Wirtschaft und Weiterbildung 7_8/2021

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2021 15 geworden – auch wenn seine fünf Axiome (für Führungskräfte) alles andere als leicht zu verdauen sind. Dass zum Beispiel Kommunikation nicht das ist, was man gemeint hat, sondern das, was angekommen ist, ist für viele Manager immer wieder aufs Neue ein Ärgernis. „Wer Watzlawick einmal für sich entdeckt hat, der ist eigent- lich sein Leben lang mit ihm beschäftigt“, sagt Klaus Eiden- schink, DBVC-Senior-Coach sowie Gründer und Leiter von He- phaistos Coaching-Zentrum München. „Watzlawicks Überle- gungen sind einfach, aber nicht trivial. Sie sind wahr und doch nicht selbstverständlich. Und sie setzen an dem an, was in der Zusammenarbeit mit Menschen immer noch unersetzlich ist, an der Kommunikation, deren Gelingen für Watzlawick immer recht unwahrscheinlich war.“ Eidenschink weist auch darauf hin, dass Watzlawick sein Leben lang auch Wissenschaftstheo- retiker und Philosoph war. Ihn beschäftigten die ganz grundle- genden Fragen nach Erkenntnis, Wahrheit und Wirklichkeit. So wurde er einer der Impulsgeber für einen denkerischen Ansatz, der von Fachleuten als „Konstruktivismus“ bezeichnet wird. Watzlawicks Botschaft lautete: Wir finden die Welt nicht vor, wir konstruieren uns eine Welt in unserem Kopf. Auf diese Subjektivität muss man mit permanenter Selbstreflexion re- agieren, um damit die eigenen Vorannahmen ständig durch Dialoge mit anderen zu überprüfen. Watzlawick erkannte auch, dass das vergebliche Ringen vieler Menschen um ein besseres Leben deshalb scheitert, weil die Suche nach der Lösung im genau gleichen gedanklichen und emotionalen Rahmen unternommen wird, der auch für das Problem kennzeichnend ist. Dies führt meist zu der Lösungs- strategie „mehr desselben“. Problematische Suche nach einer „Lösung“ Eidenschink nennt ein Beispiel: „Wer durch Druck versucht, Mitarbeiter zu mehr Leistung zu bringen, wird eher ständig den Druck erhöhen, als dem Gedanken nachzugehen, dass es der Druck ist, der früher oder später zu einer Demotivation führt.“ Mit nicht nachlassender Eindringlichkeit habe Watz- lawick immer wieder auf den Umstand hingewiesen, dass Problem und Lösungsversuch ein Zwillingspaar seien. Bera- tung bestand für ihn darin, den Menschen zu helfen, ihre Per- spektive so zu verändern, dass das Problem verschwindet und nicht, dass es „gelöst“ wird. In Watzlawicks Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ be- schreibt der Autor einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grund befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf den Hinweis, es gebe hier keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Es funktio- niert.“ Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der Versuch, ein Problem zu vermeiden (in diesem konkreten Fall die Konfron- tation mit Elefanten), das Problem in Wirklichkeit verewigt. Martin Pichler Paul Watzlawick. Das Foto zeigt den Wissenschaftler, der weltweit Vorträge hielt, am 15. Oktober 1988 in Paris kurz vor einem Gespräch mit Psychotherapeuten.

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