Wirtschaft und Weiterbildung 9/2021

R wirtschaft + weiterbildung 09_2021 43 rung auch als offene Programme an. Man kann also ein Modul absolvieren, weil man das Thema gerade im Job braucht und über entsprechende Prüfungsleis- tungen ECTS-Punkte erwerben, die dann später auf den MBA angerechnet werden können. Allerdings müssen dann auch die Kernfächer aus dem ersten Studien- abschnitt absolviert werden. „Manche Führungskräfte haben schon viel Erfah- rung und kommen über die Module aus der Spezialisierung zu uns“, beobachtet WU-Dekanin Stöttinger. „Dann merken sie, dass ihnen auch noch Wissen zu einem anderen Thema fehlt.“ Geplant ist zudem, im Herbst 2022 mit einem „My MBA“ (Arbeitstitel) zu starten, bei dem die Kernfächer im ersten Jahr zwar fest- stehen, im zweiten Jahr dann aber Mo- dule aus verschiedenen Spezialisierungen ausgewählt werden können. So gibt es zum Beispiel MBA-Programme mit Fokus auf „Entrepreneurship and In- novation“, „Project Management“ oder „Health Care Management“. Dabei werde es auch ein persönliches Coaching geben, bei dem man bespricht, was individuell passen würde und was man gerade oder künftig braucht. Denn man komme ja an eine Universität, um passgenaue Inhalte zu bekommen, die von erfahrenen Exper- tinnen und Experten kuratiert werden, so die Professorin. Dass es künftig mehr Bedarf an Beglei- tung und Beratung gebe, sieht auch Dr. Patricia Widmer. „Bei der Auswahl der passenden Weiterbildung sind viele über- fordert“, beobachtet die Programmdirek- torin Open Enrolment and Diversity an der Executive School of Management, Technology & Law der Universität St. Gal- len. „Sie brauchen jemanden, mit dem sie besprechen können, was für sie Sinn macht und was nicht.“ Auch in St. Gallen hat man das Thema „Stackable degrees“ bereits auf dem Schirm. Beim Executive Master Law & Manage- ment kann man sich die Module (zum Beispiel Datenschutz, Verhandeln, Un- ternehmensführung, Compliance oder Wirtschaftsrecht) individuell zusammen- stellen. Wer drei Module erfolgreich ab- solviert, bekommt ein Zertifikat, mit drei Zertifikaten gibt es ein Diplom und kann das dann bis zum Executive Master auf- stocken. Anbieter wollen sich von Coursera abheben Dabei werden die Teilnehmenden beglei- tet und bei der Auswahl unterstützt. Die individuelle Zusammenstellung der Mo- dule sei nicht banal, sagt Widmer. „Wenn man ein bisschen da und ein bisschen dort belege, stelle sich schnell die Frage, was das überhaupt für ein Abschluss sein soll“, so die Programmdirektorin. „Das muss man gut durchdenken und sauber analysieren, wo es Sinn macht und nicht einfach nur anbieten, weil es eben alle machen. Genau dies machen wir in St. Gallen und das wurde beim Executive Master Law & Management bereits um- gesetzt.“ Gerade mit der persönlichen Be- gleitung und den individuell passenden Angeboten könnten sich die Business Schools von den Lernplattformen wie Linkedin und Coursera abheben, deren Kurse oft sehr allgemein sind. Denn die werden zunehmend zur Kon- kurrenz. So gaben 58 Prozent der Unter- nehmen in der Studie an, dass sie den Wert von formalen Universitätsprogram- men aufgrund der zunehmenden Ange- bote auf Lernplattformen von Anbietern außerhalb des klassischen Bildungsmark- tes infrage stellen. „Wenn wir genau das- selbe anbieten, haben wir keine Chance“,

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