Wirtschaft und Weiterbildung 6/2021

wirtschaft + weiterbildung 06_2021 15 reichen Familienunternehmen ist praktisch wie historisch zu lernen, wie Krisenbewältigung gelingt. Diese Fähigkeit ist eng verknüpft mit der Entkopplung vom Kapitalmarkt. 9. Das Entscheiden wird anspruchsvoller. Welche moderativen Kompetenzen werden wichtiger? Welche (intuitiven, quali- tativen, quantitativen) Daten fließen in Entscheidungen ein? Interdisziplinär besetzte Teams sind hierbei noch stärker gefor- dert, die Mehrdeutigkeiten und Ambivalenzen zu integrieren und in Entscheidungen zu überführen. 10. Wann ist Schluss mit der Überhöhung von toolorientierten (Mode-)Ansätzen? Vielleicht ist es an der Zeit, sich nicht immer wieder auf reißerisch formulierte Managementansätze einzu- lassen. Man könnte diese Herangehensweise „postmodisch“ nennen. Postmodisch zu agieren hieße, Ansätze wie Agilität, Holokratie, Purpose keineswegs zu verdammen, sondern sie als Impulsgeber zu nutzen und in einen größeren Kontext der skizzierten Überlebensfragen zu stellen. 11. Alle Überlegungen zur zukunftsfähigen Strategie sind in den Kontext „Disruption und Digitalisierung“ zu stellen. Wie sähe zum Beispiel eine systemisch reflektierte, resiliente Digi- talisierungsstrategie aus? Wie lassen sich Start-ups mit ihrem Fokus auf neue digitale Geschäftsmodelle oder auch auf Nach- haltigkeit langfristig und nutzbringend mit größeren Organisa- tionseinheiten verknüpfen? 12. Die Coronazeit ist eine Zeit verstärkter digitaler Vernet- zung. Mit dem Fokus auf die Resonanzfähigkeit ist zu reflektie- ren, welche Formate, Architekturen und Designs sich bewährt haben. Was heißt „New Normal“? Hiervon betroffen sind nicht nur Fragen der Balance von Lebens- und Arbeitszeiten, son- dern vor allem auch von Orten. 13. Die Zeit nach Corona ist eine Zeit, in der zunächst die Folgen der Krise zu bewältigen sind und zugleich alles oben Genannte relevanter wird: Kurzfristige Krisenbewältigung und langfristige Krisenresistenz sind zu balancieren. Dies wirft neue Fragen eines Managements im Modus des „Sowohl-als- auch“ auf. 14. Krisen sind als Lernchancen zu begreifen. Gesellschaften, Organisationen, Teams und Individuen sind zurzeit mit der Anpassung an die Krisenlagen beschäftigt. Und zugleich hatte sich das Lerntempo erhöht, ohne dass bisher Zeit blieb, die Formen der Anpassung als eines solche zu reflektieren. Viele Unternehmen haben Fähigkeiten entwickelt, von denen sie bis- her nicht dachten, dass sie diese Fähigkeiten wirklich haben. Nach einem Jahr im Krisen- und Anpassungsmodus wird es Zeit, bewusster in einen Modus zu wechseln, in dem gelernt wird, wie gelernt wird. 15. Unternehmen werden immer kritischer befragt werden, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie leisten. Wie lange kann sich ein Großteil der Unternehmen noch von diesen Rückfra- gen und damit von der fundamentalen Aufgabe eines nachhal- tigen Schutzes der Umwelt abkoppeln? Torsten Groth Buchtipp. Torsten Groth: 66 Gebote systemischen Denkens und Handelns in Management und Beratung, Carl Auer Verlag, Heidelberg 2017, 176 Seiten, 29,95 Euro

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