Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021
personal- und organisationsentwicklung beschäftigungspolitischen Ansätzen, die den „Purpose“, also den Sinn der Un- ternehmung, in den Mittelpunkt stellen statt den bloßen Produktionskostenfaktor „Personal“. So rückte die Nachhaltigkeit in den Fokus von HR Der Enron-Skandal war der Urknall für die Bilanzierungsvorschriften, ausgelöst durch die fortgesetzte Bilanzfälschung eines der größten US-Konzerne Anfang der 2000er Jahre. In dieser Folge wur- den die Bilanzvorschriften zu Recht ver- schärft, auch der „Sarbanes-Oxley Act“ (SOX) entstand, benannt nach den beiden Initiatoren, Senator Paul Sarbanes, und dem Mitglied des Repräsentantenhau- ses, Michael Oxley. Sie wollten mit dem Gesetz die Zuverlässigkeit und Richtig- keit der Bilanz von Kapitalgesellschaften durch wirksame interne Kontrollsysteme einschließlich der „Corporate Gover- nance“ durchsetzen. Das Problem war in der Welt und der Gesetzgeber reagierte. Der SOX zielte darauf, das Vertrauen in den Kapitalmarkt wiederherzustellen. Er sollte Regeln und Standards für Unterneh- men festsetzen, damit die Transparenz der Bilanzangaben auch verlässlich war. Wer an der US-Börse gelistet war, musste den SOX-Regeln folgen, musste interne Kontrollsysteme, Checklisten, Plausibili- tätsprüfungen und Freigaberegeln einfüh- ren. Ein Verstoß war sogar mit Haftstrafe bedroht. Nicht nur die Vorstände der Un- ternehmen, auch die Wirtschaftsprüfer mit ihren Testaten wurden einer weitrei- chenden Haftung unterworfen. Reihum setzten die Unternehmen interne Kont- rollsysteme (IKS) auf, das Vier-Augen- Prinzip zog in die Personalarbeit ein. Die Explosion lässt sich in Zahlen able- sen: Reichten im Jahr 2000 noch 126 Sei- ten, waren es zehn Jahre später schon mehr als doppelt so viele, nämlich 260. Und für das Berichtsjahr 2018 mussten sage und schreibe 353 Seiten herhalten, um den Jahresbericht der Daimler AG zu fassen, davon 15 Seiten zur Nachhaltig- keit. Auch bei anderen Firmen sind die Jahresberichte deutlich dicker als früher – dafür hat der Gesetzgeber gesorgt: 2017 hat der Bundestag das Gesetz zur CSR- Berichtspflicht beschlossen. Seither muss das Thema „Nachhaltigkeit“ Einzug in die Berichtspflicht börsennotierter Un- ternehmen finden. Vorschrift ist Vorgabe und so werden sicherlich die sogenann- ten „nichtfinanziellen“ Berichte weiter zunehmen. Eigentlich ist es schon diskrepant, dass ausgerechnet Wirtschaftsunternehmen aus Anlass der Vorlage von Zahlen ge- zwungen werden, sich zu nichtfinan- ziellen Themen zu äußern. Doch auch darüber hinaus ist die Nachhaltigkeit in aller Munde: Das fängt an beim Ausgleich der CO2-Verschmutzung und geht bis zu Nachhaltig arbeiten – auch in HR ÜBERBLICK. Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht nur das eigentliche unternehme- rische Handeln soll sich an Nachhaltigkeitsgrundsätzen ausrichten, sondern auch für die HR-Arbeit setzt der Grundsatz der Nachhaltigkeit wesentliche Paradigmen. Dabei ist Nachhaltigkeit mehr als ein Trendthema. Der Gesetzgeber hat es zum Pflichtthema gemacht. HR kann mit einigen Instrumenten für Nachhaltligkeit im Unternehmen sorgen. 24 wirtschaft + weiterbildung 05_2021
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