Wirtschaft und Weiterbildung 9/2021
personal- und organisationsentwicklung 34 wirtschaft + weiterbildung 09_2021 dass Studieninteressierte gerade in wirt- schaftlich schwierigen Zeiten bereit sind, in ihre Weiterbildung zu investieren. Dabei berate man sie auch zu den Förder- möglichkeiten wie dem Bildungsurlaub, der Bildungsprämie des Bundes und den Bildungsgutscheinen der Länder. Wie alle Hochschulen musste man auf- grund der Pandemie auf Onlineunter- richt umstellen. Beim ersten Lockdown wurden die Präsenzphasen, die bisher an mehreren Wochenenden im Semester an den Hochschulen vor Ort stattfanden, zügig in virtuelle Lehrveranstaltungen überführt. Zudem mussten auch die Prüfungen weitgehend ins Onlinefor- mat transformiert werden. Seit Beginn der Pandemie wurde dabei eine Viel- zahl neuer digitaler Lehr-Lern-Formate eingeführt: vom virtuellen Onboarding- Konzept für Neueinsteiger über Colla- boration-Tools bis hin zu E-Klausuren. „Da unsere Fernstudiengänge bereits vor der Pandemie viele digitale Lehr-Lern- Komponenten enthielten, konnte die Umstellung auf ein reines Onlinestudium relativ schnell und reibungslos erfolgen“, so Klinkner. Und mit den neuen Online- formaten sei die Flexibilität des Studiums weiter erhöht worden. Nachhaltigkeit ist gefragt Auch an der Berlin Professional School (BPS), dem Weiterbildungsinstitut der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) ist das Interesse an den Weiterbildungsstudiengängen in der Pandemiezeit gestiegen. Gleichzeitig seien die Interessenten jedoch aufgrund aktueller Gegebenheiten unschlüssi- ger darüber, ob sie aktuell ein Studium aufnehmen möchten. Die Zahl der kon- kreten Bewerbungen für alle MBA- und Masterprogramme zum Studienstart 2020 bewegte sich auf dem Niveau des Vorjah- res. Im Berlin Part-Time MBA gab es im Oktober 2020 dagegen zehn Prozent mehr Bewerbungen. Und im Fernstudiengang Master Pub- lic Administration (MPA) gab es sowohl beim Studienstart im April 2020 als auch im April 2021 mehr Bewerber. Das Thema der Finanzierung stehe bei den Interes- sierten im Vorfeld ihrer Entscheidung nicht im Vordergrund. Denn diejenigen, die sich für Weiterbildungsstudiengänge bewerben, hätten sich bereits im Vorfeld überlegt, wie sie das Studium finanzie- ren. Dagegen sei in diesem Jahr eher die Fragestellung aufgeworfen worden, wie das Studium im Einklang mit der famili- ären Situation zu managen ist. Generell ist der neue Studienstart in Präsenz ge- plant. Allerdings wolle man die positiven Erfahrungen mit der Onlinelehre auch in den Präsenzmodus mitnehmen und die Formate als optimale Ergänzung inte grieren. Beispiele hierfür sind die stärkere Unterstützung der Lehre mit asynchro- nen multimedialen Materialien wie zum Beispiel Filmen, interaktiven Materialien, wie einem Quiz, zur Überprüfung des Lernfortschritts. Aber auch die stärkere Nutzung der Videokonferenzplattformen etwa für Onlinesprechstunden, Coaching bei Abschlussarbeiten und das Beibehal- ten von Onlineprüfungen (zum Beispiel mündliche Abschlussprüfungen). Die internationalen Masterstudiengänge der BPS beginnen im Oktober im ersten Studienabschnitt online und wechseln dann in Präsenzform. Hintergrund dafür sei, dass Bewerbungen so kurzfristiger möglich sind. Damit komme man den internationalen Interessenten entgegen, die so mehr Zeit für ihre Visaangelegen- heiten haben. Auch die unterschiedlichen pandemiebedingten Gegebenheiten in den jeweiligen Herkunftsländern könn- ten so besser berücksichtigt werden. 2020 wurde zudem ein neuer internationaler Onlinemaster in Business Management mit der Spezialisierung „Green Energy and Climate Finance“ gestartet. 2021 soll die zweite Spezialisierung „Digital Busi- ness Management“ dazukommen. Das Interesse dafür sei groß. „Für die spezialisierten Masterstudien- gänge zum Thema Nachhaltigkeit hatten wir in diesem Jahr dreimal so viel Bewer- ber wie Studienplätze“, berichtet auch Professorin Véronique Tran, Rektorin des Berliner Campus der ESCP Europe. Das könne zum einen durch die aktuelle Situ- ation bedingt sein. Viele hätten sich ent- schieden, sich nach dem Bachelor noch weiterzuqualifizieren, um ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Zum an- deren greife man mit den spezialisierten Masterstudiengängen aktuelle Fragestel- lungen auf. Dazu gehörten die Themen Nachhaltigkeit und die digitale Transfor- mation, die derzeit auch bei den Unter- nehmen auf der Agenda ständen. Die Zahl der Teilnehmenden im Executive MBA ist konstant geblieben. „Die Teilneh- mer schätzen die Flexibilität, die wir mit unserem Programm bieten“, erklärt Pro- fessorin Tran. Dabei können sie die ver- schiedenen Module auf bis zu 30 Monate verteilen. Das sei gerade in der jetzigen Situation mit einer teilweisen Doppelbe- lastung von Beruf und Kindern im Home- schooling von unschätzbarem Wert. Bereits vor der Pandemie seien Teile des Programms auch digital angeboten wor- den. Das zurückliegende Jahr habe man auch für die Weiterentwicklung des Stu- diengangs genutzt und ermögliche es den Teilnehmern künftig, ihre Pflichtkurse entweder an einem der fünf europäischen R Berlin Professional School (BPS). Abschlussfeier eines starken Jahrgangs von Part-Time-MBA-Absolventen. Foto: Katy Otto
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