Wirtschaft und Weiterbildung 9/2021
wirtschaft + weiterbildung 09_2021 41 Mitarbeitende dabei unterstützen, die er- forderlichen Fähigkeiten für ein selbstor- ganisiertes Lernen zu entwickeln. Die Menschen nicht aus dem Blick verlieren Vielen Unternehmen war schnell klar: Das Online- lernen erfordert eine gewisse technische In- frastruktur und diese müssen wir aufbauen. Diesbezüglich hat sich im vergangenen Jahr viel getan. Die passende Technik ist aber nur der erste Schritt in eine neue Normalität. Wei- terbildner müssen sich auch der sozialen und emotionalen Aspekte einer netzgestützten Zusammenarbeit bewusst sein. E-Learning ist nicht nur ein technischer Prozess; es geht darum, Menschen in ihrer Entwicklung zu un- terstützen. Ein weiterer Vorteil der Di- gitalisierung ist: Mit ihr sind neue Per- sonengruppen für die Weiterbildung er- reichbar – zum Beispiel Menschen, die nicht außer Haus übernachten wollen oder können, Berufstätige, die nicht ein, zwei Tage im Betrieb fehlen können oder möchten, Personen, die sich nur ungern in einem Stuhlkreis anderen offenbaren. Wenn das neue Normal einen guten Mix unterschiedlicher Formate bietet, dann ist künftig ein Lernen möglich, das sich stärker an den individuellen Bedürfnis- sen des Einzelnen orientiert. Tipp: Profis reflektieren beim Aufbau einer neuen Lerninfrastruktur und Ent- wickeln neuer Lerndesigns immer wieder: Wer soll diese nutzen? Welche Kompetenzen sind hierfür nötig? Netiquette und ein lern- förderliches Klima etablieren Wir sind noch dabei, Umgangsformen für das neue Lernen und Arbeiten zu entwickeln. So zum Beispiel bezüglich der Frage, welche Einblicke wir bei der Teilnahme an Onlineseminaren zuhause anderen Menschen in unserer Privatleben gewähren. Erst allmählich wird manchem klar: Das benutzte Geschirr vom Vortag im Hintergrund macht keinen professio- nellen Eindruck. Deshalb stellen inzwi- schen viele Firmen ihren Mitarbeitenden gebrandete virtuelle Hintergründe für Vi- deokonferenzen zur Verfügung. Generell gilt: Beim Onlinelernen und hybriden Ler- nen werden die Beziehungen auch über digitale Kanäle gepflegt. Das erfordert außer wechselseitigem Respekt auch das Einhalten gewisser Regeln bei der Kom- munikation in Videokonferenzen, Chats und Foren. Tipp: Profis etablieren in ihrem Unternehmen eine Netiquette, die das Online- lernen und die offene, ver- trauensvolle Kommunikation fördert. In diesem Prozess müssen die Entschei- dungsträger als Vorbilder fungieren. Lernzeiten auch als Arbeitszeiten anerkennen Lernzeiten sollten von den Unternehmen als solche anerkannt und zur Verfügung gestellt werden. Hierzu zählt auch die Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit – zum Beispiel von Onlineseminaren. Lernen darf nicht zur Nebenbeibeschäf- tigung verkommen. Lernen braucht Zeit und Ruhe – digital oder analog. Meist entscheiden sich Mitarbeitende, wenn sie die Wahl haben, dafür, Onlineweiterbil- dungen im Homeoffice zu absolvieren, denn hier können sie sich ihre Lernumge- bung individuell gestalten. Tipp: Lernzeiten sollten von den Unternehmen als not- wendig anerkannt und zur Arbeitszeit gezählt werden. Das neue Normal sollte sein, dass Mitar- beitende auch Lernzeiten zu Hause ver- bringen können. Sabine Prohaska „ Lernzeit sollte als Arbeitszeit gezählt werden – auch die Lernzeit zu Hause.“ Tipp: Auf Kongressen und Messen können Sie die neuesten Technologien tes- ten. Zudem erhalten Sie dort Infos über mit der neuen Lerntech- nik bereits realisierte Projekte und die hierbei gesammelten Erfahrungen. Die Eigenverantwortung beim Lernen ist gestiegen Mein Team stellt seit 2016 den Teilneh- menden an unseren Weiterbildungen kurze Aufgaben und Videos vorab als Einstieg in das Trainingsthema zur Verfü- gung. Bis Mitte 2020 nutzten weniger als die Hälfte von ihnen dieses Angebot. Das hat sich geändert. Versenden wir heute einen Link mit den Login-Daten und der Beschreibung der Aufgaben, werden diese meist sogleich erledigt – von fast 100 Prozent der Teilnehmenden. Nicht selten fragen sie sogar schon Wochen vor der Weiterbildung nach, wann sie den Zugang zur Lernplattform und den Auf- gaben/Materialien erhalten. Darin zeigt sich ein Kulturwandel in Richtung eigen- verantwortliches Lernen. Tipp: Die Eigenverantwor- tung ist umso größer, je mehr Nutzen ihnen eine Weiterbildung bietet. Oft müssen die HR-Abteilungen aber noch
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==