Wirtschaft und Weiterbildung 3/2021

R wirtschaft + weiterbildung 03_2021 43 Einen interessanten und einmaligen Ansatz bietet die Universität Erlangen- Nürnberg mit ihrem „Master in Health and Medical Management (MHMM)“. Dort gibt es bereits seit langem einen „Master of Health Business Administ- ration (MHBA).“ Ziel ist es, Ärzten Ma- nagementkompetenz zu vermitteln. „Mit mehr als 500 Teilnehmern im Jahr sind wir wohl der größte Masterstudiengang in Deutschland“, erklärt Professor Oliver Schöffski vom Lehrstuhl für Gesundheits- management an der Universität Erlangen- Nürnberg. „20 Prozent sind Chefärzte und Oberärzte.“ Nach dem Erfolg mit dem Studiengang sei ihm die Idee gekommen, das Gegenstück dazu zu entwickeln: einen Masterstudien- gang, in dem Nicht-Mediziner medizini- sche Grundkenntnisse erwerben können, damit Ärzte und Nicht-Mediziner besser miteinander kommunizieren können und über ein ähnliches Vokabular verfügen. Der 2012 erstmals angebotene „Mas- ter in Health and Medical Management (MHMM)“ ist mit rund 60 Teilnehmern im Jahr deutlich kleiner. Grund dafür sei zu einem ein Marketingproblem. „Keiner weiß, dass es so etwas gibt“, sagt Profes- sor Schöffski. Und zudem suche der Con- troller im Krankenhaus nicht unbedingt nach einem Studiengang, in dem er die Grundlagenwissen in Medizin erwerben könne. Und während der MHBA bei Ärz- ten inzwischen fast schon ein Muss sei, wenn sie einen Managementjob überneh- men wollen, sei der Nutzen des MHMM bei der Karriereentwicklung oft noch nicht so offensichtlich. Zu den Inhalten des Studiums gehören Kenntnisse der medizinischen Termino- logie, der Anatomie, Diagnostik und die verschiedenen Therapieverfahren. Es geht um das Wissen von inneren und äußeren Erkrankungen und um Pharma- kologie und die Arzneimittel für verschie- dene Krankheitsbilder mit ihren Vor- und Nachteilen. „Das Pharmakologie-Modul ist ein hartes Modul“, gesteht Professor Schöffski. Auch Erste Hilfe, Hygienema- nagement und Lifestylemedizin stehen auf dem Lehrplan. „Das ist schon so was wie ein halbes Medizinstudium“, gesteht der Ordinarius für Betriebswirtschafts- lehre. Dabei gehe es jedoch nie um die Anwendung des Wissens, sondern aus- schließlich darum, mit dem erworbenen Wissen besser mitreden und so auch er- folgreicher arbeiten zu können. Der zweijährige Studiengang ist ein rei- nes Fernstudium. Es gibt nur ein einzi- ges Präsenzwochenende für die Prüfung. „Wir sind schon ein bisschen archaisch“, sagt Professor Schöffski. So bekommen die Teilnehmer in jedem der ersten drei Semester zwei rund 600-seitige Ordner mit jeweils zehn Texten zugesandt, die jeweils 45 bis 60 Seiten umfassen und die sie durcharbeiten und am Ende Kon- trollfragen beantworten müssen. Das vierte Semester ist für die Anfertigung der Masterarbeit vorgesehen. „Die große in- tellektuelle Arbeit war es, das relevante medizinische Wissen in 60 Texte zu pa- cken“, sagt der Gesundheitsexperte. Das Erstellen der Texte sei ein enormer Auf- wand gewesen. Geschrieben wurden die Texte von hochqualifizierten Ärzten und Leuphana in Lüne- burg. Ein Karriere- coaching hilft bei der Wahl der Masterarbeit.

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