Wirtschaft und Weiterbildung 6/2021

titelthema 18 wirtschaft + weiterbildung 06_2021 04. ... dass sie ihre eigene Arbeitsbelastung nicht ausbalancieren können. 05. ... dass sie ihre Mitarbeiter nicht konstruktiv anleiten und fördern. R Perspektive zu kurz greift. Neben stabilen Eigenschaften der Person sind ungünstige Routinen des alltäglichen Verhaltens, schlechte Arbeitsbedingungen, sozialpsy- chologische Phänomene und Schwächen in Personalmanagement Bestandteile eines allzu explosiven Cocktails. Defizite in der Persönlichkeit Auf der Seite der stabilen Eigenschaften weisen gescheiterte Manager in mehre- ren Bereichen Defizite auf, wobei wohl kaum einer von ihnen in allen Bereichen schlecht abschneidet. Allzu offensicht- liche Unfähigkeit dürfte – jenseits von Fa- milienunternehmen und Start-ups – das Fortkommen auf den ersten Sprossen der Karriereleiter zum Erliegen bringen. Betroffene sind bisweilen intellektuell mit der Komplexität ihrer Arbeitsaufga- ben überfordert. Je weiter sie aufsteigen, desto komplexer werden die Arbeitsauf- gaben und desto weniger Zeit bleibt, in Ruhe einen Gedankengang an den nächs­ ten zu reihen. Die Entscheidungsträger müssen unter Druck schnell zu rational richtigen Entscheidungen gelangen. Sie müssen komplexe Prozesse korrekt ana- lysieren, obwohl sie selbst oft viel weni- ger Fachkompetenz besitzen (können) als die ihnen zuarbeitenden Mitarbeiter. In laufenden Gesprächen müssen sie die Schwächen in der Argumentation des Ge- genübers erkennen und intellektuell Pa- roli bieten. Für all dies benötigt man vor allem eines: Intelligenz – und hier gibt es große Unterschiede zwischen Menschen, selbst wenn sie erfolgreich ein Studium absolviert haben. Studien zeigen, dass die berufliche Leistung von Managern bis zu 45 Prozent allein über den IQ erklärt wer- den kann. zissten zu huldigen und ihm auf seinem weiteren Weg nach oben zu dienen. Machiavellisten glauben, dass der Zweck alle Mittel heiligt und nehmen in ihrer Gier keine Rücksicht auf andere. Psy- chopathen sind schließlich Menschen, die keine Schuld erleben können und daher auch nichts empfinden, wenn sie verdiente Weggefährten über die Klinge springen lassen oder tausende von Ar- beitsplätzen gefährden, solange sie davon einen Vorteil haben. Sicherlich sind leichte Ausprägungen dieser negativen Eigenschaften häufig in Spitzenpositionen anzutreffen, denn diese Eigenschaften helfen dabei, sich gegenüber Wettbewerbern zu behaupten. Ausgeprägte Vertreter dieser sogenannten „dunklen Triade“ sind sicherlich eher die Ausnahme. Das mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass für sie eine genuin kriminelle Karriere vielleicht noch viel reizvoller ist als ein Vorstandsposten. Die Forschung zeigt allerdings, dass schon mittelstarke Ausprägungen von Narziss- mus mit einer verstärkten Schädigung des Arbeitgebers einhergehen. Für alle drei Eigenschaften gilt, dass sie letztlich kei- nen positiven Einfluss auf die berufliche Leistung haben. Mangelnde Kompetenzen Jenseits stabiler Eigenschaften eines Men- schen, die sich auch durch hervorragende HR-Maßnahmen oder geschickte Füh- rung kaum beeinflussen lassen, tragen veränderliche Merkmale zu einem Schei- tern bei. So verweisen mehrere Studien etwa darauf, dass nicht selten fachliche Defizite und mangelnde Management- kompetenzen vorliegen. Ersteres dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn man Im Bereich der sozialen Kompetenzen zeigen sich Defizite vor allem in der Fä- higkeit positive, vertrauensvolle Bezie- hungen zu anderen Menschen aufzu- bauen und Konflikte konstruktiv lösen zu können. Dies ist insbesondere für Manager von Nachteil, die intellektuell oder fachlich mit den eigenen Aufgaben bereits überfordert sind. Gerade sie wären in besonderem Maße auf die Unterstüt- zung anderer angewiesen und sollten eigentlich dafür sorgen, dass Konflikte keine verbrannte Erde zurücklassen. Mangelnde Integrität stellt ein weiteres Problem dar. Die Betroffenen halten sich nicht an rechtliche oder ethische Regeln, sondern nutzen die Chancen, die sich ihnen bieten, um für sich selbst Profit aus den Schwächen des Systems zu schlagen. Wer eigentlich dazu angeheuert wurde, ein marodes Unternehmen vor dem Kon- kurs zu retten und sich dennoch mor- gens mit dem Hubschrauber zur Arbeit fliegen lässt, um nicht im Stau stehen zu müssen, der mag an dieser Stelle als ein- drucksvolles Beispiel dienen. Menschen mit mangelnder Integrität leisten weniger und schaden gleichzeitig ihrem Arbeitge- ber mehr als Menschen mit hoher Inte- grität. Seit einigen Jahren finden zudem nega- tive Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus, Machiavellismus und Psy- chopathie zunehmend Aufmerksamkeit in der Forschung. Narzissten sind Men- schen, die ein extrem positiv verzerrtes Selbstbild in sich tragen. Ihr eigenes Ver- halten und damit auch ihre möglichen Fehler können sie nicht realistisch re- flektieren. Fehler machen immer nur die anderen und dies ist für den Narzissten umso ärgerlicher, als dass die anderen eigentlich nur dazu da sind, dem Nar- 06. ... dass sie Entscheidungen nicht auf Faktenbasis treffen.

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