Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2021

R wirtschaft + weiterbildung 11/12_2021 43 nehmen, für die Chancengleichheit ein. Sie ermutigt Frauen zum MBA-Studium, hilft ihnen bei der Bewerbung um einen Studienplatz und unterstützt sie auch fi- nanziell mit Stipendien. Bis heute sind dabei 277 Millionen Dollar an mehr als 9.600 „Forté Fellows“ geflossen. Die meisten Partnerschulen kommen aus den USA, aus Europa sind nur ein paar we- nige Business Schools vertreten und der einzige Partner in Deutschland ist der Kel- logg-WHU Executive MBA, den die WHU Otto Beisheim School of Management mit der amerikanischen Kellogg School of Management anbietet. Die Bemühungen fruchten offenbar. So meldeten im ver- gangenen Jahr 54 Forté-Partnerschulen einen Anteil von 40 Prozent oder mehr Frauen in ihrem Vollzeit-MBA. Vor fünf Jahren war das erst bei zwölf Schulen der Fall und vor zehn Jahren nur bei einer Business School. Allerdings stie- gen die Bewerbungen – vor allem in den USA – insgesamt – vor allem aufgrund der schlechteren Wirtschaftslage wegen der Coronapandemie. Denn beim MBA- Studium gilt die Regel: Je schlechter der Arbeitsmarkt, desto mehr nutzen die Zeit für ein MBA-Studium. Eine Premiere gibt es in diesem Jahr an der 140 Jahre alten Wharton School an der University of Pennsylvania. An der Topschule starten in diesem Jahr erstmals sogar mehr Frauen als Männer mit ihrem MBA-Studium. 52 Prozent der 897 neuen MBA-Studierenden sind weiblich, zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Das sei auch das Ergebnis der jahrelangen Bemühungen, Vielfalt (Diversity, Equity and Inclusion – DEI) an der Wharton School zu fördern, schreibt die Schule, die heute von zwei Frauen geleitet wird: Deputy Dean Nancy Rothbard und Dean Erika James. Als weibliche Führungskraft wisse sie aus eigener Erfahrung, welche Bedeutung die angemessene Präsenz von Frauen für die spätere Karriere haben könne, so James, die als erste Frau die Topschule leitet. Umso ernüchternder sei es, dass Frauen immer noch nur einen ge- ringen Anteil an den Führungspositionen in den Unternehmen haben. Um mehr MBA-Studentinnen zu gewinnen, gibt es an der Schule vielfältige Aktivitäten wie Stipendien für herausragende Frauen, Konferenzen und Networking Events in den Studentenclubs wie „Wharton Women in Business“ sowie Kurse für alle Studierenden wie “Leading Diversity in Organizations”. Der im September veröffentlichte neue Forté Report “Do MBA Programs Provide An Equitable Application Process, Acade- mic Experience, and Career Outcomes?” zeigt jedoch, dass noch viel zu tun ist. An der Onlineumfrage nahmen 3.133 MBA- Studierende, Studieninteressenten und Alumni von 60 führenden MBA-Program- men teil. Zwar haben sich die Gehalts- unterschiede nach dem Abschluss verrin- gert. Doch langfristig ziehen Frauen noch immer den Kürzeren. Im Laufe der Karri- ere nimmt der Gehaltsunterschied rasant zu und Frauen erreichen deutlich selte- ner die C-Suite. Frauen werden weniger häufig befördert (1,2 Beförderungen statt 1,7 Beförderungen bei den Männern). Sie erreichen eine niedrigere Hierarchiestufe als Männer (Senior Manager statt Direk- tor) und sie haben im Schnitt 1,2 weni- ger direkt unterstellte Mitarbeitende als Männer. Gehaltsunterschiede immer noch ein Problem Das spiegelt sich natürlich auch im Ge- halt wider. Die Gender Gap, also der Ge- haltsunterschied bei MBA-Alumnis, ist zwischen 2016 und 2020 zwar von 39 auf 20 Prozent gesunken. Je höher Frauen jedoch in ihrer Karriere steigen, desto größer wird er wieder. So lag er 2020 bei MBA-Absolventinnen mit null bis zwei Jahren Berufserfahrung nach dem Stu- dium bei neun Prozent, bei neun oder mehr Jahren Berufserfahrung jedoch bei 35 Prozent. Dabei verdienten MBA-Absol- ventinnen 2020 im Schnitt 29.700 Dollar weniger als MBA-Absolventen - ein Un- terschied von 18 Prozent. Konkret waren das 147.412 Dollar bei den Frauen und 177.112 Dollar bei den Männern. Noch weniger verdienten Frauen, die Minder- heiten angehören: Sie bekamen 42 Pro- zent weniger als die Männer. Dabei hat die Forté Foundation auch nachgefragt, wie sich Diversity, Equity und Inclusion (DEI) bei der Bewerbung für einen MBA- Studienplatz, den akademischen Erfah- rungen und den Karriereerfolgen unter- scheidet. Das beginnt beim Auswahlpro-

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