Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021

R wirtschaft + weiterbildung 10_2021 33 Aus diesen fünf Fehlfunktionen kann man fünf stärkende Kulturdimensionen kooperativer Unternehmen beziehungs- weise Teams ableiten: • Kultur des Vertrauens, • Kultur der konstruk- tiven Auseinander- setzung, • Kultur der Selbst- verpflichtung, • Kultur der gegen- seitigen Verantwor- tung und • Kultur der Ergebnis­ orientierung. Vertrauen kann sich auf Personen und Systeme beziehen. Persönliches Vertrauen fällt Menschen im Business-Kontext oft schwer, weil sie im Ver- lauf ihrer Biografie ver- innerlicht haben: Man muss kämpfen und besser sein als andere, um erfolgreich zu sein. Deshalb stehen sie kooperativen Systemen skeptisch gegenüber, weil sie überzeugt sind: Menschen streben stets primär nach ihrem persönlichen Nutzen. Dahinter steckt ein auf Verunsicherung und Misstrauen basierendes Menschen- bild. Kultur des Vertrauens stärkt Teams Eine Stärkung vertrauensstiftender Struk- turen und Haltungen beginnt deshalb mit dem Mut, dieses Menschenbild, das sich in Managementprozessen und Führungs- strukturen widerspiegelt, zu überprüfen; außerdem mit der Entscheidung, anderen einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Für Führungskräfte bedeutet dies, wahr- nehmbar die Kontrolle zu reduzieren; zudem die Entscheidung, Mitarbeitern nicht nur Aufgaben, sondern auch Ver- antwortung nebst den erforderlichen Ent- scheidungs- und Gestaltungsspielräumen zu übertragen. Vertrauen sollte beim Führen auch Vor- rang haben, weil Kontrolle demotivierte und verantwortungsscheue Mitarbeiter fördert. Zudem ist Kontrolle teuer. Sie erzeugt Bürokratie und lange Entschei- dungswege. Hinzu kommt: Kontrolle ist in der modernen, zunehmend vernetzten Arbeitswelt immer schwieriger möglich. Deshalb sagt der Sozialpsychologe Niklas Luhmann zu Recht: „Vertrauen ist die wirksamste Maßnahme zur Reduktion der Komplexität.“ Zudem ist Vertrauen eine notwendige Voraussetzung für eine kooperative Zusammenarbeit, und diese erzeugt wiederum Vertrauen. Wechselseitiges Feedback hilft weiter Kooperative Teams mit einer Vertrau- enskultur zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Die Mitglieder gehen offen mit Schwä- chen und Fehlern um • Sie bitten sich gegenseitig um Unter- stützung • Sie geben sich wechselseitig Feedback und helfen sich gegenseitig bei der Be- rücksichtigung des Feedbacks • Sie akzeptieren Nachfragen und begrü- ßen auch schwierige Diskussionen zum Umfang des eigenen Verantwortungs- bereichs • Sie verwenden Zeit und Energie auf in- haltliche Themen statt für Politik • Sie akzeptieren Entschuldigungen für Fehlverhalten • Sie schätzen die Möglichkeiten des Austauschs und der Zusammenarbeit in Gruppen. Mit folgenden „Tools“ kann man den Ver- trauensaufbau stimulieren. Werkzeug 1: Die persönliche Biografie Vertrauen erwächst aus Vertrautheit. Diese entsteht, wenn wir über Menschen etwas erfahren, das über deren professio- nelle Rolle hinausgeht. Ein simpler Aus- tausch des Teams über die biografischen Hintergründe, persönlichen Hobbys und Interessen, Lebensträume und so weiter verändert das Miteinander ungemein. Er erhöht das wechselseitige Verständnis und die Empathie. Werkzeug 2: Der Blick in den Spiegel Dieses „Tool“ verlangt etwas mehr Ver- trauen, weil bei ihm auch persönliche Schwächen preisgegeben werden. Jedes Teammitglied wird gebeten, seine wich- tigste Stärke und seinen größten Beitrag zum Erfolg des Teams zu benennen;

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