Wirtschaft und Weiterbildung 6/2021

wirtschaft + weiterbildung 06_2021 31 R Gestik und Mimik. In der virtuellen Kommu- nikation geht beides häufig verloren. Umso wichtiger ist es, beim Sprechen bewusst Pausen zu setzen. haben Sie zum Beispiel ein herausfor­ derndes Gespräch mit einem Ihrer Mitar­ beiter. Ihr Mitarbeiter hat gehäufte Fehl­ zeiten und meldet sich auffällig immer für den Montag oder Freitag krank. Sie müssen nun mit ihm das Gespräch su­ chen. Eine schwierige Situation: ihm einerseits nicht zu nahe treten, anderer­ seits aber auch deutlich machen, dass Sie das Verhalten nicht tolerieren können. Sie sprechen das Thema an und machen viele Worte am Anfang. Ihr Mitarbeiter hört zu, muss sich jedoch nicht äußern, da Sie ihm ja erklären, wie sich die Lage für Sie darstellt. Schnell fühlen Sie sich veranlasst, nochmal nachzulegen. Ein ty­ pischer Mechanismus entsteht: Sie reden sich um Kopf und Kragen. Der Mitarbeiter kann sich dabei zurücklehnen und muss keine Farbe bekennen. Das Gespräch verläuft uneffektiv und damit unbefrie­ digend. Die Wiederholung ist program­ miert. Oder ganz anders: Sie möchten Ihren Mitarbeiter wertschätzen. Sie sprechen ein Lob aus und untermauern es mit Ar­ gumenten. Sie erklären dann nochmal, warum Sie zu dem Lob gekommen sind. Ihr Mitarbeiter ist erst sehr erfreut, wird jedoch dann, je länger Sie reden, unru­ hig und das Lob verwässert oder löst sich sogar auf. Es entsteht Irritation auf Ihrer und auf der Seite Ihres Mitarbeiters. Was ursprünglich von Ihnen ehrlich gemeint war und auch der Motivation dienen sollte, kehrt sich ins Gegenteil. Bei Ihnen und Ihrem Mitarbeiter bleibt bestenfalls ein schales Gefühl zurück. Die Angst vor der Pause überwinden Bei allen Beispielen spüren Sie sicher, dass sie nicht optimal gelaufen sind. Aber Sie haben keinen Hebel, es anders zu ma­ chen, denn auch Ihre Zeit ist verdichtet und lässt die angesprochene Lücke nicht zu. Die Lücke, die so dringend notwendig wäre, um auch Ihnen die Möglichkeit zu geben, einen neuen Gedanken zu fassen und damit Ihr Verhalten zu ändern. Denn da erzähle ich Ihnen nichts Neues: Wenn Sie Ihr Verhalten verändern, verändert sich auch das Verhalten Ihrer Mitarbeiter. Hier kommt nun die Magie der Pause ins Spiel. Magie deshalb, weil in einer Pause viel mehr steckt, als es sich vordergrün­ dig darstellt. Dabei sind Pausen zuzulas­ sen, auszuhalten und zu setzen kein He­ xenwerk und für Sie erlernbar. Rein formal ist eine Pause eine Pause, wenn Sie Ihren Redestrom unterbrechen. Physiologisch setzen Sie die Pause richtig, wenn Sie die Stimme am Ende des Satzes mit einem Ausatmen absenken. Inhaltlich signalisieren Sie damit, dass der Gedanke zu Ende ist. Bleibt dagegen Ihre Stimme oben, ist die nachfolgende Pause nicht eindeutig und es entsteht Unsicherheit. Das hört sich sehr einfach an – da liegt die Frage nahe, warum machen Sie das nicht? Sie könnten sich damit Ihre Kom­ munikation erleichtern und vielleicht sogar Ihr Leben? Pausen aushalten zu können bedeutet, die eigene Unsicherheit zu überwin­ den und Stille auszuhalten. Denn wenn nichts passiert, fühlen Sie die Angst in sich. Angst, nichts zu sagen, zu wissen oder auch das Falsche zu sagen. Angst, als nicht kompetent und souverän wahr­ genommen zu werden. Die Angst macht Sie unsicher. Sie fühlen sich verlegen, Sie finden die entstehende Stille nach einer Pause peinlich. Außerdem kommt Ihnen eine Pause sicher viel länger vor, als sie von außen wahrgenommen wird. Angst versucht jeder von uns zu vermeiden. Sie hat vermeintlich gerade im Businessalltag nichts zu suchen. Dabei ist die Angst ein natürliches Gefühl, denn der Mensch ist ein emotionales Wesen. Natürlich gibt es verschiedene Ängste. Die Angst, von der wir hier sprechen, hat unterschiedliche Ursachen. Manche liegen in Ihrer Biografie. Manche entste­ hen aus schlechten Erfahrungen. Manche entwickeln sich daraus, dass Sie Neuland betreten und keine Vergleiche haben. Alle

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