Wirtschaft und Weiterbildung 4/2021
aktuell 12 wirtschaft + weiterbildung 04_2021 Ich habe vor vielen Jahren einmal von einem Marke- ting-Experten gelernt, dass über den Expertensta- tus eines Trainers nicht die Meinung der anderen Trainer entscheidet, sondern nur die Einschätzung der Zielgruppe, die der Trainer hat. Ob wir als Trainer oder Berater das Thema „Digi- talisierung“ wirklich „drauf“ haben, entscheiden nicht wir oder unsere Kollegen, sondern nur die Personalentwickler in den Unternehmen. Und ich sage voraus, dass junge Personalentwickler alten Trainern keine große Digitalkompetenz zuschreiben, weil sie alt sind. Ich habe in den vergangenen Monaten an unter- schiedlichen Stellen meine Sicht auf unsere Bran- che publiziert und zu Diskussionen eingeladen. Zu keinem Punkt habe ich so viel Widerspruch erhalten wie zum Thema „Generationswechsel“ bei den Trainingsanbietern. Eine Kollegin bemerkte, der Umgang mit dem digitalen Wandel sei doch keine Altersfrage, sondern eine Frage der Einstellung und der Bereitschaft, neue Skills zu erwerben und sich in die relevanten Tools einzuarbeiten. Das stimmt. Die Kollegin verwies auf ihren tech- nischen Moderator, der sie bei vielen Zoom-Kon- ferenzen perfekt unterstütze und der 68 Jahre alt sei. Ob ihn 30-jährige Personalentwicklerinnen als Experten akzeptieren würden, wage ich aber zu bezweifeln. Wie sieht die Lösung für ältere Trainer und Traine- rinnen aus? Nicht alle von uns können sich in den Vorruhestand verabschieden. Nischenstrategien könnten Erfolg haben. Damit meine ich, dass man als älterer Mensch zum Beispiel Trainings gibt zum Thema „Bewältigung der digitalen Transformation“ oder „erfolgreiche Online-Kollaboration“ – aber nur für die Zielgruppe der „50plus-Mitarbeiter“ eines Konzerns. Denn diese lebenserfahrenen Menschen haben wenig Lust, sich von agilen 27-jährigen Tech- nik-Nerds die Welt erklären zu lassen. Hier kann die alte Trainerin oder der alte Trainer als positives Rollenmodell dienen. Ein weiterer Tipp besteht darin, dass ein alter Trai- ner und ein junger Trainer ein Generationentandem bilden, so wie ich das auch mache. Wer gelegentlich im Doppelpack trainiert oder moderiert, hat wahrscheinlich die Erfahrung gemacht, dass es zusammen nicht nur mehr Spaß macht, sondern für die Teilnehmenden auch deut- lich gewinnbringender ist. Wenn man sich dann noch die Themen gut aufteilen kann und das Dop- pelpack auch noch in Alter und Geschlecht eine Unterscheidung bietet, ist es perfekt. Das mit dem Geschlecht hat bei meinem Kollegen und mir leider nicht hingehauen. Eine Warnung möchte ich trotzdem noch aussprechen: Auch wer eine perfekte, technisch versierte Co-Trainerin und einen entsprechenden Co-Trainer gefunden hat, steht immer noch unter dem Zwang, die eigene digitale Kompetenz „wirklich“ zu erhöhen. Denn aus der Trainingspraxis wissen wir: Alles zu delegieren, ist auch kein Zukunftsmodell. Gastkommentar Generationswechsel in der Trainingsbranche Albrecht Kresse Albrecht Kresse ist Gründer und Geschäftsführer von Edutrainment. Er ist auch Speaker, Trainer, Experte und visueller Zusammenfasser. Am liebsten entwickelt er innovative Lösungen für seine Kunden. Der Buchautor ist stets unterwegs auf der Suche nach dem ultimativen Trainingsdesign. Edutrainment Company GmbH, Winsstraße 12, D-10405 Berlin, Tel. 030 36417770, www.edutrainment.com Meine Empfehlung: Alt und Jung bilden Trainer-Tandems. „ „
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