf den Content- Plattformen von Cornerstone wurden schon über 400 Mil- lionen Lerneinheiten absolviert – also bis zum Kursende besucht. Das Unternehmen arbeitet im Bereich Content mit Technologien, die eine sehr genaue Einschätzung abliefern können, welche Themen und Trainings für einen bestimm- ten Mitarbeiter interessant sind. Dahinter steckt ein Sys- Cornerstone. Der Anbieter von E-Learning nutzt KI in erster Linie, um Lerninhalte besser zu personalisieren und zielgerichteter auszuliefern. tem, das permanent die anonymisierten Daten der Kunden aggregiert und auswertet. So überprüft das System bei- spielsweise, welche Kurse gerade aus welcher Region von welchen Mitarbeitenden auf welcher Karrierestufe abgeru- fen werden. Es ließe sich beispielsweise im Bereich Engi- neering sehr genau beobachten, welche Themen für andere Unternehmen am interessantesten sind. Unter Umständen kann man diese Information für die Weiterbildung der eige- nen Mitarbeitenden nutzen. Cornerstone nutzt KI auch, um Lernenden ein persönliches Lernportal zur Verfügung zu stellen. Darin sieht jeder Ler- nende auf einen Blick, welche Trainings ihm von seinem Arbeitgeber zugewiesen wurden. Das System macht auch Vorschläge für weitere Lerneinheiten, die passend sein könnten. Insbesondere für diese Art der Personalisierung von Lerninhalten spielt KI eine wichtige Rolle. Lerninhalte werden in Datenbanken in möglichst kleinen Einheiten hin- terlegt und mit dem Lernbedarf des jeweiligen Lernenden abgeglichen. In das Matching einbezogen werden zum Bei- spiel auch die Selbsteinschätzung des Lerners und seine Vorlieben, die sich aus dem bisherigen Lernverhalten able- sen lassen.

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