Wirtschaft und Weiterbildung 3/2021
R wirtschaft + weiterbildung 03_2021 31 Deshalb entschied das Projektteam: In dem Projekt soll den Führungskräften auch die Kompetenz zum Verankern des Themas Eigenverantwortung in Sachen Gesundheit in den Köpfen ihrer Mitarbei- ter vermittelt werden. Also wurde in das Qualifizierungsprogramm für die Füh- rungskräfte auch ein Modul integriert, bei dem diese lernen, • ihre Führungs- und Vorbildfunktion in Sachen Gesundheit aktiv wahrzuneh- men und • einen regelmäßigen Dialog mit ihren Mitarbeitern über das Thema Gesund- heit zu führen, der dazu führt, dass die Mitarbeiter für sich Strategien zum För- dern ihrer Gesundheit und Leistungsfä- higkeit entwickeln. Das Qualifizierungsprogramm für die Führungskräfte Der Versicherungskonzern entschied, das letztlich beschlossene Konzept zunächst nur in einer Vertriebsregion mit 48 Füh- rungskräften und 396 Mitarbeitern zu realisieren. Nach der Evaluierung dieses Pilotprojekts sollte dann über ein mögli- ches Roll-out im gesamten Konzern ent- schieden werden. Den Auftakt der Qualifizierungsinitiative bildeten im März 2019 vier zweitägige Veranstaltungen für jeweils ein Dutzend Führungskräfte. In ihnen wurde den Füh- rungskräften unter anderem vermittelt, dass sie bezüglich der Gesundheitsför- derung und -prävention in ihrem Bereich drei Funktionen haben: 1. Vorbild für ihre Mitarbeiter und Mul- tiplikator eines gesundheitsfördernden Verhaltens 2. „Kreatoren“ eines gesundheitsfördern- den Arbeitsklimas in ihrem Bereich 3. Ansprechpartner bei Gesundheitsthe- men der Mitarbeiter sowie Mitgestalter der betrieblichen Rahmenbedingun- gen. Am ersten Tag lag der Fokus auf dem ei- genen Gesundheitsverhalten, denn nur wer sich selbst gesund führt, kann auch andere Menschen gesund führen. Zum Einstieg reflektierten die Führungskräfte ihren Gesundheitszustand und wie die fünf Ebenen der Gesundheit sich wech- selseitig beeinflussen. Dabei lauteten die Kernfragen: Wer trägt die Verantwortung für die eigene Gesundheit? In welcher Form und in welchem Umfang geschieht dies? Danach wurden in sechs Mini-Workshops die Grundlagen des Zusammenwirkens der verschiedenen Ebenen von Gesund- heit vermittelt und vertieft. An jeder Station notierten die Teilnehmer für sie wichtige Erkenntnisse und formulierten unter Berücksichtigung der Leiter der Verantwortung die hieraus resultierenden Einsichten. Ergänzend zu den Trainings- einheiten erhielt jede Führungskraft am Morgen des zweiten Tages ein 30-minüti- ges Gesundheitscoaching. Auf der Grund- lage der mitgebrachten persönlichen Daten wurde mit einem Arzt im Vier-Au- gen-Gespräch die aktuelle Gesundheitssi- tuation ermittelt. Als Basis dazu diente ein Herzratenvaria- bilitäts-Check (HRV), der durch einen Fit- nesstest, eine Blutzucker- und Blutdruck- messung sowie eine Ermittlung des BMI ergänzt wurde. Aufgrund der Ergebnisse hiervon ergänzten die Führungskräfte mit dem ärztlichen Coach ihre Gesundheits- ziele und -strategien – unter Berücksich- tigung ihrer Lebenssituation. Am Abend trieben sie dann mit ihren Kollegen ange- leitet durch einen Trainer aktiv Sport oder lernten Entspannungsübungen kennen. Führungssituationen regelmä- ßig reflektieren Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Gesund führen“. Die Füh- rungskräfte reflektierten Situationen, in denen sie selbst Führung erlebten. Sie identifizierten Verhaltensweisen ihrer (früheren) Führungskräfte, die sie selbst als kränkend und somit krank machend empfanden, oder die ihre Leistungsmoti- vation und -fähigkeit minderten. Danach erarbeiteten sie konkrete Verhaltensanlei- tungen und -maximen für eine gute und gesunde Führung im eigenen Führungs- alltag. Im Spätsommer 2019, also circa ein hal- bes Jahr nach den Auftaktveranstaltun- gen, folgten eintägige Reflexionsseminare. In ihnen reflektierten die Führungskräfte im Kollegenkreis ihre Erfahrungen mit ihrer Gesundheitsstrategie in den zurück- liegenden Monaten im Betriebs-, Füh- rungs- und Lebensalltag. Zudem ermittel- ten sie ihre persönlichen „Antreiber“ und machten sich ihre unbewussten Erwar- tungen sowohl an sich selbst als auch an die Personen in ihrem Umfeld bewusst. In Trainingseinheiten wendeten sie zudem die Instrumente eines gesunden Führens auf konkrete Führungssituationen an. So erwarben die Führungskräfte Schritt für Schritt die Kompetenz, mit den Tools in ihrem „Werkzeugkoffer für gesunde Füh- rung“ ihre Führungsarbeit am Ziel, die ei- gene Gesundheit und die der Mitarbeiter fördern, auszurichten. Das Qualifizierungsprogramm für die Mitarbeiter Im Juni und Juli 2019 fanden eintägige Präsenzseminare für die Mitarbeiter unter der Überschrift „Gesundheit ist nicht alles, doch ohne Gesundheit ist alles nichts“ statt. Auf diese Veranstaltungen mit bis zu 80 Teilnehmern wurden die Mitarbeiter von ihren Führungskräften eingestimmt – mittels der Infos, die sie selbst in ihrer Auftaktveranstaltung erhal- Die fünf Ebenen der Gesundheit Analyse. Unternehmen, die nicht nur auf die körperliche Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten, senden der Belegschaft das Signal: „Ihr seid uns wirklich wichtig“. Quelle: Machwürth Team International GmbH körperliche Ebene emotionale Ebene soziale Ebene spirituelle Ebene geistige Ebene
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