Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021
personal- und organisationsentwicklung 28 wirtschaft + weiterbildung 05_2021 und beteiligen uns an sozialen Projekten wie die „Tafel“, „SOS-Kinderdorf“ oder den Tegut-Saisongärten. Und was bedeutet das auf den Personal- bereich heruntergebrochen? Brähler: Auf der wirtschaftlichen Seite wollen wir zunächst den Personalbedarf decken, um das Wachstum unseres Un- ternehmens sichern. Gleichzeitig wollen wir die Mitarbeitenden möglichst lange an uns binden, indem wir ihnen interne Entwicklungspfade bieten. Wir geben ihnen die Chance, ganz lange im Unter- nehmen zu wachsen und immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. Das zeichnet Tegut schon lange aus. Brand: Mir ist es wichtig zu ergänzen, dass Nachhaltigkeit in allen Unterneh- mensbereichen für uns keine lose Wort hülle ist. Wir machen das aus echter Überzeugung. Wir wollen das Thema „Nachhaltigkeit“ in die Breite tragen und nicht nur bezogen auf das Unternehmen betrachten. Um nachhaltige Werte zu ver- mitteln, planen wir gerade ein Bildungs- programm für alle Mitarbeiter. Worum geht es in diesem Programm? Brähler: Das Programm basiert auf dem Ziel, „umfeldbewusst“ zu agieren. Das Wortspiel mit dem Begriff „Umweltbe- wusstsein“ soll bedeuten, dass Tegut nicht nur sich selbst intern betrachtet, sondern immer auch mitbedenkt, was au- ßenherum passiert. Konkret soll das Lern- programm dazu inspirieren, nachhaltiges Handeln auch zu Hause fortzusetzen. Dafür wollen wir das Thema „Nachhaltig- keit“ in all seinen Facetten aufgreifen und den Mitarbeitern zugänglich machen. Die Lerninhalte drehen sich um Fragen wie zum Beispiel: Wie lebe ich zu Hause öko- logischer? Wie vermeide ich Müll? Wie nutze ich grünen Strom? Wie ernähre ich mich nachhaltig? Für dieses Programm wollen wir pro Mitarbeitendem ein Lern- kontingent im Umfang von fünf Stunden zur Verfügung stellen, das verpflichtend sein soll. Das ist bei etwa 7.700 Mitarbei- tenden schon ein großes Projekt. Brand: Das Projekt zeigt, dass es uns wichtig ist, in der Personalentwicklung nicht nur die fachliche und die Funk- tionsentwicklung zu betrachten. Wir haben immer die Persönlichkeitsentwick- lung mit im Auge. Wir glauben, beides gehört zusammen. Das sorgt dafür, dass unsere Mitarbeitenden lange im Unter- nehmen bleiben, ein hohes Commitment aufbauen und die gemeinsamen Ziele mittragen. Messen Sie die Nachhaltigkeit der Perso- nalentwicklung an der Fluktuationsrate? Brand: Das ist natürlich ein konkretes Ziel, die Fluktuationsraten möglichst niedrig zu halten. Aber das allein wäre zu kurz gegriffen. Die Personalentwick- lung ist ein Baustein unseres Performance Managements, das wir systematisch am Kompetenzmodell ausrichten. Das fängt beim Recruiting an, geht über die Poten- zialbeurteilung und Bildungsbedarfserfas- sung hin zu Besetzungsplänen und Lauf- bahnmodellen auf Basis einer langfristi- gen Personalplanung. Ganz wichtig ist auch unsere Bildungstransfersicherung. Was tun Sie, um den Lerntransfer nachhaltig zu gestalten? Brand: Der erste Schritt der Transfersiche- rung erfolgt schon vor der eigentlichen Bildungsmaßnahme: Im Gespräch mit der Führungskraft wird vorab geklärt, was das konkrete Ziel der Maßnahme ist. Der zweite Schritt ist eine Abfrage der Zu- friedenheit nach der Weiterbildung. Dann Seit der Gesetzgeber die CSR-Bericht- pflicht eingeführt hat, ist das Thema „Nachhaltigkeit“ in den Unternehmen stärker in den Fokus gerückt. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit bei Tegut? Karl-Heinz Brand: Aktuell hat unsere Muttergesellschaft, die Genossenschaft Migros Zürich, Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunktthema gemacht. An diesen Prozess beteiligt sie alle Tochtergesell- schaften, sodass im gesamten Unterneh- men ein Prozess des bewussten, nachhal- tigen Handelns läuft. Aber für uns ist das Thema absolut nicht neu. Wir haben es schon seit Jahren auf unserer Agenda. Als Tegut 2013 von der Migros übernom- men wurde, sagte der CEO der Genos- senschaft Migros Zürich Jörg Blunschi, dass die Unternehmensphilosopie beider Handelsunternehmen sehr ähnlich sei. Hat sich das bewahrheitet und wie sieht die Unternehmensphilosophie – in Bezug auf Nachhaltigkeit – heute aus? Brand: Das hat sich auf jeden Fall be- wahrheitet. Die wesentlichen Punkte die- ser Philosophie sind auf der einen Seite das Ziel mit gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln zu handeln. Auf der an- deren Seite möchten wir mit diesen Le- bensmitteln auch das Gute fördern und nicht nur einfach ein Geschäft machen. Wir verfolgen mit den Lebensmitteln eine Vision. Wie sieht diese Vision aus? Benjamin Brähler: Im Prinzip lässt sich unser Leitbild für Nachhaltigkeit zusam- menfassen mit „Heute das tun, was das Morgen sichert“. Darunter fassen wir die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Wir fördern als Bio-Pio- nier die ökologische Landwirtschaft, set- zen auf energieeffizientes Wirtschaften „ Im Unternehmen wachsen“ INTERVIEW. Nachhaltigkeit ist für die Supermarktkette Tegut Geschäftsgrundlage. Das zeigt sich klar im Warensortiment mit Bio-Produkten. Aber auch in der Personalarbeit will Tegut mit einigen HR-Instrumenten für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung sorgen. Die Personalentwicklung spielt dabei eine wichtige Rolle.
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