Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021

training und coaching 38 wirtschaft + weiterbildung 10_2021 Honorarsätze für eine Coaching-Stunde stabil Das Einkommen der deutschen Coachs ist wegen der Coronakrise im Vergleich zur vorigen Rauen-Marktanalyse deutlich gesunken. Im Gesamtdurchschnitt betrug das Jahreseinkommen 2020 der Coachs 89.045 Euro, im Jahr 2019 waren es noch 105.261 Euro. Das entspricht einer Reduktion von 15,41 Prozent. Wichtig zu wissen ist, dass sich das Gesamteinkommen von Coachs nicht nur aus den Coaching-Stunden, sondern auch aus Tätigkeiten als Trai- ner, Berater und Speaker zusammensetzt. Wie noch zu sehen sein wird, hat Coaching den geringsten Anteil daran, dass das Gesamteinkommen schrumpfte. Am stärksten negativ betroffen sind die Coachs mit 15 oder mehr Jahren Erfahrung. Zwar gehören sie immer noch zu den Bestverdienern unter den Coachs, ihr durchschnittli- ches Einkommen ist aber von 136.282 Euro auf 104.623 Euro zurückgegangen. Ihr durchschnittliches Honorar pro Zeitstunde ist von 214,53 Euro auf 198,72 Euro abgesun- ken. Der Coaching-Anteil an ihrem Bruttojahreseinkommen ist jedoch nur leicht von 41,79 Prozent auf 40,07 Prozent gesunken. Deutlich anders stellt sich die Situation bei den Coachs mit fünf oder weniger Jahren Erfahrung dar: Zwar ist auch ihr Einkommen von 74.394 Euro auf 72.656 Euro gesunken, sie konnten jedoch den Coaching-Anteil an ihrem Jahres- einkommen von 29,57 Prozent auf 36,64 Prozent steigern und dabei sogar noch beim Stundenhonorar von 134,49 Euro auf 142,47 Euro zulegen. Dies deutet darauf hin, dass es ihnen vergleichsweise leichter gefallen sein muss, sich auf die durch die Coronakrise veränderten Rahmenbedin- gungen einzustellen, als dies bei den erfahrenen Coachs der Fall war. Differenzierte Aussagen zu Honorarsätzen Die Besonderheit der beiden Rauen Coaching-Marktana- lysen, die bislang veröffentlicht wurden, besteht darin, dass die Situation der Coachs in Abhängigkeit von ihrer Spezialisierung betrachtet wird. So werden die Zahlen von Business-Coachs für Vorstände nicht mit den Zahlen von Karriere-Coachs für Berufsanfänger nicht zu wenig aussa- gekräftigen Durchschnitteswerten vermengt. Es gibt zwar auch Durchschnittswerte für den Gesamtmarkt, aber sehr viel mehr Durchschnittswerte für eng umrissene Coaching- Gruppen. Eine dieser Gruppen sind die Solo-Selbstständigen mit 100 Prozent Berufstätigkeit. Auch sie mussen deutliche Rauen Coaching-Marktanalyse 2021. Zum zweiten Mal veröffentlichte Coaching-Experte Christopher Rauen seine „Marktanalyse“ (www.rauen.de/cma). Da s Coaching-Honorar pro Zeitstunde (Gesamtdurchschnitt) sank demnach leicht von 177,60 Euro auf derzeit 174,83 Euro. Einkommenseinbußen hinnehmen. Ihr Bruttojahresein- kommen ist im Durchschnitt von 120.960 Euro in 2019 auf 88.767 Euro im Jahr 2020 gesunken. Immerhin konnten sie den Coaching-Anteil am Jahreseinkommen einigermaßen stabil halten (Reduktion von 41,62 Prozent auf 39,94 Pro- zent) und ihr Stundenhonorar sogar von 184,27 Euro auf 186,20 Euro geringfügig steigern. Die Solo-Selbstständigen mit 50 Prozent oder weniger Berufstätigkeit gehören hingegen zu den wenigen, die ihr Einkommen sogar steigern konnten, wenn auch nur im geringen Maße von 48.333 Euro auf 49.090 Euro. Sie mussten zwar Einbußen beim Stundenhonorar hinnehmen (von 162,66 Euro auf 149,57 Euro), konnten aber ihren Coa- ching-Anteil steigern (von 39,88 Prozent auf 42,05 Prozent). Durchschnittlicher Stundensatz bei 175 Euro Bei der Betrachtung der Einkommensverhältnisse bei Män- nern und Frauen zeigt sich folgendes Bild: Deutliche Einbu- ßen beim Bruttojahreseinkommen, geringfügige Steigerung des Coaching-Anteils am Gesamteinkommen, jedoch eine überraschenderweise gegenläufige Tendenz bei den Hono- rarstundensätzen. Während die Männer ihre Stundensätze von 189,67 Euro auf jetzt 175,51 Euro reduzieren mussten, konnten die Frauen sie von 169,95 Euro auf 175,22 Euro steigern. Ein statistisch signifikanter Unterschied ist bei den Stunden- sätzen damit nicht mehr feststellbar. Christopher Rauen betont: „Die Coaching-Branche scheint den Gender Pay Gap überwunden zu haben.“ Rauens Fazit: Die reduzierten Bruttojahreseinkommen dürften zwar auch durch Einbußen aus den Coaching-Ein- nahmen resultieren, allerdings scheinen diese geringfügi- ger zu sein, als die Einbußen bei anderen Einnahmequellen. Die geringen Honorareinbußen allein können die deutlichen Einbußen im Gesamteinkommen nicht erklären. Denn den reduzierten Honoraren stehen gesteigerte Stundenzahlen pro Coaching-Fall gegenüber! Die Daten für die aktuelle „Rauen Coaching-Marktanalyse 2021“ wurden von September 2020 bis zum Mai 2021 erfasst. Für die Analyse konnten 363 vollständig ausge- füllte, 19-seitige Fragebögen ausgewertet werden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer (63 Prozent Frauen) lag bei 53 Jahren. die Coaching-Erfahrung bei 12 Jahren und die Erfahrung als Führungskraft bei 14 Jahren. Martin Pichler

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