Wirtschaft und Weiterbildung 7_8/2021
training und coaching 42 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2021 R Soll ich von München nach Köln ziehen? Soll ich eine Umschulung beginnen? Soll ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Vor solchen Fragen, die langfris- tig über unser Wohl entscheiden, stehen wir in der von rascher Veränderung und sinkender Planbarkeit geprägten Vuka- Welt immer öfter. Das war schon vor dem Ausbruch der Coronapandemie so und wird auch danach so bleiben. Denn unser Lebensumfeld sowie die Rahmenbedin- gungen unseres Handels ändern sich immer schneller. Also müssen wir auch häufiger Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit trafen, überdenken. Zum Beispiel, weil unverhofft unser Arbeit- geber pleite ist. Oder weil uns oder eine Person, die uns wichtig ist, plötzlich ge- sundheitliche Probleme plagen. Oder weil uns aus heiterem Himmel der Pfeil Amors trifft. Oder weil völlig überraschend ein verflixtes Virus namens Corona all unsere Planungen obsolet macht. In allen diesen Situationen stehen wir ganz und gar un- verhofft vor der Frage: Soll ich oder muss ich meinem Leben – zumindest partiell – eine neue Richtung geben? Und wenn ja, welche? Viel mehr Herausforderungen Diese Fragen zu beantworten, fällt vielen Menschen schwer. Unter anderem, weil sich in unserer modernen Gesellschaft viele unserer Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr unter einen Hut bringen lassen. So lässt sich zum Beispiel der Wunsch, eine Top-Karriere zu machen, meist nicht mit dem Bedürfnis, viel Zeit für Freunde, Verwandte und Hobbys zu ten und verhindern, dass wir künftig in eine Krise geraten. Allein können wir dies aber zuweilen nicht. Also benötigen wir Ratgeber, die uns helfen, das, was so ver- wickelt erscheint, zu entwickeln, damit sich uns neue Perspektiven und Wege er- öffnen. Andere um Rat fragen Meist sind diese Ratgeber Personen aus unserem unmittelbaren Umfeld – unser Lebenspartner, ein Kollege, ein Freund. Zuweilen geraten wir aber auch in Si- tuationen, in denen uns diese Personen keine Hilfe bieten können. Zum Beispiel, weil ihnen die nötige Distanz zu uns fehlt. Oder weil unsere Fragen unsere geheimen Wünsche und Befürchtungen berühren, über die wir mit Freunden und Bekannten (noch) nicht reden möchten. Oder weil die Herausforderung, vor der wir stehen, so speziell ist, dass sie für uns keine kompetenten Gesprächspart- ner sind – unter anderem, weil sie damit keine Erfahrung haben. Dann benötigen wir einen externen Be- rater, einen Coach, um unser inneres Ge- danken- und Gefühlswirrwarr zu entwir- ren. Doch wie den passenden Unterstüt- zer finden? Das ist nicht einfach, selbst wenn inzwischen, salopp formuliert, an jeder Straßenecke Coachs ihre Dienste anbieten. Eine externe Unterstützung be- nötigen wir ja gerade deshalb, weil un- sere Wünsche und Bedürfnisse sowie die Notwendigkeiten und Abhängigkeiten, in denen wir stecken, ein scheinbar unent- wirrbares Knäuel bilden. Dabei, dieses Knäuel zu entwirren, kann uns nicht ir- Einen Coach finden, der Verwickeltes entwickelt COACHING. „Alles wächst mir über den Kopf. Mein Leben ist so verwickelt, dass ich mich nicht entscheiden kann“, dieses Lebensgefühl haben immer mehr Menschen – nicht nur in Coronazeiten. Ein Coach kann helfen, das scheinbar unauflösliche Geflecht von Interessen, Bedürfnissen und Notwendigkeiten zu entwickeln, sodass sich eine neue Perspektive zeigt. haben, vereinbaren. Zudem werden wir mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur am Arbeitplatz, sondern auch privat. So zum Beispiel mit der Notwendigkeit, stärker für unser Alter vorzusorgen, damit uns keine Al- tersarmut droht. Oder stärker auf unsere Gesundheit und die unserer Liebsten zu achten, weil so ein „doofes“ Virus neben unserem körperlichen auch unser seeli- sches Wohlbefinden bedroht. Oder uns intensiv mit der modernen Kommunika- tions- und Informationstechnik zu befas- sen, weil wir sozusagen über Nacht zu „Heimarbeitern“ werden und uns auch noch um den Schulstoff unserer Kinder kümmern müssen. Aus all diesen Gründen haben immer mehr Menschen das lähmende Gefühl: Alles wächst mir über den Kopf. Egal, was ich tue, stets muss ich 1.000 Dinge bedenken. Alles ist so verwickelt, dass ich mich eigentlich nur falsch entschei- den kann. Denn jede Entscheidung hat zahllose Konsequenzen. Entscheide ich mich für die Karriere, habe ich nur noch wenig freie Zeit. Gönne ich mir hingegen mehr Muße, besteht die Gefahr, dass ich beruflich in einer Sackgasse lande. Und außerdem: Wer garantiert mir, dass das Unternehmen, für das ich jetzt umziehe, in fünf Jahren noch Arbeit für mich hat? Oder, dass der Lebenspartner, mit dem ich meine Zukunft plane, mich in fünf Jahren noch liebt? Kurz, es gibt zahl- lose Unwägbarkeiten. Trotzdem müssen wir uns entscheiden – also zu gewissen Handlungsoptionen, die wir haben, „ja“, und zu anderen „nein“ sagen. Sonst kön- nen wir unser Leben nicht aktiv gestal-
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