Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021
personal- und organisationsentwicklung 26 wirtschaft + weiterbildung 10_2021 allgemein die Förderung von Kreativität und Innovation. Diese Aspekte sollen fester Bestandteil der Lernangebote sein. Bewährte und neue Methoden und Werk- zeuge, wie etwa „Challenges“, sollen in einer Lern-Toolbox bereitgestellt werden. Lehrende in neuen Rollen unterstützen die Lernenden auf ihrer zunehmend indi- vidualisierten „Learning Journey“. Dazu gehören zum Beispiel Lernbegleiter und -coachs, Lernberater, Tutorinnen und Tu- toren, Community Manager/Facilitator, „Digital Enabler“, „Working Out Loud“- Spezialisten sowie MOOC- und Barcamp- Moderatoren und -Moderatorinnen. Die Otto Group beispielsweise geht hierbei mit der konzerninternen Initiative „Te- chUcation“ einen wichtigen Weg und setzt über eine eigene Lern-Coach-Aus- bildung auf die Multiplikatorenwirkung der eigenen Mitarbeitenden, die Kollegen und Kolleginnen bei deren Lernreise un- terstützen. Die personengebundene Lernbetreuung wird ergänzt um KI-basierte Lernsysteme – unter Einbinden von „Educational Data Mining“-Konzepten. Hierbei werden die Daten der Lernumgebung ausgewertet, um sowohl die Lernumgebung als auch individuelle Lernprozesse in Echtzeit an- zupassen. So können den Lernenden In- formationen zu ihrem Wissensstand an- geboten werden. Ausgehend hiervon wer- den alternative Lernpfade mit Blick auf die von diesen verfolgten Lernzielen vor- geschlagen. Des Weiteren können Lern- inhalte oder Lernobjekte optimiert sowie Lehrpersonen über aufbereitete Infor- mationen in den Begleitprozessen unter- stützt und von Routineaufgaben entlastet werden. Feedback, Lernleistungskontrol- len oder auch die Dokumentation von erlangten Kompetenzen können diesen Entlastungsaufgaben zugeordnet werden. 2. Baustein: Lernbegegnung in Präsenz Als weiterer Aktionsbereich in der Di- mension „Kuratierung“ haben wir die „Lernbegegnungen in Präsenz“ in unse- rem Modell eingefügt. Dieser Baustein umschließt sowohl Vollzeitangebote wie Workshops, Seminare, Konferenzen, Netzwerktreffen, Barcamps, Supervision, aber auch hybride Lernarrangements. Letztere verknüpfen Elemente aus Prä- senzveranstaltungen und Onlineangebo- ten. Neben Blended-Learning-Ansätzen und Live-Streams ist hier auch an die Learning-Lab-Ansätze zu denken – wie zum Beispiel das Konzept des Learning Lab „Digital Technologies“, das von zwei Professoren der Hochschule München initiiert wurde. Sie bieten Studierenden in Workshops die Möglichkeit durch ein haptisches, kollaboratives und selbstge- steuertes Lernkonzept Funktionalitäten von technologischen Geräten im Wort- sinne zu „be-greifen”. Bedeutsam ist bei der Lernbegegnung in Präsenz, dass ein spezifisches „Learning Hub“-Gebäude und das dazugehörige Gelände Lern- und Innnovationsprozesse befördern und somit im weitesten Sinne als Lehrmittel nutzbar sind. Insbeson- dere organisationsübergreifenden und interdisziplinären Lernnetzwerken soll eine architektonisch ansprechende und eine (IT-)technologisch ausgereifte Be- gegnungsplattform angeboten werden. Für diese Forderung steht beispielhaft der Neubau des „Learning Centers“ für inno- vatives Lernen im digitalen Zeitalter für die Universität St. Gallen (siehe Bild). 3. Baustein: Individualisierte digitale Lernunterstützung Im dritten Feld, der Kuratierung, ergänzt eine zunehmend individualisierte digi- tale Lernunterstützung den Ansatz der bedarfsorientierten Förderung und For- derung der Lernenden. Hier ist etwa an Kooperationen mit Bildungseinrichtungen zu denken. Ein Beispiel dafür ist das „On- linelabor für Digitale Kulturelle Bildung“. Das Projekt regt Menschen dazu an, sich auf explorativ-spielerische Weise, aber durchaus auch kritisch mit sozialen Me- dien auseinanderzusetzen. Ein weiteres Beispiel sind virtuelle Labore in der Inge- nieur- und Naturwissenschaft. Sie ermög- lichen es den Studierenden, Experimente durchzuführen, die Theorie in Hand- lungswissen überleiten und das remote oder (teil-) virtualisiert. Auch Lernmit- telanbieter wie der Pearson Verlag haben sich den aktuellen Anforderungen ange- passt. So bietet zum Beispiel der Pearson Verlag mit „My Lab“ die Pearson-Lehrbü- cher mit Videos oder Simulationen und digitalem Zusatzmaterial, um die Theorie „unmittelbar erlebbar“ zu machen, wie es der Verlag beschreibt. Über das zusätzliche Einbinden bereits existierender Onlinelaboratorien können skalierbare, flexibel abrufbare und an in- dividuellen Lernbedarfen ausgerichtete Lernpfade für die Lernenden erschlos- sen werden. Lernende und Lehrende aus zuvor nicht verbundenen Eco Systemen finden so zueinander. Lernende finden über ihre „Learning Journey“ somit auch Zugang zu anderen Lerngemeinschaften. Das Verständnis für Diversität und der interaktive Austausch zwischen unter- schiedlichen Lernkulturräumen wird be- fördert. In näherer Zukunft wird darüber R Der „Learning Hub Eco-System“-Ansatz Überblick. Das Modell „Learning Hub Eco-System“ sieht drei Dimensionen an Gestaltungsfeldern vor: Das Kuratieren von Lerninhalten, das Orchestrieren und das Akkreditieren der am Lernprozess Beteiligten und des Systems selbst. Jeweils drei Bausteine lassen sich den drei Dimensionen zuordnen, die die Umsetzungsmöglichkeiten des Modells näher beschreiben. Kuratierung Orchestrierung Akkreditierung Individualisierte Lernberatung und Lernbegleitung Zielgruppenorientierte (digitale) Lernarenen Monitoring, Feedback, individuelle Lernfortschritts- kontrolle Lernbegegnungen in Präsenz (erweitert um hybride Ansätze) Open Learning Technology Platforms Testen, Zertifizieren und Kreditieren, Administrieren Individualisierte, digitale Lernunterstützung Enterprise-Content- Management-Systeme (ECM) LearningHub Analytics/Business Intelligence (BI)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==