Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2021
wirtschaft + weiterbildung 11/12_2021 45 Nach verschiedenen Managementposi- tionen bei General Motors war sie CFO und Mitglied der Geschäftsleitung von Nordzucker in Braunschweig, wurde 2012 Finanzvorstand und später alleiniger Vorstand und CEO von Nemetschek und führte das Unternehmen in den Tec Dax. Zuletzt, bevor sie im September 2021 zu ZF wechselte, war sie Geschäftsführerin und Group-CFO der Kirchhoff-Gruppe. Ulrike Graefe-Mody, die 2018 ihren Exe- cutive MBA an der Mannheim Business School erworben hat, kann das nur be- stätigen. Als sie mit dem MBA-Studium begann, hatte sie schon 16 Jahre Berufserfahrung und zwei elf- und neunjährige Kinder. Das sei schon stressig gewesen, erzählte sie 2019 der „ZEIT“. Damals war sie stell- vertretende Leiterin Medizin im Bereich Stoffwechselerkrankungen bei Boehringer Ingelheim. Heute ist sie dort Global Head Retinal Health. Als Naturwissenschaftle- rin sei sie zwar bestens ausgebildet ge- wesen, aber es fehlte ihr das Wissen über Marketing und Finanzplanung und um beruflich aufzusteigen, musste sie aus ihrer Nische raus, erklärt Graefe-Mody. Immer mehr Frauen zahlen ihr Studium selbst Dabei hatte sie das Glück, dass ihr Arbeit- geber das Studium bezahlte und sie auch an Studientagen keinen Urlaub nehmen musste. Die finanzielle Unterstützung bei berufsbegleitenden MBAs ist allerdings in den letzten Jahren immer mehr zur Ausnahme geworden. Laut Umfrage des Executive MBA Council (EMBAC) von 2020, einer weltweiten Interessensver- tretung von Business Schools mit mehr als 200 Mitgliedern, die mehr als 300 Exe- cutive MBA-Programme in mehr als 30 Ländern anbieten, übernimmt nur noch bei 18 Prozent der MBA-Teilnehmer der Arbeitgeber die vollen Kosten. Knapp 54 Prozent finanzieren ihr Studium komplett selbst. 2016 waren es erst 41 Prozent. Dabei bekommen Frauen weniger finan- zielle Unterstützung von ihrem Arbeit- geber als Männer (54 Prozent versus 51 Prozent). Dabei ist gerade der Executive MBA, der sich an Teilnehmer mit mehr- jähriger Berufs- und Führungserfahrung richtet, oft besonders teuer. Laut EMBAC liegen die durchschnittlichen Studienge- bühren bei 82.883 Dollar. An vielen Business Schools gibt es daher Stipendien für Frauen. Auch ESCP-Absol- ventin Catherine Gaudry bekam ein Sti- pendium in Höhe von 10.000 Euro von ihrer Business School. Aber natürlich sei es immer noch viel Geld gewesen, das sie für ihr Studium gezahlt hat. „Ich habe einfach gepokert, dass sich das langfris- tig rechnet“, sagt die Managerin. Auch an der WHU gibt es für MBA-Bewerberinnen verschiedene Stipendien wie das Women in Business Scholarship. Die britische Organisation hat es sich zur Aufgabe ge- macht, eine 30-prozentige Präsenz von Frauen in allen Vorständen und Topma- nagementpositionen zu erreichen. Dass Frauen sich seltener für ein MBA- Studium entscheiden und auch seltener in die C-Suite aufsteigen, habe sicher mehrere Gründe, glaubt Managerin Gaudry. So übernähmen Frauen noch immer den Großteil der Care-Work wie die Hausarbeit oder Kinderbetreuung und scheuten daher die zusätzliche Belastung durch ein Studium. Und je höher die zu besetzenden Positionen seien, desto wichtiger werde auch das entsprechende Netzwerk und das sei eben immer noch stark männlich geprägt. „Mit dem Exe- cutive MBA konnte ich mir ein größeres internationales Netzwerk aufzubauen“, sagt Gaudry. Daraus seien auch intensive Freundschaften entstanden. Und durch die Bearbeitung der Fallstudien im Team habe sie einen guten Einblick bekommen, wie das Geschäft in anderen Branchen und Ländern läuft und gelernt, sich bes- ser durchzusetzen und mit unterschied- lichen Menschen zusammenzuarbeiten. „Das MBA-Studium ist ideal für alle, die schnell ganz viel lernen wollen und Lust auf einen beruflichen Wandel haben“, resümiert die Managerin. „Damit schafft man sich einfach bessere Chancen für die Zukunft.“ Bärbel Schwertfeger
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