Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2021
R wirtschaft + weiterbildung 11/12_2021 39 aus vier Elementen: Was wollen wir kon- kret gemeinsam erreichen? Wer tut was mit wem? Welche Ressourcen benötigen wir? Und was könnte uns am Erfolg hin- dern? Mit diesem Werkzeug bekommt jedes Teammitglied die Informationen, die es braucht, um zu wissen, wann es ein gutes Mitglied des Teams ist und zum Erfolg des Projekts beiträgt. Das erspart es, sich jeden Tag neu überlegen zu müs- sen, was man tun soll und auf was oder wen man Rücksicht nehmen sollte. Denn das kostet viel Energie und Zeit. So sind alle auf dem gleichen Stand. Alle verste- hen, was sie tun müssen, aber auch, was die anderen tun und dass sie sich alle ge- genseitig brauchen. Diese vier Punkte reichen, um erfolgreich zu sein? Mastrogiacomo: Die gute News ist, dass sich die Teammitglieder nur bei diesen vier Variablen einig sein müssen, um einen guten Job zu machen. Sie müssen zusammen über diese Punkte reden und sie klären. Wenn das fehlt, geht jeder von anderen Vermutungen aus und glaubt, der andere ist mit seinen Zielen oder Ak- tivitäten einverstanden, was aber nicht immer der Fall ist. So entstehen im Laufe des Projekts immer mehr Konflikte und Probleme. Die Team Alignment Map sorgt für eine bessere Koordination und damit wird das Team effizienter. Das ist gerade bei Innovationen sehr wichtig. Da än- dern sich die Informationen ständig und es gibt viel Unsicherheit. Man muss sich daher oft wieder neu abstimmen, wie man weitermacht. Mit diesem Werkzeug geht das einfach und schnell. Als zweiten wichtigen Faktor haben Sie das Klima im Team genannt. Mastrogiacomo: Es hat eine Weile ge- dauert, bis wir verstanden hatten, dass ein Team einfach innovativer ist, wenn es ein gutes Arbeitsklima gibt und diese beiden Dinge eng zusammenhängen. Dabei haben wir dann das Konzept von der Harvard-Professorin Amy Edmondson zur psychologischen Sicherheit in Teams entdeckt. Die psychologische Sicherheit ist ein Cousin von Vertrauen. Vertrauen gibt es zwischen zwei Menschen. Psy- chologische Sicherheit beschreibt die At- mosphäre im Team, also was du siehst und erlebst, wenn du die Tür öffnest. Lachen die Mitglieder miteinander? Gibt es Machtkämpfe oder gegenseitige Wert- schätzung? Viele Teams sind daran ge- scheitert, weil es ihnen an der psychologi- schen Sicherheit gefehlt hat. Die Mitglie- der glauben, dass sie im Team nicht frei sprechen können und sind davon über- zeugt, dass es Konsequenzen für sie hat, wenn sie offen ihre Meinung sagen. Wenn es psychologische Sicherheit gibt, dann kannst du auch sagen, was du denkst und das Team unterstützt dich, selbst wenn du damit falsch liegen solltest. Das erhöht die Effektivität des Teams. Innovationsteams in Unternehmen, die oft in sogenannten Innovations-Labs ausgelagert werden, stehen aber meist auch von außen unter Druck. Wenn das Team ein halbes Jahr nichts zustande bringt, wird das Management ungedul- dig. Ist da so was wie psychologische Sicherheit überhaupt realistisch? Mastrogiacomo: Sie muss einfach vor- handen sein. Wenn ein Team nichts lie- fert, muss man fragen, warum. Innova- tion bedeutet ja, dass man etwas Neues macht, was vorher keiner gemacht hat. Also hat auch keiner Erfahrung oder Ex- pertise damit. Alles was man tun kann, ist ein gutes Team mit den richtigen Fä- higkeiten zusammenzustellen, sodass es erforschen kann, was funktioniert und was nicht. Entscheidend ist, dass ständig ein kollektives Lernen stattfindet. Wir lernen aus unseren Versuchen, weil wir es nie vorher gemacht haben. Aber wenn man sich mit niemandem austauscht, findet kein kollektives Lernen statt. Kei- Foto: Christophe Senehi Stefano Mastrogiacomo. Er leitet seit über 20 Jahren digitale Projekte und berät Projektteams in internationalen Organisationen. Zudem lehrte und forschte er an der University of Lausanne, wo er auch promo- vierte. Er war federführend bei der Entwicklung der High-Impact Tools.
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