Wirtschaft und Weiterbildung 4/2021
wirtschaft + weiterbildung 04_2021 41 Zudem gibt es auch die rein digitale Variante, bei der Live-Online-Trainings mit E-Learning Einheiten ergänzt wer- den. Die aktuelle Krise wirkt – trotz aller wirt- schaftlichen Verwerfungen in vielen Be- reichen wie ein Katalysator. Das Thema Digitalisierung gehört ebenso dazu wie die Veränderung des Arbeitsumfelds. Dem „New Normal“ als Unternehmen offen zu begegnen und die Veränderun- gen auch als Chance zu begegnen, ist wichtig. Führungskräfte und Personaler sollten dies vorleben. Der Bedarf an Wei- terbildung ist weiterhin hoch. Obwohl sich der IFO-Geschäftsklimaindex in den vergangenen Monaten stets verschlech- tert hat und einzelne Branchen es aktu- ell sehr hart getroffen hat, zeigen sich Kernbranchen zumindest derzeit noch widerstandsfähig. Nach Angaben des glo- bal tätigen Weiterbildungsdienstleisters Berlitz, sind folgende Branchen seit den Lockdowns sehr aktiv in der Fortbildung: Handel, Gesundheitswesen und Techno- logie sowie Pharma. Fremdsprachen sind Schlüsselqualifikation Besonders gefragt sind demnach Kurse, die helfen, die Komplexität der Arbeits- welt und die sich immer weiter fortset- zende Globalisierung besser zu meistern. Dazu zählen Fortbildungen zu den The- men „Wie leite ich ein virtuelles Team“, „Remote Leadership“, „Agil in die Zu- kunft“ und „Arbeiten 4.0“ sowie „Resili- enz am Arbeitsplatz“. Ganz vorne liegen allerdings Fremdsprachenkenntnisse im Arbeitsleben. Berlitz zufolge sind Fremd- sprachen in vielen Erwerbstätigkeiten mittlerweile selbst zu einer Schlüsselqua- lifikation geworden und fester Bestand- teil im Arbeitsalltag, wobei Englisch die am häufigsten verwendete Fremdsprache ist. Rund 68 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland benötigen Kenntnisse in Fremdsprachen, wobei für rund 46 Pro- zent Grundkenntnisse und für rund 22 Prozent Fachkenntnisse erforderlich sind, so eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung. Unterscheidet man nach dem Anforderungsniveau, wird deutlich, dass die Bedeutung von Fremdsprachen- kenntnissen bei Tätigkeiten, für die eine Berufsausbildung erforderlich ist, von rund 44 Prozent (2006), über 53 Prozent (2012) auf zuletzt 65 Prozent (2018) kon- tinuierlich gestiegen ist. Bei Tätigkeiten, für die ein Hochschulabschluss erforder- lich ist, stieg der Wert von rund 78 Pro- zent (2006), über 83 Prozent (2012) auf 89 Prozent (2018). Nach Berufssektoren differenziert sind es vor allem IT- und naturwissenschaft- liche Dienstleistungsberufe, in denen am häufigsten Fremdsprachenkenntnisse gefordert werden (rund 91 Prozent). Bei den kaufmännischen, unternehmensbe- zogenen, fertigungstechnischen und per- sonenbezogenen Dienstleistungsberufen sind es zwischen 70 und 75 Prozent der Erwerbstätigen, die Kenntnisse in Fremd- sprachen benötigen. Im Hinblick auf das Niveau der Fremdsprachenkenntnisse zeigt sich, dass Fachkenntnisse in erster Linie in Informatikberufen und weiteren Berufen der Informations- und Kommuni- kationstechnologien sowie in Berufen der technischen Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung, aber auch in Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen benötigt werden. Berufe, in denen über- durchschnittlich häufig fremdsprachliche Grundkenntnisse benötigt werden, sind vor allem Schutz-, Sicherheits- und Über- wachungsberufe, Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe sowie Verkaufsberufe und medizinische Gesundheitsberufe. Auch für Personaler gibt es digitale Unter- stützung, damit sie nicht den Überblick verlieren, wer, wann, wie geschult wer- den muss, egal, ob in Englisch oder fach- lich. Das Softwaretool Totara ist ein Bei- spiel dafür. Den Praxistest bei Berlitz, das es für die Schulung der eigenen bundes- weit 2.000 Mitarbeitenden nutzt, hat es bestanden. Personaldirektorin Ina Meyer: „Einsteiger werden automatisch angelegt und finden am ersten Arbeitstag ihren persönlichen Einarbeitungs- und Ent- wicklungsplan.“ So gibt es Schulungen, die jede Kollegin und jeder Kollege durch- läuft, Empfehlungen für bestimmte Fach- richtungen und Positionen, aber auch die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen, die sie mit ihren Vorgesetzen besprechen. Je nachdem, welche Quali- fikation ausgebaut werden soll, stehen Produkt- und Serviceschulungen ebenso zur Auswahl wie Excel-Seminare, Fremd- sprachen- oder Führungskräfte-Trainings. Vermittelt werden sie im Learning-Center über aufgezeichnete Videos, Online- Schulungen, Live-Seminare oder in einer Kombination aus allem. Haben die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter die verein- barten Schulungen durchlaufen, können die Mitarbeitenden einfach ihr anonymes Feedback via Smartphone abgeben. Um Firmen zu helfen, entwickelte Berlitz ein webbasiertes und für das Smartphone optimiertes Schulungsportal und stellt dieses künftig nicht nur den Trainings- teilnehmern selbst, sondern auch Perso- nalern bereit. Dort lassen sich Spracht- rainings und Business Seminare für die gesamte Firma buchen, verwalten und mit dem Reporting-Tool den Trainingsfort- schritt analysieren. Solche Auswertungen sind immens wichtig, um die Beschäf- tigten zielgerichtet fortbilden zu können und sie fitter für die berufliche Zukunft zu machen. Thomas Rentschler
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