Wirtschaft und Weiterbildung 3/2021

aktuell 10 wirtschaft + weiterbildung 03_2021 FUTURE DIGITAL SKILLS REPORT 2021 empfinden bei sich selbst einen hohen oder sehr hohen Wei- terbildungsbedarf. Gewünscht wurden mehr und auch in- dividuellere Weiterbildungs- optionen in den Bereichen „Grundlagen digitaler Arbeit“, „Künstliche Intelligenz“ und „Management“. Kurt Jeschke, Professor an der IUBH Interna- tionalen Hochschule, betonte: „Für Unternehmen steigt der Druck, ins Upskilling der ei- genen Teams zu investieren, damit die Handlungsfähigkeit erhalten bleibt.“ Es gebe aber nicht „den“ Weiterbildungsbe- darf. Es müsse mehr auf die individuellen Ziele der Berufs- tätigen eingezahlt werden. Luxus. Google bietet seinen Programmie­ rern attraktive Mittagspau- sen. Foto: Google Der Internetgigant Google (Muttergesell- schaft: Alphabet) erweckte jahrelang den Eindruck, die Mitarbeiter würden mit vie- len Annehmlichkeiten wie großzügigen Sozialleistungen, einer Gourmetkantine, kostenlosen Snacks, freizeitparkähnlichen Erholungsräumen und coolen Büros ver- wöhnt. Offenbar ist dieser Luxus aber nur für die Softwareentwickler da, denen man mit einer Fünf-Sterne-Behandlung goldene US-ARBEITSMARKT Überraschung: Eine Gewerkschaft für Google Handschellen anlegen will. Gegenüber oft nur teilzeitbeschäftigten „normalen“ Mit- arbeitern zeige sich der Konzern von sei- ner hässlichen, ausbeuterischen Seite, sagt Dylan Baker, der jetzt mit rund 200 Kolle- gen die Gewerkschaft „Alphabet Workers Union“ gegründet hat. Eine faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für alle stehen auf der Forderungsliste. Die Mit- glieder fordern zudem, dass alle Beschäf- Welche Schlüsselkompetenzen benötigen Berufstätige in einer zunehmend digitalisierten Ar- beitswelt? Dieser Frage ging der neue „Future Digital Skills Report 2021“ der IUBH Inter- nationalen Hochschule in Er- furt nach. Ganz vorne stehen die Grundlagenkompetenzen „Computernutzung“ und „Da- tensicherheit“. Als eine wesentliche Kompe- tenz gilt auch die „Nutzung di- gitaler Tools“ – für die Kommu- nikation und Zusammenarbeit, für die Erstellung digitaler In- halte und für die Steigerung der Produktivität. Im Rahmen der Studie hat sich auch gezeigt: Knapp 40 Prozent der Befragten tigten in grundsätzlichen Belangen mehr mitbestimmen können. Es gebe außerdem strukturelle Missstände – zum Beispiel Se- xismus, Rassismus und Machtmissbrauch durch Führungskräfte. Die „Alphabet Wor- kers Union“ stellt in der US-Tech-Branche eine Ausnahmeerscheinung dar, vertritt allerdings bisher auch nur einen Bruchteil der insgesamt über 130.000 Mitarbeiter des Alphabet-Konzerns. Die „Frankfurter Allge- meine Zeitung“ kommentierte die Gewerk- schaftsgründung mit den Worten „Aufruhr im Paradies“, weil ernüchterte Mitarbeiter sich mit viel Mut trauten, Missstände an- zuprangern. Die Gewerkschaft entstand nach eigenen Angaben mit Unterstützung der größeren Gewerkschaft „Communica- tion Workers of America“. Google erklärte gegenüber US-Medien, Arbeitnehmerrechte zu achten, ohne jedoch konkret auf die grundlegende Kritik einzugehen. In einer Stellungnahme hieß es, man wolle künf- tig lieber „direkt mit all unseren Beschäf- tigten“ reden als mit der neu gegründeten Arbeitnehmervertretung. Die Coronakrise hat den Wei- terbildungsmarkt rasant digita- lisiert: Vor Beginn der Corona- pandemie standen 35 Prozent der Weiterbildungsangebote di- gital zur Verfügung, heute sind es 54 Prozent. Das brachte die Studie „Die Zu- kunft der Qualifizierung in Un- ternehmen nach Corona“ vom Stifterverband und McKinsey ans Tageslicht. Befragt wurden im August 2020 genau 550 Un- ternehmen in Deutschland. Die Studie geht davon aus, dass es einen wachsenden Qualifi- zierungsbedarf gibt. Um ihn zu bewältigen, brauche man innovative Lernformate, eine STIFTERVERBAND / MCKINSEY Digitalisierungsschub bei Weiterbildungsangeboten Digitale Schlüsselkompetenzen ermittelt genaue Kenntnis über die tat- sächlich benötigten Fähigkei- ten und eine IT-Infrastruktur, um dezentrales Lernen zu er- möglichen. Die Studie fordert: Die von der Bundesregierung angestoßene Verknüpfung von Kurzarbeit und Qualifizierung müsse gestärkt gemäß des Qua- lifizierungschancengesetzes ermöglicht werden. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob die Voraussetzungen für die steuerliche Absetzbarkeit von Homeoffice sowie die steu- erlichen Begünstigungen der Anschaffung von privaten End- geräten für die Arbeit zu Hause noch zeitgemäß seien.

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