Wirtschaft + Weiterbildung 5/2020
8 wirtschaft + weiterbildung 05_2020 CORONA Selbstständige leiden Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise trifft die Bevölke- rung in Deutschland ungleich- mäßig. „Die Schere scheint sich nicht zwischen Arm und Reich zu öffnen, sondern zwischen angestellt und selbstständig“, sagte Andreas Hackethal, Öko- nom am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, in der „Frankfurter Allgemei- nen Sonntagszeitung“ (12. April 2020). In einer Umfrage unter mehr als 7.000 Haus- halten gaben nur 17 Prozent an, dass sich das Einkommen ihres Hauptverdieners verrin- gert habe. Unter den Selbst- ständigen sagten allerdings 41 Prozent, ihr Geschäft sei zusam- mengebrochen und es fehlten Wenn ein „Management by Walking around“ in einer Krise nicht möglich sei, dann müssten Führungskräfte eben per Telefon „Talking around“ machen. Das forderte der CEO der Personalberatung „Korn-Ferry“, Gary Burnison, am 7. April 2020 in seinem Blog (www.kornferry.com/ insights/articles/leadership-reassure-res i- lience-courage-coronavirus). „Ich telefoniere pro Tag mit 50 Menschen und höre dabei viel mehr zu, als dass ich selbst spreche“, berichtete Burnison. Nur so bekäme er ein genaues Bild vom Heute. Burnison: „Ich habe Führung immer als Reise begriffen: Menschen emotional von einem Punkt zum anderen zu bringen.“ Emotional zu sein, bedeute in der jetzigen Lage, Hoffnung zu verbreiten. Die Mitar- das große Ganze aus den Augen zu verlie- ren. „Es kann sein, dass auch der Unter- nehmenszweck neu ausgerichtet werden muss.“ Ohne eine solche Justierung des Kompasses würden sonst später die heu- tigen Entscheidungen wie Zeitverschwen- dung aussehen, so der Korn-Ferry-CEO. beiter sollten jetzt nicht paralysiert sein. Das Leben sei und bleibe in Bewegung! Chefs sollten jetzt ein Bild entwerfen, wie ihr Unternehmen nach der Krise aussehen werde. Strategie müsse jetzt in Echtzeit ge- macht, Entscheidungen schnell angepasst und Konditionen verändert werden, ohne Karlheinz Schwuchow, Professor für Inter- nationales Management an der Hochschule Bremen, betonte in einem Interview mit der Tageszeitung „Handelsblatt“ (19. März 2020), dass Seminare, die von Business Schools zum Thema Digitalisierung abge- halten würden, nur wenig bewirkten. Diesen Bildungsangeboten für Führungs- kräfte gelänge zwar häufig, Begeisterung für das Neue zu wecken, aber die Ernüch- terung folge dann meist mit der Rückkehr an den eigenen Arbeitsplatz. In den Seminaren gehe es primär um Wis- sensvermittlung. Für exploratives oder experimentelles Lernen bliebe da leider nur wenig Raum. Für ein anspruchsvolles Projektlernen sei zudem in der Regel die Beratungskompetenz der beteiligten Pro- fessoren nicht ausreichend genug. Sie scheuten auch regelmäßig das Risiko des Scheiterns der von ihnen betreuten Pro- jekte und setzten daher lieber auf vertraute Fallstudien. DIGITALE TRANSFORMATION Ernüchterung aktuell KORN FERRY „Jetzt Talking around machen“ die Einnahmen. Dass die meis ten Deutschen wirtschaftlich noch keine Folgen spüren, zeigen die Konsumpläne: Nur 16 Prozent verzichten derzeit bewusst auf geplante Anschaf- fungen über 250 Euro.
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