Wirtschaft und Weiterbildung 5/2021

menschen 14 wirtschaft + weiterbildung 05_2021 PORTRÄT. Der Diplom-Psychologe Andreas Patrzek hat sich als Kommunikationstrainer auf „Fragetechniken“ spezialisiert und leitet „Questicon“, ein Institut für Gesprächsführung und Fragetechnik, im bayerischen Iffeldorf. In diesem Interview beschreibt er, wie es zu dieser sehr konkreten Spezialisierung auf das Thema „Fragen“ kam und warum Deutschlands Trainer seiner Beobachtung nach zu wenig „solides Handwerk“ abliefern. Sie bezeichnen sich selbst als den Experten für Fragen. Wie kam es zu dieser Spezialisierung? Andreas Patrzek: Während meiner Schulzeit war ich Ministrant und in der kirchlichen Jugendarbeit im Kloster Benediktbeu- ern aktiv. Die haben damals gute Seminare für Gruppenleiter auch mit Selbsterfahrung gemacht. So entstand der Wunsch, später Psychologie zu studieren. Nach dem Abitur habe ich gemerkt, dass ich dafür einen Notendurchschnitt von 1,2 ge- braucht hätte. Also habe ich bei Siemens eine Stammhauslehre als Industriekaufmann absolviert. Von dort bin ich zu Osram ins Controlling, dann ins Marketing, wo ich auch interne Ver- triebsseminare geleitet habe. Dort hat mir mein Chef ans Herz gelegt, mich weiterzubilden, und ich habe berufsbegleitend an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Betriebswirtschaft studiert. Das Lernen hat mir großen Spaß gemacht und ich fand es toll, neue Impulse zu bekommen. Mein Job bei Osram hat mir große Freude bereitet und ich habe auch gut verdient. Aber ich wollte trotzdem meinen alten Traum realisieren und habe dann an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Psy- chologie studiert, unter anderem Wirtschafts- und Organisa- tionspsychologie bei Professor Lutz von Rosenstiel. In einem Seminar zur Familientherapie, wo wir auch kleine Beratungen mit Klienten durchführen durften, kam ich zum ersten Mal mit dem Thema zirkuläre und hypothetische Fragen in Kontakt. Das hat mich damals sehr beeindruckt. „ Mehr Handwerk, weniger Heldentum“ Wie kamen Sie als Diplom-Psychologe dann zum Managementtraining? Patrzek: Mein Einstieg als Trainer war sehr mühsam. Ich habe zuerst Marketingtrainings für die IHK gemacht und begonnen für die Akademie für Führungskräfte in Bad Harzburg Rhetorik- Seminare zu leiten. Dort war ich insgesamt fast 27 Jahre Trai- ner und 15 Jahre speziell Trainer für den Kurs „Führung und Zusammenarbeit“. Parallel hat mich Josef Weiss vom Trainings- institut APU in Germering, der damals alle Führungskräfte des Telefonanbieters Arcor geschult hat, in sein Trainerteam geholt. Das habe ich mehr als sieben Jahre gemacht. Dabei wurde mir zunehmend klar, dass viele Führungstheorien den Teilnehmern relativ wenig bringen, weil sie in erster Linie Schwierigkeiten haben, vernünftige Mitarbeitergespräche zu führen. Chefs machen meist Ansagen, hören nicht zu und fragen kaum. Daher habe ich das Thema Fragen immer stärker in meine Seminare integriert und gemerkt, dass das ein Werk- zeug ist, das von den Führungskräften gern angenommen wird und ihnen auch hilft, bessere Gespräche zu führen. Parallel habe ich angefangen, selbst Seminare zu akquirieren. Aber das war mühsam. Da habe ich mich wieder ans Marketing erin- nert und mir überlegt, wie ich mich von den anderen Trainern abheben könnte. Ich wollte eine Nische besetzen. So kam ich auf die Idee, der „Fragenpapst“ zu werden. Da gab es bisher niemanden – außer im klinischen Bereich. Ich habe mich hin- gesetzt, recherchiert und ganz viel gelesen und angefangen, Andreas Patrzek. Orientiert an zentralen Merkmalen des systemischen Ansatzes lehrt der Kommunikations- trainer die Kunst des Fragens. Fotos: Lisa Bahnmüller

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