Wirtschaft und Weiterbildung 3/2021

wirtschaft + weiterbildung 03_2021 25 R „Capital“ analysierte: „Mit Etappenzielen definierte er Meilensteine, die gleichzeitig Prüfstein und Motivationsschub fürs Team waren. Löw setzt neue Reize, ist offen für Weiterentwicklungen und baut seine Spieler kontinuierlich auf. Er kennt die Stärken und Schwächen jedes Ein- zelnen und setzt sie gezielt ein. Durch individuelle Ziele legt der Bundestrainer Potenziale frei. Ein respektvolles, vertrau- ensvolles Miteinander ist ihm sehr wich- tig. Beim Bundestrainer gilt: Jeder Ein- zelne muss in der Lage sein, hinter dem Team zurückzutreten.“ Ausnahmemanagement. Löw und sein Teammanager Oliver Bierhoff sind keine „Kumpeltypen“, sie führen – in Abgren- zung zu Klinsmann – eher transaktional. Sie sind durchaus streng zu ihren Spie- lern und greifen ein, wenn diese Regeln und Ziele nicht einhalten. Löw sagte 2014 der „Zeit“: „Das Formen dieser WM- Mannschaft vor dem Turnier müssen Sie sich ein bisschen wie die Erziehung von Kindern vorstellen. Die Spieler sind na- turgemäß nicht mit allem einverstanden, was wir Trainer vorschlagen. Es dauert manchmal länger, bis sie sich darauf ein- lassen. Ich muss auf jeden Charakter in- dividuell eingehen, schließlich haben die Spieler in ihren Vereinen teilweise jeweils ganz unterschiedliche Ziele verfolgt.“ Instrumentelle Führung wie bei Martina Voss-Tecklenburg Instrumentelle Führung zeichnet sich durch strategische Führung und Unter- stützung der Mitarbeitenden im laufen- den Arbeitsprozess aus. Die Eckpunkte der instrumentellen Führung sind: • Strategie (aus einer übergeordneten Mission konkrete Ziele und Aufgaben für den Einzelnen ableiten) • Feedback (durch zeitnahes, konstrukti- ves Feedback unterstützen) • Prozessuale Unterstützung (im laufen- den Arbeitsprozess unterstützen, Lö- sungsstrategien entwerfen) • Proaktivität (Möglichkeiten innerhalb und außerhalb der Organisation erken- nen und nutzen) Martina Voss-Tecklenburg ist die der- zeitige Bundestrainerin der Frauen-Na- tionalmannschaft. Vor ihrer Karriere als Trainerin war sie als Spielerin aktiv und erfolgreich. Als Trainerin hatte sie ihre bislang größten Erfolge mit dem FCR 2001 Duisburg (2008-2011), mit dem sie zweimal den DFB-Pokal gewann und ein- mal den UEFA-Cup. Als Nationaltrainerin der Schweiz (2012-2018) erreichte sie mit dem Team 2015 erstmals eine Weltmeis- terschaft und 2017 erstmals eine Euro- pameisterschaft, wobei sie aber im Ach- telfinale beziehungsweise in der Grup- penphase scheiterte. Hintergründe zum Führungsstil von Voss-Tecklenburg: Strategie. Ihre Strategie sind Stabilität und Erfahrung, die sich die Spielerinnen auf international höchstem Niveau erarbei- ten sollen. Diese Ziele werden dann suk- zessive erhöht und erweitert, allerdings Schritt für Schritt. Der Wunsch, Ziele zu erreichen, hört für die Trainerin nie auf. Sie sagte 2019 über ihre Spielerinnen in den DW Nachrichten: „Wir wollen und müssen weitere Erfahrungen sammeln. Und gerade unsere jungen Spielerinnen müssen immer häufiger auf international höchstem Tempo-Niveau spielen. Und wenn wir dann weitergekommen sind, werden wir uns neue Ziele setzen.“ Feedback. Sie möchte den Spielerinnen zum Beispiel während einer Trainings- einheit durch Feedback Vertrauen und Selbstbewusstsein vermitteln und den- noch zeigen, woran es zu arbeiten gilt. „Ich gehe vertrauensvoll mit den Spiele- rinnen um und komme über Kommunika- tion. Ich möchte den Spielerinnen Selbst- bewusstsein geben, indem ich ihnen vertraue, aber auch aufzeige, woran sie arbeiten müssen“, sagte Voss-Tecklen- burg 2019 in der TZ München. Prozessuale Unterstützung. Voss-Tecklen- burg versucht ihre Spielerinnen zu un- terstützen, indem sie in allen Situationen authentisch, offen und ehrlich ist, viel Vertrauen schenkt und an ihre Verant- wortung appelliert. Als ehemalige Spie- lerin kennt sie aber auch die Probleme der jetzigen Spielerinnen und geht darauf in Form der prozessualen Unterstützung ein. In der „Schweizer Illustrierten“ sagte sie 2019: „Einige Spielerinnen, etwa Fa- bienne Humm, müssen Vollzeit arbeiten neben dem Spitzensport. Andere nehmen ihren gesamten Jahresurlaub, damit sie bei der EM dabei sein können. Manche müssen Trainings auslassen, weil sie Prü- fungen an der Uni haben. Gut, dass ich ihre Situation verstehen kann. ... Meine Spielerinnen müssen wissen, dass es für sie keinen Nachteil gibt, wenn sie mal eine Verpflichtung haben.“ Proaktivität. Voss-Tecklenburg plant und antizipiert künftige Abläufe aus der je- weiligen tagesaktuellen Situation heraus, ist aber auch flexibel genug, diese an die aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse der Spielerinnen anzupassen. In diese Entscheidungen wird das ganze Team partizipativ mit einbezogen. Der Führungsstil des Trainers Felix Magath Zentrales Merkmal destruktiver Führung ist, dass die Führungskraft ihre negativen Gefühle wie Wut und Frustration an Mit- arbeitenden auslässt. Das Führungsver- halten von Felix Magath kann als Beispiel für den destruktiven Führungsstil dienen: Trainerschicksal. Ein Trainer muss nicht nur die richtige Spielstrategie finden, sondern auch mit seinem Führungsstil die Mannschaft dafür begeistern. Foto: traffic_analyzer / gettyimages.de

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