Wirtschaft und Weiterbildung 9/2021

training und coaching 44 wirtschaft + weiterbildung 09_2021 Weltweites Wachstum erwartet Die Zahlen stammen aus der aktuellen Studie „The Future of Lifelong and Executive Education“ der britischen Bera- tung Carrington Crisp, die sie in Kooperation mit Linkedin erhoben hat (www.carringtoncrisp.com). An der Onlinebe- fragung haben 501 Arbeitgeber teilgenommen. Die meis- ten Unternehmen kamen aus den USA, gefolgt von Indien, China, Großbritannien und Deutschland. 78 Prozent der Arbeitgeber erwarten, dass ihnen die Bildungsanbieter kurze Trainingseinheiten anbieten, die flexibel abrufbar sind. 81 Prozent geben an, dass ihre Organisation eine langfristige Beziehung mit Anbietern anstrebe, damit diese ein besseres Verständnis für ihr Geschäft aufbauen und einen maximalen Nutzen stiften könnten. 83 Prozent sagen, die Messung eines Impacts sei wichtig. Können Business Schools mithalten? Doch um von dem weltweiten Wachstum zu profitieren, müssen die Business Schools besser verstehen, was Unternehmen und Lernende wollen. So nützen bisher nur 35 Prozent der befragten Unternehmen Business Schools für ihre Lern- und Entwicklungsaktivitäten. Damit liegen sie hinter den Akademien von Berufsorganisationen oder globalen Trainingsfirmen. Auf die Frage, warum sie keine Business School nutzen, gab jeweils mehr als ein Fünftel der Unternehmen folgende Gründe an: Andere Weiterbil- dungsorganisationen bieten Programme an, die besser den Entwicklungsbedürfnissen entsprechen (24 Prozent), Business Schools sind zu teuer (24 Prozent), wir nützen nur firmeninterne Angebote (21 Prozent) und die Angebote der Business Schools sind zu theoretisch und entsprechen zu wenig den realen Herausforderungen, mit denen man im Geschäftsleben konfrontiert ist (20 Prozent). Umfrage. Die Budgets für die Abteilungen „Learning & Development“ werden in den nächsten zwei Jahren weltweit ausgebaut werden. 48 Prozent der befragten Unternehmen und damit fast die Hälfte wollen das Budget erhöhen. 41 Prozent wollen es stabil halten und nur elf Prozent kürzen. Gleichzeitig haben die Business Schools aber einen ent- scheidenden Vorteil gegenüber anderen Anbietern: So geben 68 Prozent der Lernenden an, dass ihr Hauptgrund für die Wahl einer Business School die Möglichkeit war, per- sönliche Netzwerke aufzubauen. 52 Prozent haben bereits Erfahrung mit der Business School und setzen daher erneut auf ihre Angebote. „Business Schools müssen viel smarter werden, sei im Marketing oder beim Kundenservice und sie müssen schneller werden“, sagt Andrew Crisp, Autor der Studie und Chef der Londoner Beratung Carrington Crisp. Die Kunden wollen schneller lernen, ein gutes Preis-Leis- tungsverhältnis und einen nachweisbaren Impact. Das sei nicht immer der Fall, weil Business Schools oftmals in ihrer akademischen Welt leben und recht langsam seien, wenn es um die Entwicklung neuer Programme gehe. „Die Schulen müssen mehr riskieren und experimentieren“, sagt Crisp. „Sie sind oft noch zu fokussiert auf ihre Degree- Programme.“ So habe man an der Said Business School an der Oxford Universität einen Onlinekurs zu Fintech getestet und habe schnell 1.000 Teilnehmende gewonnen. Inzwischen gebe es rund 20 Onlineprogramme und damit erwirtschafte die Schule gute Einnahmen. „Die Kurse sind enorm gefragt, obwohl man nur eine Teilnahmebestätigung bekommt“, sagt der Weiterbildungsexperte. „Aber Oxford macht sich eben gut im Lebenslauf.“ Da könnten die Busi- ness Schools mit ihrer Marke punkten. „Die Unternehmen akzeptierten inzwischen Onlinekurse, aber sie sollten bei einem renommierten Anbieter absolviert werden“, so Crisp. Fast drei Viertel der befragten Arbeitgeber setzen Online- unterricht weitgehend oder definitiv dem Präsenzunterricht gleich. Nur zehn Prozent fanden das nicht. 68 Prozent plä- dieren für ein kombiniertes Modell von Online- und Präsenz- unterricht. 63 Prozent glauben, dass Präsenzunterricht eine reichhaltigere Lernerfahrung bietet. Mit dem Onlinelernen haben die Business Schools inzwi- schen keine Probleme mehr. Professorin Barbara Stöttin- ger, Dekanin der WU Executive Academy an der Wirtschafts- universität Wien, sieht den Vorteil von Onlineangeboten in der größeren Individualität, da man besser auf unter- schiedliche Lernniveaus eingehen und trotzdem gleichzei- tig gemeinsam lernen könne. So könne man mit vorberei- tenden Inhalten, moderierten Foren und der synchronen Onlinebesprechung eigener Projekte den Bedürfnissen der einzelnen Teilnehmenden besser gerecht werden. Bärbel Schwertfeger

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