Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021
personal- und organisationsentwicklung 28 wirtschaft + weiterbildung 10_2021 und Planspiele, Augmented und Virtual Reality, Mobile Content, Infografiken. 7. Baustein: Monitoring, Feedback und individuelle Lernfortschrittskontrolle Im Gestaltungsfeld „Akkreditierung“ sind die Themen „Monitoring, Feedback und individuelle Lernfortschrittskontrolle“ als erster Baustein für die Umsetzung zu nennen. Hierüber soll es ermöglicht wer- den, die Bedarfe der Lernenden frühzeitig zu erkennen. Die Nutzung etwa von Tra- ckings und die damit verbundene Chance zur Reaktion auf veränderte Nachfragesi- tuationen befördert den Dienstleistungs- gedanken. Zeitnahe, konkrete und auf die Person des Lernenden ausgerichtete Feed- backs und Lernfortschrittskontrollen kön- nen darüber hinaus eingesetzt werden, um frühzeitig auf Lerndefizite reagieren zu können. So lässt sich ein zielgerich- tetes Begleiten der Lernenden durch Coachs oder Mentoren initiieren. Insoweit werden mit „Learning Analytics“ Lern- fortschritte sichtbar gemacht, zukünftige Leistungsprofile prognostiziert und po- tenzielle Schwachstellen aufgedeckt. 8. Baustein: Testen, Zertifizieren, Kredi- tieren, Administrieren Ein weiterer wichtiger Baustein in der Umsetzung im Bereich “Akkreditierung” liegt in der Gestaltung des Testens und Zertifizierens der Lernleistungen. Das sind Kernelemente der meisten E-Lear- ning-Konzepte. Auf diese Weise kann Vorwissen festgestellt und der weitere Lernprozess der Lernenden darauf abge- stimmt werden. In Zwischenprüfungen erhalten die Lernenden zudem Rück- meldung zu ihrem Kompetenzlevel und etwaigen Wissenslücken. Neben traditi- onellen Prüfungsmethoden wie Lücken- texte, „Drag and Drop“-Übungen oder Multiple-Choice-Fragen bieten sich auch Gamification-Elemente wie ein Online- Quiz, an. Prüfungen sind zudem meist Voraussetzung dafür, dass Leistungslevel bestätigt und Zertifikate, Badges oder Cre- dits zugesprochen werden können. Das institutionelle Administrieren der er- zielten Leistungsergebnisse erfolgt über den „Learning Record Store“ (LRS), eine Art zentrale Datenbank für alle Lern- aktivitäten über xAPI. Unter der Über- schrift „Blockchain for Education“ wird darüber hinaus daran gearbeitet, einen fälschungssicheren Zugang und eine „si- chere Verwaltung von digitalen Bildungs- nachweisen und Zertifikaten gemäß den Bedarfen von Lernenden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Zertifizie- rungsstellen langfristig“ zu gewährleis- ten, wie Digicerts – eine Allianz von Hochschulen und Bildungsinstitutionen, die neue Zertifizierungsprozesse entwi- ckeln, – zusammenfasst. 9. Baustein: Learning Hub Analytics Ein weiterer Baustein ist im Aufbau von „Learning Hub Analytics“ zu sehen. Die Nutzung von Daten, um die Qualität der Angebote permanent zu reflektieren, ist ein Kernstück der Betrachtung der Lern- vermittlungsleistung. Auf Basis von evi- denzbasierten Entscheidungsgrundlagen können sowohl die Bildungsangebote weiterentwickelt als auch die strategische Positionierung des Learning Hub Eco Systems analysiert und weiterentwickelt werden. Über Business Intelligence-Platt- formen ist dies möglich. Ein Anwendungsfeld ist etwa das Ermit- teln der Gründe für das Eintreten, das Verbleiben und das Austreten von Nut- zern eines Learning Hub Eco Systems. Auch können die Business-Intelligence- Analysen genutzt werden, um gemein- sam mit den Lehrenden und Lernenden innovative und digital unterstützte Lern- ansätze zu erproben. Auf diesem Weg kann unter anderem eine ganzheitliche Sicht auf das Lernen innerhalb eines „Learning Hub Eco Systems“ und seinen Kooperationspartnern etabliert werden. Lernende und Lerninhalte unterschied- licher Partner oder Eco Systeme können zudem in skalierbare Lernprozesse einge- bunden werden. Lernende übernehmen dabei zunehmend eigenverantwortlich die Organisation ihrer individuellen Lern- prozesse. Sie lernen vermehrt kollaborativ in Lerngruppen, Netzwerken und Com- munities und wählen diese in Abhängig- keit ihrer eigenen Bedürfnisse aus. Viele Lerninhalte werden von diesen Commu- nities selbst erstellt, kuratiert und ver- mittelt. Lernende übernehmen in diesem Rahmen auch die Rolle des Lehrenden. Als ein zukunftsweisendes Praxisbeispiel ist in diesem Zusammenhang etwa „42 Wolfsburg“ zu nennen: eine Software- Engineering-Hochschule, die sich zum Ziel gesetzt hat, die formale Bildung neu zu definieren, indem sie projektbasiertes Peer-to-Peer-Lernen anbietet. Zukunft hat bereits begonnen Seymour Papert und David Cavallo vom MIT Media Lab kennzeichnen die „Lear- ning Hub Eco Systems“ als „Entry Point to Twenty First Century Learning”. Diese können sich in weltweiten Großkonzer- nen, in unternehmensübergreifenden Netzwerken, in Wirtschaftsregionen, zwischen Städten oder auch im Bildungs- markt und damit auch unter Einschluss von Universitäten und Hochschulen etablieren. Die diesbezügliche Entwick- lung hat sich in den vergangenen Jahren bedingt durch die IT-technologischen Neuerungen in einem rasanten Tempo beschleunigt. Gordon Trujillo, Vice Pre- sident der Visa University, belegt diesen Trend mit dem Beispiel des „Visa Univer- sity Learning Hub“ – Visa war nach eige- nen Angaben eines der ersten Unterneh- men, die ein xAPI-fähiges digitales Eco System von Grund auf aufgebaut haben. Als Beispiel für das Vernetzen und Entwi- ckeln von Wirtschaftsregionen kann auch der „Digital Learning Campus – Schles- wig-Holstein“ herangezogen werden: Über diese Lernplattform können unter- einander vernetzte Lernorte – an Hoch- schulstandorten, in Unternehmen oder auch Forschungseinrichtungen – entste- hen. Der Campus soll für Lernende und Lehrende als auch für Arbeitgeber und Beschäftigte zugänglich sein. Die Digitalisierung wird den Bildungs- markt und die Bildungsangebote nach- haltig verändern. „Learning Hub Eco Sys- tems“ werden zukünftig die nationalen und internationalen Bildungslandschaften prägen. Nur diese werden dann noch in der Lage sein, Bildungsangebote so zu skalieren, dass der weltweite Re- oder Up skilling-Bedarf gedeckt werden kann. Es ist viel Bewegung imMarkt und „Learning and Development“-Anbieter aller Couleur sind gefordert, ihre diesbezügliche Netz- werkfähigkeit unter Beweis zu stellen, bedarfsorientierte Bildungsangebote zu offerieren und eine adäquate, nutzerorien- tierte Bildungsbegleitung zu initiieren. Thomas Bartscher, Regina Nissen R
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