Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021
training und coaching 38 wirtschaft + weiterbildung 05_2021 Die „Digital Coaching Provider“ haben viele Gemeinsamkeiten als Vermittler und auch Anbieter von Coaching-Leistungen – aber es gibt auch einige Unterschiede zwischen ihnen. Die unterschiedlichen Schwerpunkte lassen sich auch aus der Historie ableiten. „Sharpist“ und „Better- coach“ sind beide als Start-Ups mit ihrem Coaching-Produkt an den Markt gegan- gen. Aus dieser Position heraus kamen sie mit der Kundennachfrage nach weiteren PE- und OE-Angeboten in Berührung. Schnell hat Bettercoach sein Angebot und auch seinen Expertenpool entsprechend erweitert und auch Sharpist bietet über das reine Coaching hinaus E-Learning- Partnerschaften und personalisierte Ent- wicklungsprogramme an. Ähnlich sieht es auch auf der anderen Seite des Atlantiks aus: Auch Betterup hat sein Geschäftsmodell bereits auf alle Bereiche der Unternehmens- und Le- bensberatung erweitert. Immerhin gilt es für Betterup auch darum, eingesam- meltes Investorenkapital auch langfris- tig zurückzahlen zu können. So verfügt das US-Unternehmen über ein Investo- renkapital von 103 Millionen US-Dollar, Coach Hub aus Berlin über 25 Millionen US-Dollar und Sharpist aus Berlin über 5 Millionen US-Dollar. Der Nischenbereich des Coachings allein reicht offensichtlich wohl kaum aus, um einem Millionenin- vestment gerecht zu werden. Bereits fast die Hälfte der befragten Coachs (49 Prozent) gaben an, schon mit einem „Digital Coaching Provider“ zu- sammengearbeitet zu haben. Eine beein- druckende Zahl, wenn man bedenkt, dass viele „Digital Coaching Provider“ erst seit zwei oder drei Jahren am Markt vertreten sind. Allerdings heißt das nicht, dass es auch immer zu einer konkreten Auftrags- vergabe gekommen ist. Laut Angaben der Befragten konnten nur sechs von elf der derzeit existierenden „Digital Coaching Providern“ die befragten Coachs mit Auf- trägen versorgen. Mit den „digitalen Providern“ zusammenarbeiten? Auch ist die Häufigkeit der über das ge- samte Jahr 2020 erteilten Aufträge über- schaubar. Diese geringe Bedeutung für viele Coachs wird unterstrichen, durch die geringe Zahl an Coaching-Prozessen, die mit den „Digital Coaching Providern“ und den Teilnehmenden an der Coaching- Umfrage durchgeführt wurden. Von den mehr als 9.500 Coaching-Prozessen, die die Befragten 2020 absolviert haben, wurden nur 560 Prozesse mit Beteiligung eines „Digital Coaching Providers“ durch- geführt. Unter den abgefragten Anbietern ragt lediglich Sharpist mit 362 Prozessen heraus, an zweiter Stelle folgt Coach Hub mit 108 Prozessen. Fünf der abgefragten „Digital Coaching Provider“ wurden von keinem der Befragten genutzt. Trotz der etwas mageren Versorgung mit Aufträ- gen zeigten sich diejenigen Befragten, die bereits im Kontakt mit einem „Digi- tal Coaching Provider“ waren, durchaus zufrieden mit der Qualität des Kontakts. Alle zehn „Digital Coaching Provider“ wurden in Sachen Zusammenarbeit im Durchschnitt mit einem „eher zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ bewertet. Dass die Bedeutung der „Digital Coaching Provider“ für die Zukunft des Coaching- Markts als durchaus hoch angesehen wird, zeigt folgendes: So stimmten die Coachs im Durchschnitt „eher“ oder sogar „voll und ganz“ den folgenden Statements zu: • Coaching-Verbände und „Digital Coa- ching Provider“ sollten partnerschaft- lich zusammenarbeiten. • In Zukunft werden „Digital Coaching Provider“ eine wichtige Rolle im Coa- ching-Markt spielen. • Langfristig werden Business-Coachs die Zusammenarbeit mit einem „Digi- tal Coaching Provider“ nicht vermeiden können. Skeptischer wird beurteilt, ob die „Digital Coaching Provider“ die gleiche Coaching- Qualität garantieren können, wie die Coaching-Verbände dies durch ihre Zerti- fizierungen tun. Was sich trotz Pandemie nicht verändert hat Neben all den Veränderungen gibt es As- pekte im Coaching-Markt, die sich un- beeindruckt von der Pandemie und der allgemeinen Digitalisierung kaum verän- dert haben. Die Themen des Coachings sind auch im Pandemiejahr 2020 stabil, auch wenn sich deren Reihenfolge etwas bewegt hat: „Selbstreflexion und der Ab- gleich Selbstbild/Fremdbild“ sind von Platz zwei auf Platz eins gerutscht. Um- gekehrt sind „neue Aufgaben, Führungs- verantwortung, Funktionen, Positionen“ von Platz eins auf zwei gewandert und „Persönlichkeitsentwicklung/Potenzial- entwicklung“ bleibt in 2020 mit über 60 Prozent auf Platz drei der Themenliste. Die neun Topthemen bestimmen 3/4 der Coaching-Themen insgesamt: Stress- management und Burnout, Führungs- R Jörg Middendorf leitet das BCO Büro für Coaching und Organisationsbera- tung in Frechen bei Köln. Er ist Diplom-Psychologe, Senior Coach (DBVC), Professional Certified Coach (ICF) und Fachautor zu den The- men (lösungsorientiertes) Coaching und Konfliktmanagement. Middendorf ist Organisator der jährlichen „Coaching- Umfrage Deutschland“. BCO /Jörg Middendorf Augustinusstraße 11d 50226 Frechen Tel. 02234 / 9335191 www.BCO-Koeln.de AUTOREN Lutz Salamon, Dipl om- Ingeni eur und zertifizierter Lehr-Coach des Deutschen Coa- ching Verbands (DCV) mit Sitz in Berlin, ist Vorstandsvorsitzender des Round- table Coaching e.V. (RTC). Der RTC ist ein Zusammenschluss von Berufs- und Fachverbänden, die sich für die Positio- nierung von Coaching als professionelle Dienstleistung engagieren. Roundtable Coaching e.V. (RTC) Lutz Salamon Waldstraße 32, 10551 Berlin Tel. 0170 / 9044272 www.roundtable-coaching.eu
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