Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021

wirtschaft + weiterbildung 05_2021 37 zu tun haben, das im Jahr 2020 pande- miegemäß stark zugenommen hat. Dau- ern Präsenz-Coachings oftmals 1,5 bis zwei und mehr Stunden, so scheint es bei den Online-Coachings die Tendenz zu geben, dass Coachings eher eine Stunde dauern. So gilt bei Sharpist (einem der neuen „Digital Coaching Providern“) ein Standardwert von 30 Minuten für eine Coaching-Sitzung und bei Coach Hub (ebenfalls einer der „Digital Coaching Providern“) ist ein Wert von 45 Minuten normal. Aufwand für Vor- und Nachbereitung steigt Dem Rückgang der tatsächlichen Coa- ching-Stunden pro Prozess und damit der direkten Klientenstunden steht bei den Coachs ein allgemeiner Anstieg der Jahresarbeitszeit gegenüber. Die Arbeits- zeit der Coachs ist durch den Mangel an geregelten Pausen im Homeoffice, unre- gelmäßigen Arbeitszeiten, der Abwesen- heit von Kollegen und den gleichzeitig erhöhten Online-Abstimmungsbedarfen eher gestiegen als gesunken. Rein rech- nerisch war im Jahr 2020 für jede Stunde Coaching fast eine weitere Arbeitsstunde ohne direkten Klientenkontakt erforder- lich. Darin fließt die Auseinandersetzung mit der Technik ein und eine stärkere Vor- und Nachbereitung der Coaching- Stunden sowie ein stark verstärkter Mar- ketingaufwand. Gerade bei den erwähn- ten „Digital Coaching Providern“ ist der Standard, dass neben der abrechenbaren Coaching-Sitzung Vor- und Nachberei- tungen nicht vergütet werden. Solche Vorbereitungen oder Nachbereitungen sind: Coaching-Logbücher schreiben las- sen, „Hausaufgaben“ für die Klienten aus einer entsprechenden Bibliothek auswäh- len und aufbereiten sowie Absprachen mit dem Vermittler der Coaching-Leistun- gen treffen. Damit sind wir bei zwei der hervorste- chendsten Entwicklungen im Coronajahr 2020 angekommen: Der standardmäßigen Nutzung des Online-Coachings sowie der Etablierung der „Digital Coaching Provi- der“ als neue Akteure auf dem Coaching- Markt. Rund zwei Drittel der Befragten Coachs nutzen digitale Medien immer oder häufig, der Anteil derer, die digitale Medien selten oder nie nutzen liegt bei geringen 10,6 Prozent. Erwartungsge- mäß sind Coachs unter 35 Jahren sogar noch digitalaffiner als der Durchschnitt. Sie nutzen zu 69,2 Prozent digitale Me- dien immer oder häufig. Weniger erwar- tungsgemäß werden die Jungen aber übertroffen von den 54-jährigen, die digi- tale Medien zu 72,3 Prozent immer oder häufig nutzen. Auch die über 54-jährigen erweisen sich keineswegs als digitalavers und nutzen digitale Medien zu 62 Prozent immer oder häufig. Dennoch wurde Präsenz-Coaching wei- terhin als das beliebteste Coaching-For- mat angegeben (mit durchschnittlich einer 1,28 auf einer Fünferskala – wobei eins „sehr gerne“ und fünf „sehr un- gerne“ bedeutet), gefolgt von 1:1-Video- Coaching (2,00). Nach dem Video-Coa- ching folgten in der aktuellen Umfrage mit Blick auf die Beliebtheit das Telefon (2,88), die E-Mail (3,37), der Chat (3,46) und das Avatar-Coaching (3,84). Auch wenn das Präsenz-Coaching das bevor- zugte Format der Befragten war, so wurde auch deutlich, dass digitales Coaching keine Randerscheinung mehr ist, sondern von vielen Coachs inzwischen als ein ge- schätztes und häufig genutztes Format wahrgenommen wird. Neue Anbieter auf dem Coaching-Markt Im Zuge der Pandemie und der fortschrei- tenden Digitalisierung haben nicht nur neue Formate den Weg in den Coaching- Mainstream gefunden, sondern die seit wenigen Jahren bekannten „Digital Coa- ching Provider“ sind endgültig in das Bewusstsein von Coachs und ihren Auf- traggebern gelangt. Auch wenn digitales Coaching an sich schon seit längerem in der Branche diskutiert wird, so hat die Diskussion erst in den letzten zwei bis drei Jahren durch die „Digital Coaching Provider“ deutlich an Fahrt aufgenom- men. Die „Digital Coaching Provider“ wollen, nach US-amerikanischem Vor- bild (wie zum Beispiel „Betterup“), den Bedarf an Coaching für Unternehmen und zum Teil auch für den Privatbereich abdecken. Damit stehen sie in direkter Konkurrenz zu den einzelnen Coachs, die sich um die gleichen Kunden bemühen. Dimensionen Männer 40,5 (44,9) % Frauen 54,4 (55,1) % Altersdurchschnitt 51,6 (54,4) Jahre 48,2 (49,4) Jahre Berufserfahrung vor dem Coaching 17,1 (17,8) Jahre 15,6 (16,4) Jahre Coaching-Erfahrung 12,4 (12,3) Jahre 9,6 (8,5) Jahre Anteil Coaching an allen Tätigkeiten 32,3 (34,0) % 40,6 (38,8) % Anzahl Coaching-Prozesse 22,3 (23,4) Prozesse 25,9 (25,7) Prozesse Stunden pro Coaching-Prozess 11,0 (14,4) Stunden 10,0 (11,2) Stunden Anteil der beruflichen Themen 80,0 (74,6) % 78,6 (75,0) % Durchschnittlicher Stundensatz (60 Minuten/netto) 162,78 (158,16) €* 167,52 (147,83) €* Stundensatz unternehmensbezahlt 182,39 (181,55) € 190,85 (169,68) € Stundensatz privat bezahlt 131,80 (128,43) € 135,40 (125,07) € Der „statistische“ Coach 2020 Umfrage. Wichtige Ergebnisse für das Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 (in Klammern). Quelle: www.coaching-umfrage.de R * Stundensatz 2020, gewichtet gemittelt = 165,04 €, * Stundensatz 2019, gewichtet gemittelt = 151,25 €

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