Wirtschaft und Weiterbildung 4/2021
R wirtschaft + weiterbildung 04_2021 37 die Woche zur Verfügung steht. Gleich- zeitig dokumentiert die Anwendung den Coaching-Fortschritt. Das helfe auch bei den Entwicklungsgesprächen mit dem „menschlichen“ Coach weiter. Die Ge- spräche seien dann effektiver, weil man auf dem aufbauen könne, was sich der Klient selbst erarbeitet habe. Dafür bietet die Sklls-App neben indi- viduellem Coaching zu Themen, die sich spontan im Job ergeben, auch so- genannte Challenges, bei denen es um Entwicklung von Kompetenzen geht, die sich die Nutzer in vordefinierten, themen- bezogenen Coachings erarbeiten können und die sich automatisch nach und nach freischalten. Da geht es zum Beispiel um „Entscheidungen“, „Selbstorganisation“ oder „Alltagsstress“. Wichtig ist es aus Sicht der Psychologen, den Nutzer immer sofort in die Selbstreflektion und ins Tun zu bringen und immer den Bezug zur persönlichen Situation herzustellen. „So entsteht mit Hilfe der App ein kontinuier- licher Entwicklungsprozess und es wird nicht nur punktuell Coaching geboten“, beschreibt Eckert die Funktionsweise der eigenen wie vieler weiterer Coaching- Apps. Voll digitalisierte Selbstcoaching- Apps wie die von Sklls oder auch vom Karlsruher Start-up Evercoach, die beide auf eine Verzahnung mit der Personal- entwicklung setzen (die in ihren Anwen- dungen aber keine Life-Coachings mit menschlichen Coachs vorsehen), sind noch die Ausnahme auf dem deutschen Markt. Wesentlich häufiger zu finden sind digitale Plattformen, die „nur“ Ver- mittlungs- und Serviceleistungen anbie- ten, Coachings maximal mit Apps beglei- ten oder Coachings per Video in eine App integrieren. Neue Anbieter: „Digitale Coaching-Provider“ Jörg Middendorf und Michaela Ritter haben für die Anbieter digitaler Coa- ching-Dienstleistungen, den Begriff „Di- gitaler Coachingprovider“ (DCP) geprägt und den Markt mit ihrer „DCP 360“-Coa- ching-Umfrage näher beleuchtet. Zu den am meisten verbreiteten Geschäftsmo- dellen gehören demnach die Vermittlung von Coachs an Unternehmen und admi- nistrative Leistungen für Kunden. Immer mehr dieser Plattformen bieten außerdem eigene Kommunikationsmedien für die Durchführung von Coachings in Form von Apps oder Web-Apps an. Über eine App können die Nutzer zum Beispiel den passenden Coach finden, mit dem Coach per Videotelefonie oder Chat kommuni- zieren, vertiefende und zur Selbstreflek- tion anhaltende Übungen erhalten oder Checklisten abrufen. Auch das Reporting und die Erfolgskontrolle sind über eine App möglich. DCPs können Start-ups sein, die eher aus der Plattformökonomie kommen, aber auch Trainingsanbieter, Beratungs- unternehmen und Coaching-Agenturen. Das 2018 gegründete Berliner Start-up Coachhub etwa, aktuell finanziert mit 54 Millionen Dollar aus verschiedenen Investorenrunden, kommt aus der Platt- formökonomie und bildet mittlerweile den gesamten Coaching-Prozess, vom auf das Unternehmen angepasste Design über die Auswahl der Teilnehmer, deren Onboarding und das Reporting ab. Eve- lop_me heißt die Coaching-App der Or- ganisationsentwickler von Kienbaum, die ebenfalls vom Matching von Coach und Teilnehmer über das Live-Coaching per Video bis zur Prozesssteuerung den gesamten Coaching-Prozess digitalisie- ren und damit skalierbar machen soll. Auch Coachapp24, eine Ausgründung der Coaching Akademie München, setzt auf
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