Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021

wirtschaft + weiterbildung 05_2021 35 tern, die EY Badges eingeführt (https:// www.credly.com/organizations/ ey/badges). Se it Januar 2019 steht das Programm auch in Deutschland zur Ver- fügung. EY Badges ist ein freiwilliges Lernan- gebot. Mitarbeiter kön- nen sich im Rahmen dieses Angebots zu einer Reihe von strategischen Themen der Digitalisierung weiterqualifizieren. Sie rei- chen von Cyber Security über Artificial Intelligence bis zu Design Thinking. Die EY Badges gibt es in Bronze, Silber, Gold und Platin. Um einen Badge zu erlangen, müssen die Lernenden auf verschie- denen Feldern aktiv werden: Learning, Experience und Con- tribution. „Learning“ bedeutet, dass sie sich mit einem vorgegebenen Curriculum auseinandersetzen, das sich aus Online-, Präsenz- oder Projekttrainings zusam- mensetzt. Hinter „Experience“ steht das Engagement in konkreten Projekten. Und „Contribution“ meint, dass die Lernen- den ihr Wissen mit Kollegen und Kunden oder in Netzwerken geteilt haben. Die Anforderungen steigen also, je hö- herwertig der Badge ist. So ist bei einem Bronze-Badge der Lernanteil größer, wäh- rend bei einem Gold- oder Platin-Badge die Schwerpunkte mehr auf „Experience“ und „Contribution“ liegen. Das Pro- gramm EY Badges wird über eine eigene Onlineplattform des Anbieters Credly (https://info.credly.com) m oderiert, ist aber Teil der globalen Lerninfrastruk- tur von Ernst & Young und mit anderen Lernplattformen und Lernangeboten im Unternehmen verknüpft. Und es sind Open Badges, die die Mitarbeiter hier er- werben: Sie können die Badges auf ihren persönlichen Linkedin-Profilen anzeigen, was viele Mitarbeiter auch tun. Auch die SAP setzt schon seit Jahren auf Badges (https://community.sap.com/ resources/missions-badges). E inerseits sind sie bei der SAP wie Ernst & Young auf der Plattform von Credly aktiv. Dar- über hinaus bietet die Softwareschmiede ihren Mitarbeitern an, in über 120 Mis- sions aktiv zu werden und Badges zu erwerben. Wer sich hier engagieren will, kann zum Beispiel Blogbeiträge schrei- ben („Blogging Missions“), Fragen in der SAP Community beantworten („Q&A Missions“), rund um Community-Events Aufgaben übernehmen („Event Missions) und vieles mehr. In der SAP Community werden die erworbenen Badges in den Profilen der Mitarbeiter angezeigt. Doch es sind nicht nur Unternehmen wie EY und SAP, die Badges einsetzen. Die Union Investment hat jüngst einen unterneh- mensweiten Onlinekurs (MOOC) mit dem Erwerb von Badges verknüpft. Die Haufe Akademie (https://www.haufe- akademie.de/seminare-lehrgaenge/ trending-topics/open-badges) u nd die IHK Akademie München und Oberbay- ern (https://akademie.muenchen.ihk. de/open-badges) ve rleihen Teilnehmern ihrer Veranstaltungen Open Badges, die diese anschließend über die sozialen Netzwerke darstellen und teilen können. Viele Hochschulen bieten inzwischen den Erwerb von Badges in verschiedenen Pro- jekten an. Lernplattformen wie Moodle bieten Schnittstellen, um Open Badges schnell und unkompliziert zu verwalten. Und das Personalentwickler-Netzwerk „Corporate Learning Community“ hat ge- rade eine Arbeitsgruppe gebildet, um die vielfältigen Community-Aktivitäten ihrer Mitglieder und die dabei erworbenen Kompetenzen durch Badges sichtbarer zu machen. Welche Zukunft haben Badges? Das Interesse an Badges ist also da. Aber werden sie sich langfristig neben den be- kannten Leistungsnachweisen und Zerti- fikaten etablieren? Die Frage ist nicht ein- fach zu beantworten und hängt davon ab, aus welcher Perspektive man Badges be- ziehungsweise Open Badges betrachtet: • Badges sind heute Bausteine vieler vir- tueller Lernumgebungen und Lernplatt- formen und können von Lehrenden und Trainern flexibel in ihre Lernkon- zepte integriert werden, um Lernende zu motivieren. Hier bleibt es dem ein- zelnen Trainer oder Experten überlas- sen, ob und wie er oder sie Badges ein- setzt. • Badges können aber auch zum Anlass genommen werden, um das freiwillige Engagement der Mitarbeiter in den Fokus zu rücken: Wer ist am Standort in einem Nachhaltigkeitsprojekt aktiv? Wer übernimmt die Rolle des Mentors beim nächsten (virtuellen) Onboar- dings eines neuen Mitarbeiters? Wer teilt nach der Mittagspause seine Pro- jekterfahrungen mit anderen? Häufig fehlen die Wege, das Engagement der Beteiligten sichtbar zu machen. Hier können Badges greifen. • Badges können ein eleganter Einstieg in Lernkultur eines Unternehmens sein. Die Personalentwicklung widmet sich den informellen Lernaktivitäten in der Organisation und überlegt, wie sie diese unterstützen und fördern kann. Mitarbeiter sehen, dass ihre Erfahrun- gen und ihr Engagement wertgeschätzt werden. Und wenn es sich bei den Bad- ges um Open Badges handelt, die von den Mitarbeitern auf ihren öffentlichen Profilen angezeigt werden können, set- zen Unternehmen auch nach außen ein sichtbares Zeichen in Sachen professi- oneller Weiterbildung und Kompetenz- entwicklung. Immer mehr Weiterbildungsprofessionals sind also mit Recht der Ansicht, dass sich der Einstieg in das Thema Badges gleich aus verschiedenen Gründen durchaus lohnen kann. Dr. Jochen Robes Dr. Jochen Robes ist als selbststän- diger Berater, Hochschul lehrer (Darmstadt-Die - burg) und Blogger (www.weiterbil- dungsblog.de) aktiv. Er ist Mitglied des Kernteams der Corporate Lear- ning Community. Seine Arbeitsschwer- punkte bilden Innovationen in der Personalentwicklung und Themen der digitalen Bildung. Dr. Jochen Robes Siebenbürgen Str. 6 60388 Frankfurt am Main www.weiterbildungsblog.de AUTOR

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