Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021
wirtschaft + weiterbildung 10_2021 35 • Sie erzeugen Klarheit über die getroffe- nen Entscheidungen. • Sie tragen Entscheidungen auch ohne Konsens. • Sie sind in der Lage, aus Fehlern zu ler- nen. • Sie revidieren getroffene Entscheidun- gen bei Bedarf ohne Schuldzuweisun- gen. Folgende „Tools“ fördern eine Kultur der Selbstverpflichtung. Werkzeug 1: Kooperative Entschei- dungsprozesse Sogenannte Konsententscheidungen, die aufgrund von Unwägbarkeiten oder Be- denken einzelner Teammitglieder unter Vorbehalt stehen, erleichtern es Teams, sich als Ganzes auf eine Entscheidung zu verständigen, weil klar ist: Die Richtigkeit der Entscheidung wird im Umsetzungs- prozess regelmäßig überprüft. Werkzeug 2: Worst-Case-Szenarien Sie sind eine Möglichkeit, die Angst vor einer Fehlentscheidung zu verringern. Was könnte im schlimmsten Fall gesche- hen, und wie könnten wir damit umge- hen? Dies zu wissen, beschleunigt oft den Entscheidungsprozess. Werkzeug 3: Entscheidungsfristen Oft werden Entscheidungen auf die lange Bank geschoben, weil unklar ist: Bis wann muss entschieden werden und welche Konsequenzen hat ein Nicht-Entscheiden? Klare Entscheidungsfristen sind ein wirk- sames Mittel, um einem Verschleppen von Entscheidungen zu begegnen. Kultur der gegenseitigen Verantwortung Diese Kulturdimension hat für selbst- organisierte Teams eine hohe Relevanz, denn: Selbst wenn eigentlich alle Mitglie- der wissen, was von wem erwartet wird, kann es vorkommen, dass Einzelne sich nicht an die Vereinbarungen halten und die Zielerreichung gefährden. Dann ist Selbstregulierung gefragt; das heißt, die Kollegen weisen sich gegenseitig auf ihre Verantwortung hin und sprechen das in- adäquate Verhalten an. Diese meist unan- genehme Aufgabe nehmen in selbstorga- nisierten Teams die Teammitglieder wahr. Selbststeuerung setzt eine regelmäßige Kommunikation aller Beteiligten über das weitere Vorgehen voraus. Es gilt eine Kommunikationsstruktur zu schaffen, in der einzelne Teammitglieder nicht in der Masse untertauchen können. Das setzt eine Kultur des Vertrauens voraus, in der ein offenes, auch kritisches Feedback ein Teil des normalen alltäglichen Umgangs miteinander ist. Kooperative Teams mit einer Kultur der gegenseitigen Verantwortung zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Die Teammitglieder weisen sich gegen- seitig auf Fehlverhalten hin. • Sie achten gemeinsam darauf, dass jeder die Erwartungen erfüllt und die vereinbarte Leistung erbringt. • Sie sprechen frühzeitig über Probleme. • Sie sprechen offen über Fehler, um aus ihnen zu lernen. • Sie etablieren regelmäßige Feedback- runden in die Kommunikationspro- zesse des Teams. Folgende „Tools“ fördern eine Kultur der gegenseitigen Verantwortung. Werkzeug 1: Transparente Ziele und Verantwortlichkeiten Selbstverpflichtung setzt voraus, dass die gemeinsamen Ziele und individuellen Verantwortlichkeiten transparent verein- bart werden. Nur so ist es möglich, da rauf zu achten, dass alle ihrer Verantwor- tung nachkommen. Werkzeug 2: Leistungsmanagement im Team In kooperativen Teams werden die Leis- tungen und Ergebnisse vor allem auf der Teamebene diskutiert: Erfüllen wir gemeinsam unsere Aufgaben? Hierfür werden Indikatoren beziehungsweise Kennzahlen definiert. Die Daten werden transparent gemacht und regelmäßig be- sprochen. Werkzeug 3: Individuelles Feedback pflegen Menschen wollen wissen, wie die ande- ren sie und ihre Leistung wahrnehmen. Kooperative Unternehmen etablieren des- halb Feedbackprozesse, in denen jeder Mitarbeiter regelmäßig eine Rückmel- dung von seinen Kollegen erhält. Das For- mat und der Rhythmus dieses Austauschs können divergieren. Kultur der Ergebnisorientierung In einer Kultur der Ergebnisorientierung wird die gemeinsame und individuelle Verantwortung für das Erreichen der Ziele aktiv eingefordert. Außerdem wird darauf geachtet, dass die Aktivitäten aller Team- mitglieder der Zielerreichung dienen. So wird eine Verzettelung und Ressourcen- verschwendung vermieden. Kooperative Teams mit einer Kultur der Ergebnisori- entierung zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Die Mitglieder minimieren individualis- tisches Verhalten. • Sie genießen und feiern gemeinsame Erfolge. • Sie ordnen die persönlichen Interessen den gemeinschaftlichen Zielen unter. • Sie vermeiden Ablenkungen. Folgende „Tools“ fördern eine Kultur der Ergebnisverantwortung. Werkzeug 1: Nachvollziehbare Ergebnistransparenz Der Fokus der (Zusammen-)Arbeit muss immer wieder auf die bereits erreichten oder noch zu erzielenden Ergebnisse des Teams gerichtet werden. Das erfordert eine transparente Messung und Kommu- nikation der Ergebnisse. Werkzeug 2: Gemeinsam Erfolge auch feiern Teilerfolge sollten gerade bei komplexen Vorhaben nicht nur kommuniziert, son- dern auch gemeinsam gefeiert werden, denn dies vermittelt den Teammitgliedern das Gefühl „Es geht voran“. Außerdem motiviert es sie, mit ihrem Bemühen fort- zufahren. Christoph Bauer Christoph Bauer ar be i t e t a l s S e n i o r - B e r a t e r für die Unterneh- mensberatung Dr. Kraus & Partner. Er ist der Entwickler und Leiter des „New Leadership Pro- gram“ und Autor des Buchs „Jeder für sich oder gemeinsam fürs Ganze? Kooperation als Grundprinzip agiler Organisationen“. Seit 30 Jahren arbei- tet Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, im Bereich Change Management und Strategieberatung. www.kraus-und-partner.de AUTOR
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