Wirtschaft und Weiterbildung 6/2021

personal- und organisationsentwicklung 32 wirtschaft + weiterbildung 06_2021 Ursachen haben dabei eins gemeinsam: Sie lösen in Ihnen Unsicherheit aus. Sie fragen sich unwillkürlich: Wie wirke ich auf mein Umfeld und speziell auf meine Mitarbeiter? In vier Lernschritten lernen Egal um welche Ursache es sich handelt, es geht im ersten Schritt darum, die Angst als Angst anzuerkennen. Sie ist ein Ge­ fühl, wie jedes andere und schützt uns sogar. Hätten wir keine Angst, würden wir zum Beispiel einfach über die Straße gehen, ohne links oder rechts zu schauen – mit entsprechend fatalen Folgen. Im zweiten Schritt geht es darum, Ver­ trauen in sich selbst zu entwickeln und zu lernen, dass Fehler nicht existenziell bedrohlich sind. Denn wenn Sie über ein gutes Selbstvertrauen verfügen, können Sie die Selbstbeobachtung in der Begeg­ nung mit Ihren Mitarbeitern einstellen. Damit haben Sie alle Aufmerksamkeit, um sich auf Ihr Gegenüber zu konzentrie­ ren, ihn zu beobachten und so wahrzu­ nehmen, wie er sich Ihnen darstellt. Der dritte Schritt ist eine Überprüfung Ihrerseits, ob Ihr Redestrom ohne Pau­ sen einem Glaubenssatz folgt. Ein Glau­ benssatz, der Ihnen suggeriert, nur wenn Sie reden, werden Sie ernst genommen. Denn das gesprochene Wort vermittelt Kompetenz. Aber das Gegenteil ist der Fall, bewusste Pausen wirken entspan­ nend, schaffen Aufmerksamkeit und ver­ mitteln somit Selbstbewusstsein. Und wer Selbstbewusstsein ausströmt, vermittelt automatisch Kompetenz. Wechselseitig mit Schritt eins, zwei und drei können Sie den vierten Schritt tun, um die Magie der Pause für sich zu nut­ zen: Eine Pause, wie oben benannt, auf der Ausatmung zu setzen, bedeutet Ihre Stimme am Ende des Satzes abzusen­ ken. Das setzt allerdings voraus, dass Sie, bevor Sie zu sprechen beginnen, bewusst ausgeatmet haben. Denn danach atmen Sie automatisch wieder ein und beginnen Ihren Satz auf der Ausatmung. Sprechen Sie dagegen auf der Einatmung findet Ihr Satz kein natürliches Ende. Er han­ gelt sich über viele Einschübe zu einem Relativsatz. Am Ende wissen Sie nicht mehr, was Sie am Anfang gesagt haben. Die Stimme wird höher und strengt sich mehr und mehr an. Zusätzlich bleibt die Luft gelegentlich aus. Sie müssen dann zwangsläufig innehalten zum Luftholen. Die dabei entstandene Pause wirkt unna­ türlich und damit unsicher. Bei vielen hat es sich eingebürgert, dass man einatmet, bevor man zum Reden ansetzt. Vermutlich beruht dies in der irrigen Annahme, dass man dann genü­ gend Luft hätte. Aber das Gegenteil, wie beschrieben, entsteht. Wenn Sie nun bewusst auf der Ausat­ mung sprechen, können Sie jederzeit eine Pause setzen. Die Pause muss inhalt­ lich nicht gekoppelt sein, sondern kann jederzeit gesetzt werden. Immer dann, wenn Sie dem Gegenüber die Gelegenheit geben wollen, etwas zu erwidern. Und insbesondere dann, wenn Sie dem Gesag­ ten Wirkung verleihen wollen. Denn Sie erhöhen Ihre eigene Präsenz, wenn Sie sich mit Pausen Zeit verschaffen. Ihre persönliche Wirkung und die Wir­ kung Ihrer Worte können im Raum ste­ hen bleiben. Erst jetzt haben Sie selbst die Gelegenheit, dem nachzuspüren und sich selbst wahrzunehmen. Sie können sich selbst fragen: Ist meine Stimme ent­ spannt, konnte mir mein Gesprächspart­ ner folgen? Habe ich den Fokus gehalten und mich präzise ausgedrückt? Habe ich meinem Gesagten die entsprechende Wirkung verliehen? Fühle ich mich kö­ persprachlich und stimmlich kongruent mit dem, was ich gesagt habe? Ihr Mitarbeiter dagegen braucht diese Pause genauso, um das soeben Gesagte zu verarbeiten, zu verstehen, worum es geht, was genau gesagt wurde, was ihn betrifft und was ihn nicht betrifft. Die ideale Dauer der Pause Bei alldem hat die gesetzte Pause Wir­ kung erzielt. Aber die Magie setzt erst dann ein, wenn die Pause lang genug war. Manchmal bei möglichen Aussagen und Fragen so lang, dass Ihr Mitarbeiter beginnt, sich körpersprachlich zu win­ den. Es gibt daraus keinen Ausweg und er wird antworten müssen. Normalerweise dauert eine Pause min­ destens drei Sekunden, sodass sie Wir­ kung erzielen kann. In dem beschriebe­ nen Beispiel, wenn Sie mit Ihrem Mit­ arbeiter über seine Fehlzeiten sprechen müssen, können das auch mal 60 Sekun­ den sein. Scheuen Sie sich nicht, diese 60 Sekunden für sich und für Ihr Gegenüber auszuhalten. Sie werden überrascht sein, dass sich viele Fragen so beantworten las­ R 1. Hochatmung. Wir atmen die Luft bis kurz unter das Schlüsselbein ein, sodass sich der Brustkorb hebt. 2. Bauchatmung oder Zwerchfell- Flankenatmung. Wir atmen tief bis in unsere Mitte ein, sodass sich der Bauch hebt. 3. Vollatmung. Das Zwerchfell (gestrichelte Linie zeigt die Bewegung beim Einatmen) sichert in Verbindung mit der senkrechten Bauchmuskulatur eine gesunde Atmung.

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