Wirtschaft und Weiterbildung 2/2021

titelthema 18 wirtschaft + weiterbildung 02_2021 04. Überwindung interner Hindernisse bei wichtigen Veränderungen. 05. Unterschiedliche Lernstile und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsweise. R „Das Thema Psychologie war schon immer interessant für Manager, aber es hatte nie eine hohe Priorität und stand auch nie wirklich auf der Tagesordnung“, erklärt Stephanie Stoss. Aufgrund der Co- ronapandemie habe sich das aber radikal geändert. Denn durch die erzwungene Virtualität leide zum Beispiel die emo- tionale Sicherheit der Chefs. „Manager müssen jetzt häufig erst einmal lernen, wie sie virtuell soziale Nähe herstellen können“, hat die Direktorin der offenen Programme an der Executive School der Universität St. Gallen beobachtet. Selbst Finanzchefs hätten derzeit großes Inte- resse an Antworten auf die Frage, wie man zu anderen Menschen einen guten Kontakt aufbaut und sein Vertrauen ge- winnt. Wer in der Vergangenheit einen Blick auf die Angebote der Executive Education deutschsprachiger Business Schools warf, fand nur wenige Angebote, in denen ex- plizit psychologische Inhalte genannt wurden. Allenfalls in einigen Leadership- Kursen fand man sie eher versteckt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Klar ist, dass so mancher Wirtschaftswissen- schaftler noch immer Berührungsängste mit einem vermeintlich „weichen Fach“ wie der Psychologie haben dürfte. Hinzu kommt, dass Psychologieprofessoren an deutschen Business Schools eher die Ausnahme sind. Oftmals werden entspre- chende Kurse „nur“ von wissenschafts- fernen, externen Beratern gegeben. Mehr Offenheit in den USA Anders ist das in den USA, wo die Kurse oftmals unter dem Begriff „Organizatio- nal Behavior“ (OB) laufen. „OB, das ist eine Mischung aus Psychologie, Soziolo- geht es darum, als Seniormanager ein optimales Arbeitsumfeld für seine Mitar- beiter zu schaffen. Die Manager lernen, sich selbst als Leader besser zu verstehen und sie lernen, wie man psychologische Sicherheit, Fairness und Vertrauen auf- bauen kann. Außerdem werden in einem achtwö- chigen Online-Programm („Changing Employee Behavior“) den Teilnehmern neueste Forschungsergebnisse aus der Verhaltensökonomik, der Kognitionspsy- chologie und der systemischen Psycho- therapie vermittelt und Hinweise für die praktische Umsetzung gegeben. „Füh- rungskräfte brauchen neuerdings mehr psychologisches Grundwissen darüber, wie Menschen ticken“, sagt Shlomo Ben- Hur, Professor für Leadership & Organi- zational Behavior am IMD und Leiter des Programms. So gebe es aus der mehr als 150-jährigen psychologischen Forschung unzählige nützliche Erkenntnisse, die den meisten Managern jedoch unbekannt seien. „Das wurde ihnen während ihrer gie, Politikwissenschaften, Anthropologie und etwas Ökonomie“, erklärt Konstantin Korotov, Professor of Organizational Be- havior an der ESMT Berlin. In den USA würden psychologische Inhalte generell häufiger vermittelt und oft gebe es sogar schon in der High School oder in einem Bachelor-Studiengang entsprechende Kurse. Zudem bestehe grundsätzlich eine größere Offenheit gegenüber psycholo- gischen Angeboten. In Europa gilt das IMD in Lausanne als eine der führenden Business Schools in Sachen Persönlichkeitsentwicklung. Die Schule (für die „Financial Times“ aktuell die Nummer eins in Sachen „offene Kurse in der Executive Education“) bietet zahl- reiche Programme mit psychologischem Hintergrund an - zum Beispiel den Kurs „Cultivating Leadership Energy through Awareness and Reflection“, der drei Mo- dule in Lausanne und auf Bali sowie ein Pre- und Postprogramm und insgesamt 20,5 Präsenztage (über einen Zeitraum von zehn Monaten) umfasst. Inhaltlich 06. Widrigkeiten mit Ausdauer, Ausdauer und nochmals Ausdauer begegnen. Fotos: Pichler Manfred F. R. Kets de Vries (Insead). Seine Arbeit dreht sich um die Dynamik des organisatorischen und individuellen Wandels.

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