Wirtschaft und Weiterbildung 9/2021

wirtschaft + weiterbildung 09_2021 35 Standorte der Business School oder als di- gitales Lernerlebnis zu absolvieren. Während die Studierenden im Executive MBA bereits im Sommer wieder Kurse auf dem Berliner Campus besuchen konnten, beginnen die Masterstudiengänge im Sep- tember. In welchem Umfang Präsenzun- terricht möglich ist, hängt letztlich von der Entscheidung des Berliner Senats ab. Gleichzeitig hätten sich einige Angebote als digitale Formate bewehrt. „Digital is here to stay“, sagt Professorin Tran. „Auch um die Lerngewohnheiten und Mediennutzung gerade der jüngeren Ge- neration adressieren zu können.“ Das Se- rious Game „Intercultural Journey“, mit dem interkulturelle Kompetenzen vermit- telt werden, kommt bereits seit mehreren Jahren zum Einsatz. Die Ergebnisse des „Art Thinking Work- shops“ im Executive MBA stehen inzwi- schen online in einer digitalen Galerie zur Verfügung. Und manche Professoren oder Dozenten hätten ihre Kurse so weiterent- wickelt, dass sie diese künftig sowohl online als auch offline anbieten können. Inzwischen biete die ESCP Europe hoch- schulweit 28 Onlineprogramme zu unter- schiedlichen Themen an. Weitere seien in der Planung. „Der Markt für den Vollzeit-MBA ist anti- zyklisch“, bestätigt auch Rebecca Loades. Daher gebe es mehr Menschen, die sich für ein Studium entscheiden. „Sie können jetzt in ihre Zukunft investieren und ihren Marktwert zu einer Zeit steigern, in der es weniger konkurrierende Möglichkeiten gibt, und sich dann bewerben, wenn der Markt wieder anzieht“, so die Direktorin des Career Accelerator Program an der ESMT Berlin. Auch die Unternehmen pro- fitierten davon letztlich: Sie stellen Kandi- datinnen und Kandidaten ein, die durch die Kombination von Vorerfahrungen und MBA-Studium mehr Wert schaffen kön- nen. Allerdings habe die Pandemie beim Voll- zeit-MBA der ESMT, der vor allem auch internationale Studierende anziehe, auf- grund der Reisebeschränkungen zu einem Rückgang der asiatischen Teilnehmenden geführt. Interessant sei auch die Verschie- bung bei den drei MBA-Spezialisierungen (Managerial Analytics, Strategic Leader- ship sowie Innovation and Entrepreneur- ship). „In der aktuellen Kohorte haben wir gesehen, dass mehr Studierende den Track „Strategic Leadership“ gewählt haben“, so Loades. „Ich vermute, dass das Interesse an diesem Bereich durch die aktuelle Krise gestiegen ist, da sie gezeigt hat, wie wichtig eine klare Führung ist.“ An der ESMT will man im Herbst wieder mit dem Präsenzunterricht und entspre- chenden Maßnahmen wie Tests, Masken, Abstandsregeln und umfassende Hygie- neverfahren starten. Zudem arbeite man derzeit intensiv daran, den neuen Stu- dierenden über einen betriebsärztlichen Dienst ein Impfangebot auf dem Campus machen zu können. Im Moment finde die Hälfte des Kurses persönlich statt, die andere Hälfte online. Dafür habe die ESMT rund eine halbe Million Euro investiert, um sicherzustel- len, dass ihre Hörsäle ein optimales Ler- nerlebnis bieten - egal, ob man im Raum oder von zu Hause teilnimmt. Zudem startet im September erstmals ein reiner Online-MBA. Der Global Online MBA kann individuell zusammengestellt und absolviert und per Modul bezahlt wer- den. Die Teilnehmenden können das Pro- gramm in zwei Jahren absolvieren, haben jedoch fünf Jahre Zeit bis zum Abschluss. Plexiglas bietet Schutz An der Frankfurt School setzt man da- gegen weiter auf das Präsenzstudium, „weil man online immer etwas verliert”, erklärt der Präsident der Schule, Professor Nils Stieglitz. So fehlten eben die Kom- munikation in den Pausen und spontane Treffen auf dem Campus. Aber natürlich werde man stärker technologische Mittel einsetzen und jedem Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, sich auch digital in den Unterricht zuzuschalten. So hat die Schule seit Beginn der Pandemie nach- haltig in Übertragungstechnik investiert. Auf freien Flächen entstanden neue Un- terrichtsräume mit entsprechender Über- tragungstechnik. Sechs neue Klassenzimmer wurden eingerichtet. In Hörsälen bieten Plexi- glaswände zwischen einzelnen Plätzen Schutz. Und es wurde eine eigene Tra- cing-Technologie entwickelt, bei der alle Studierenden und Mitarbeitenden auf dem Campus einen Corona-Tracer tragen, der über Bluetooth-Technologie kommu- niziert und bei einer Infektion eine strin- gente und persönliche Kontaktnachverfol- gung ermöglicht. Insgesamt ist die Zahl der Studierenden an der Frankfurt School während der Pandemie gestiegen. Auch bei den MBA-Studierenden gibt es einen leichten Zuwachs, der jedoch vor allem vom neuen Part-Time MBA in Hamburg kommt, der mit 21 Studierenden startete und mit Präsenzphasen am Wochenende oder im Blockmodul stattfindet. Im Ok- tober soll zudem erstmals eine Klasse in München starten. Und wie haben die Unternehmen re- agiert? Nutzen sie die Chance, die Zeit für die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu nutzen? Oder wird auf Sparkurs gefah- ren? „Angesichts des rasanten technologi- schen Wandels sind Unternehmen gerade jetzt auf gute Fachkräfte angewiesen“, sagt zfh-Managerin Klinkner. Gerade IT- und Managementkompetenzen seien zurzeit besonders gefragt, um gut durch die Krise zu kommen und sich zukunfts- fähig aufzustellen. Unternehmen nutzten daher die Vorteile der Fernstudiengänge und setzten sie gezielt als Instrument der Personalentwicklung und Personalbin- dung ein. Sie beteiligen sich an den Stu- diengebühren oder gewähren ihren Mit- arbeitenden zum Teil auch Freistellungen zur Prüfungsvorbereitung. „Gute Unternehmen erkennen, dass die Investition in ihre Mitarbeitenden wesent- lich ist und etwas, das sowohl dem Ein- zelnen als auch der Organisation zugu- tekommt“, bestätigt ESMT-Mitarbeiterin Loades. Gerade das zweijährige Teilzeit- MBA-Programm sei für Unternehmen eine gute Gelegenheit, die Weiterbildung mit der Lösung von konkreten Geschäfts- problemen zu kombinieren. Die Mitarbei- tenden verbringen nur 10,5 Arbeitstage pro Jahr im Präsenzstudium und können das Gelernte sofort in der Praxis anwen- den. Auch an der BSP konnte man bisher in der Zusammenarbeit mit Unterneh- men und anderen Kooperationspartnern keine großen Veränderungen feststellen. So werden im Berlin Part-Time MBA wie bereits in den Vorjahren etwa 20 Prozent der Teilnehme von ihrem Arbeitgeber un- terstützt, sei es durch die Übernahme der Studiengebühren oder die zeitliche Frei- stellung. Bärbel Schwertfeger

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==