Wirtschaft und Weiterbildung 11/2021

wirtschaft + weiterbildung 10_2021 11 Im Jahr 1997 hat Dave Ulrich für die Per- sonalabteilungen das Modell „HR als Business Partner“ vorgestellt. Walter Joch- mann, Managing Director und Partner bei der Kienbaum Consultants International GmbH, arbeitet jetzt an einem Nachfolge- modell, das den Titel „HR als People Com- pany“ trägt. „Gegenwärtig ist HR eher wie eine Exper- tenorganisation aufgestellt, nicht wie eine Business-Einheit“, kritisiert Jochmann. „Für die HR-Abteilung geht es darum, in einer definierten Zeit Produkte zu erstel- len, die sich verkaufen lassen. Das Produkt darf nicht allein nach der Qualität optimiert werden. Dazu neigen HR-Bereiche jedoch. Dabei geht es um den richtigen Kosten- Qualitäts-Mix und um Time-to-Market. Die- ses Denken fehlt den HR-Bereichen vielfach bei der Erstellung ihrer Produkte.“ Dave Ul- rich hat vier Rollen für ein modernes HR definiert: Strategy Partner, Change Agent, Employee Champion und Administration Expert. In der Zukunft soll sich laut Joch- BPM TAGTE IN BERLIN SPRACHLERN-APP In der Wirtschaft werden Machtverschiebungen beobachtet Babbel zur Börse mann HR nicht mehr als Business Partner, sondern als „Enabler des Business“ verste- hen. Dazu müsse sich HR selbst wie eine People Company aufstellen, nur so könne das Unternehmerische zum Selbstverständ- nis von HR werden. Die HR-Abteilung könne über ein Stake- holder Board verfügen, das als Aufsichtsrat für die unterschiedlichen HR-Funktionen fungiere. Im Board sollten zwei oder drei Kunden und gegebenenfalls auch der Be- Am 30. August 2021 eröffnete Inga Dransfeld-Haase, BP Eur- opa und Präsidentin des Bun- desverbands der Personalma- nager (BPM), den Personalma- nagementkongress (PMK) 2021 in Berlin. Hybride Arbeit, so Dransfeld- Haase, habe in den Unterneh- men eine Machtverschiebung ausgelöst. Autoritäre Füh- rungskräfte hätten vielerorts Macht eingebüßt, während sich zunehmend die Erkennt- nis durchsetze, dass Teams die eigentliche Wertschöpfung generierten. Dransfeld-Haase forderte, New Work müsse als Kulturwandel verstanden wer- den, der ein neues Mindset und eine neue Haltung in den Un- Die Sprachlern-App „Babbel“ will bis Ende des Jahres 2021 an die Börse gehen - was einen zusätzlichen Kapitalzugang von rund 180 Millionen Euro einbringen soll. Das Geld soll unter anderem zur Beschleu- nigung der internationalen Expansion verwendet werden. Mit der Ankündigung veröf- fentlichte Babbel auch einige Geschäftszahlen. So stieg im er- sten Halbjahr 2021 der Umsatz um 18 Prozent auf 83 Millionen Euro. Im Coronajahr 2020 seien Um- sätze von 147 Millionen Euro erwirtschaftet worden, hieß es. Ausführlichere Informationen soll es demnächst in einem Bör- senprospekt geben. ternehmen voraussetze. Einzel- maßnahmen wie Homeoffice seien für einen grundlegenden Wandel unzureichend. Die Kultur, so Dransfeld-Haase, sei der Kern der Transformations- fähigkeit eines Unternehmens. Einfluss darauf hätten die Füh- rungskräfte, denen sich HR ver- stärkt widmen müsse. Daniel Terzenbach, Vorstand der Regionen bei der Bundes- agentur für Arbeit, erklärte in seiner Keynote, dass der Fach- kräftemangel sich noch ver- stärken werde. Dies sei kein deutschlandweites, sondern ein europaweites Problem. Deutlich machte Terzenbach dies am Beispiel Polens, das inzwischen an einer Kampa- Alternative zum „Business Partner“ vorgestellt WALTER JOCHMANN triebsratschef vertreten sein. Das Board tage alle zwei oder drei Monate und be- spreche die wichtigsten Kennzahlen des Geschäftsverlaufs, Strategie- und Personal- themen. Das koste kein Geld, bringe aber eine neue Mentalität ins Selbstverständnis. Entscheidend sei, dass das Board wie ein Gesellschafter agiere und über eine Agenda verfüge, bei der es um Planung, Steuerung und Kontrolle des Geschäfts – und damit den validen Wertbeitrag – gehe. gne arbeitet, ausgewanderte polnische Fachkräfte aus dem europäischen Ausland wie- der zurückzuholen. Zeitgleich schließe Portugal eine Koopera- tion mit Nepal für die Einwan- derung von Fachkräften. „Und wenn Deutschland ankündigt, Pflegekräfte mit Bachelorab- schluss aus den Philippinen ins Land holen zu wollen, diskutie- ren wir als erstes darüber, wie viele Menschen wir integrieren können, bevor nur eine einzige Pflegekraft eingetroffen ist“. Deutschland brauche die Ein- wanderungen von Fachkräften, so Terzenbach. Das sei alterna- tivlos. „Der Arbeitsmarkt wird künftig vielfältiger und diverser werden.“ Walter Jochmann. Der Vordenker fordert, Personaler müssten mehr zu Enablern werden.

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