Wirtschaft und Weiterbildung 7_8/2021

personal- und organisationsentwicklung 34 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2021 und Kreativität gefragt, um den Wandel mitzugestalten. Wie wir bereits erkannt haben, tendiert das menschliche Gehirn dazu, Gedanken zu wiederholen. Es be- vorzugt zudem in gewohnten Routinen und Mustern zu agieren. Folglich geben gewohnte Strukturen und Prozesse im Unternehmen Menschen Sicherheit und Orientierungspunkte für Entscheidungen und Handlungen. Innovation bedeutet stets ein Abweichen von diesen gewohn- ten Bahnen. Kreativität erfordert Um- denken, neues Denken und oftmals ein Hinterfragen des Status Quo. All das kos- tet das Gehirn Energie, denn es bedeutet auch ein Abweichen vom Gewohnten. Achtsamkeitspraktiken wie die soge- nannte „offene Meditation“ unterstützen die Kreativität. Bei der offenen Meditation versucht der Praktizierende, die Gedan- ken vorüberziehen zu lassen wie Wolken am Himmel. Gleichzeitig ist dies eine der schwierigsten Übungen, da unser Gehirn ständig neuronale Impulse sendet und somit eigentlich ständig denkt. Übung: Das Labelling Das Labelling ist eine Meditationsübung, in der man versucht, vorbeiziehende Ge- danken mit einem Wort zu benennen. Ein Beispiel: „Ich muss noch die Wäsche waschen.“ – Label: „Waschen“ und Ge- danken ziehen lassen. Bei einer Wieder- holung dieser Übung wird man schnell feststellen, dass die Zeiträume zwischen den Labels größer werden und die An- zahl der Gedanken etwas weniger. Diese Übung hat sich vor kreativen Einheiten wie Brainstormings bewährt. Teams be- richten, dass durch die gemeinsame of- fene Meditation mit Labelling deutlich mehr und innovativere Ideen entstehen als zuvor ohne diese Übung. Persönliche Ziele (er-)kennen Achtsamkeitspraktiken verschiedenster Art unterstützen die Entwicklung wich- tiger Zukunftskompetenzen für eine innovative und neue Arbeitswelt. Der vorliegende Beitrag hat gezeigt, wie Acht- samkeit Resilienz, Empathie und Innova- tionsfähigkeit beleben kann und dies gilt für Einzelpersonen ebenso wie für ganze Teams. Achtsamkeitspraktiken stärken auch das menschliche Selbstbewusstsein und bringen uns durch mehr Präsenz zu uns selbst. Das heißt nichts anderes, als dass Achtsamkeitsübungen unsere Intro­ spektion und langfristig unser Bewusst- sein für die persönlichen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele stärken. Warum ist das in einer Welt der Verän- derung wichtig? Wer heute seine Bedürf- nisse und Ziele kennt, wird sich auch beruflich bewusster ausrichten, sich ent- sprechende Weiterbildungsmöglichkeiten suchen und die so erworbenen neuen Fä- higkeiten in den Job einbringen. Verände- rung im Unternehmen lebt von motivier- ten und engagierten Mitarbeitenden, die sich befähigt fühlen, wenn sie sich ein- bringen dürfen und Effekte ihres eigenen Handelns sehen. Eben dies beschreibt auch eine neue Arbeitswelt. Übung: How-Are-You-Dash- board Eine Achtsamkeitsübung, welche die Introspektion und die kontinuierliche Reflexion unterstützt, ist das „How-Are- You-Dashboard“. Anhand des Dashboards kann man sich fragen: Wie geht es mir heute eigentlich gesundheitlich, in Bezug auf meine Beziehungen, meine Freizeit und beruflich? Dann markiert man in- tuitiv, wo man auf dem Pfeil steht und schreibt im Anschluss auf, warum man die Antworten so gegeben hat. Die Übung dauert zehn bis fünfzehn Minuten und kann beispielsweise auch im Team durch- geführt und anschließend gemeinsam re- flektiert werden. In Coachinggesprächen und Trainings setze ich das „How-Are-You-Dashboard“ gerne ein, da es Menschen schnell und sanft zu Selbsterkenntnissen führt. Das Dashboard wird zudem immer mehr von Führungskräften zur Vorbereitung von Mitarbeiterentwicklungsgesprächen ge- nutzt. Es hilft so, mit den Mitarbeitenden mögliche Entwicklungswege zu eruieren und passende Ziele abzuleiten. Das „neue Normal“ gestalten Wollen wir weiterhin von einem „neuen Normal“ sprechen, sollten wir künftig das „neue Normal“ mit Achtsamkeit denken. Als Basis für die Entwicklung wichtiger Zukunftskompetenzen wie Resilienz, Em- pathie, Innovations- und Veränderungs- fähigkeit ist Achtsamkeit wegweisend. Doch es ist noch vieles mehr: Es ist eine Chance für uns Menschen zu uns selbst zu kommen und zu erkennen, wer wir als Mitgestaltende einer neuen Arbeitswelt und einer zukunftsfähigen Wirtschafts- welt sein möchten. Wenn wir uns dieser Chance und Verantwortung bewusst wer- den und achtsam das Selbstbewusstsein entwickeln, dass wir diese Chancen auch ergreifen dürfen, werden wir das „neue Normal“ nicht mehr den anderen über- lassen. Martina Weifenbach R How-Are-You-Dashboard Übung. Wie geht es mir heute in Bezug auf die vier Dimensionen? Diese Frage sorgt für Reflexion und ist auch für ein Team anwendbar. Quelle: Myndway

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