Wirtschaft und Weiterbildung 7_8/2021
personal- und organisationsentwicklung 32 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2021 Professor, der das Programm „Mindful- ness-based Stress Reduction“ (achtsam- keitsbasierte Stressreduktion) entworfen und in die Breite getrieben hat. Kabat- Zinn definiert Achtsamkeit als Präsenz im aktuellen Augenblick, die man mit Mit- gefühl und ohne zu werten erlebt. Acht- samkeit bedeutet also zunächst Hier-sein, Da-sein, Wach-sein. Und da beginnt bereits die Herausforde- rung. Denn das menschliche Gehirn neigt evolutionär bedingt dazu, entweder die Vergangenheit zu analysieren oder für die Zukunft zu planen. Dies spiegelt sich auch im Arbeitsalltag wider. Analysen und Rückblicke auf das was war, bestim- men, wie Strategien, Pläne und Abläufe im Unternehmen entwickelt werden. Daraus resultieren für den einzelnen Mit- arbeitenden Aufgabenlisten und Projekt- pläne. Daran ist prinzipiell nichts auszu- setzen, doch schauen wir uns die Gedan- ken einmal genauer an: Wir denken bis zu 70.000 Gedanken am Tag, wie Martina Dopfer in ihrem Buch „Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisatio- nen“ von 2019 schreibt. Davon sind 70 Prozent sich wiederholende Gedanken, ungefähr 29 Prozent negative Gedan- ken und nur sehr wenige Gedanken sind wirklich neue Gedanken. Wenn wir dann durch diverse Einwirkun- gen wie beispielsweise zu lange Aufga- benlisten, die Arbeit im Homeoffice oder Unsicherheit über die Zukunft zusätz- lich Stress empfinden, verstärkt das den Seit nun fast einem Jahr fragen wir uns: Was ist eigentlich dieses „neue Normal“? Unsere Welt ist in Bewegung. Zwischen- zeitlich waren bis zu 60 Prozent der Mitarbeitenden im Homeoffice (Statista, 2020) und Kindern fehlen laut dem Deut- schen Lehrerverband seit Beginn der Pan- demie fast 800 Stunden Präsenzunterricht und immer mehr Menschen berichten von Stress, Druck und Depression auf- grund der anhaltenden Krisensituation. Lange wurde Achtsamkeit als Trend be- zeichnet. Betrachtet man jedoch diese Zahlen, wird schnell klar, Achtsamkeit als Weg zu Resilienz und Empathie wird immer wichtiger – beruflich und privat. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist Achtsamkeit ein grundlegender Bestand- teil, um ein „neues Normal“ zu kreieren und zukunftsfähige Unternehmen von innen heraus mitzugestalten. Was Achtsamkeit heißt Auch wenn Achtsamkeit oft als Trend abgetan wird, hat sie sich jedoch noch längst nicht überall als Standard etabliert. Auch wenn wir plötzlich ein an großen Werbewänden Yogapraktizierende sehen oder der Yoghurtbecher uns heute daran erinnert, doch bewusst zu atmen, heißt das nicht, dass Achtsamkeit wirklich in unser Leben oder in unsere Art zu arbei- ten eingezogen ist. Darum gehen wir zunächst einen Schritt zurück und fragen uns einfach einmal: Was bedeutet Achtsamkeit eigentlich? Was bedeutet es für uns selbst? Die weltliche Bewegung der Achtsam- keit wurde maßgeblich geprägt von Jon Kabat-Zinn, einem emeritierten Harvard Achtsamkeit: Vom Trend zur Grundlage für Innovation ÜBERBLICK. Das „New Normal“ wird ohne ein gutes Maß an Achtsamkeit schnell zur Stressfalle. Doch Achtsamkeit kann mehr hervorbringen als einen persönlichen Weg zu gesunder Resilienz – sie kann zu Innovation und Agilität in den Unternehmen beitragen. Einige Übungen helfen dabei, das Achtsamkeitslevel zu steigern.
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